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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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beherrschen.
    Trotz ihrer wachsenden Zuneigung zu Ezra flößte ihr der Gedanke an die in einer Ehe notwendigen Intimitäten Angst vor der Hochzeitsnacht ein. Wie sollte sie Jonathans Küsse vergessen, die Kraft und Wärme seiner Hände auf ihrem Körper und das Verlangen, seinen Körper an ihrem zu spüren?
    »Du lässt die Suppe noch anbrennen«, raunte Maud ihr zu, als sie den Holzlöffel übernahm und Susan beiseiteschob.
    Da Susan merkte, dass sie niemandem eine große Hilfe war, verließ sie die Kate und zog sich den Schal um die Schultern; die Abendbrise ließ sie an den Armen frösteln. Am Ende der Kaimauer drang ihr der salzige Geruch der aufschäumenden Gischt in die Nase. Sie schaute über die kleine Isle of St. Clement hinaus auf ein Meer, das sich wie geschmolzenes Silber unter dem aufsteigenden Mond kräuselte. Irgendwo da draußen war Jonathan, und sie fragte sich, ob er wohl an sie dachte. Hatten Zeit und Entfernung seine Erinnerung an sie ausgelöscht, oder sehnte er sich nach der Rückkehr, um sie zu seiner Frau zu machen? Tränen verschleierten ihr die Sicht, als ihr klar wurde, dass sie es nie erfahren würde.
    Tahiti, Juni 1771
    Tahani wusste, dass Pruhana vor Groll kochte. Seine Verbannung vor sechs Monaten auf die Insel Huahine bedeutete, dass er allein leben musste, geschnitten von seinen Nachbarn und der gesamten Gemeinschaft. Er wäre gezwungen, sich mit den paar Perlen durchzuschlagen, von denen sie wusste, dass er sie für Rum zurückgelegt hatte – aber er war kein junger Mann mehr und konnte nicht mehr so tief oder lange genug tauchen, um an die reicheren, weiter vom Strand entfernten Austernbänke heranzukommen.
    Nach seiner Verbannung hatte sie Pläne für den Ernstfall geschmiedet, denn sie wusste, er würde versuchen, nach Tahiti zurückzukommen und sich zu rächen. Die Gier nach Rum war ein mächtiger Dämon, der an seinen Eingeweiden zerren und seinen Groll nähren würde. Er war gerissen genug, um von Huahine zu entkommen und nach der Uhr zu suchen.
    Tahani wälzte sich unruhig auf ihrer Matte hin und her, weil sie nicht schlafen konnte. Die Uhr war sicher in der Hütte ihres Bruders versteckt, doch falls Pruhana käme, um sie zu suchen, wäre ihr Leben in Gefahr. Sie erhob sich, wickelte sich in ihren Sarong, stellte sich an den Eingang und schaute in die Nacht hinaus. Die Sterne glitzerten wie Juwelen am Himmel, der Mond spiegelte sich im Wasser, das sanft an den verlassenen Strand plätscherte. Schwerer Blütenduft lag in der Luft, und im Dorf war es still, denn es war spät, und alle schliefen. Sie warf einen Blick auf das kostbare Kind, das in der Ecke schlief. Vielleicht sollte sie es in die Hütte des Bruders bringen. Sie würden ihre Ängste verstehen und sie bei sich aufnehmen.
    Sie wandte sich vom Eingang ab und setzte sich auf die Schlafmatte. Sie hatte sich durch Schattenspiele verängstigen lassen und war töricht, dachte sie mürrisch. Pruhana würde es nicht wagen, die Gesetze zu brechen, denn darauf stand die Todesstrafe, und er war zu feige, um seinen Hals zu riskieren. Sie legte sich hin und schloss die Augen, fest entschlossen, nicht an ihn zu denken.
    Sie wurde von Atemgeräuschen wach. Auf leisen Sohlen schlich jemand an sie heran, und sie roch seinen Schweiß. Vor Schreck gelähmt, stellte sie sich schlafend, erkannte jedoch durch die halb geschlossenen Augenlider ihren verbannten Mann und sah eine Klinge in seiner Hand aufblitzen.
    Noch ehe sie schreien konnte, bohrte sich das Messer in ihren Rücken. Sie spürte, wie das Leben aus ihr wich, und ihr einziger Gedanke galt dem schlafenden Kind. Sie betete, dass Pruhana den Kleinen verschonen möge, wenn er entdeckte, dass die Uhr nicht in der Hütte war.

Neun
    Mousehole, 5. Juli 1771
    D
er Morgen zog mit strahlendem Sonnenschein und einem klaren Himmel auf. Ezra riss das Schlafzimmerfenster auf, sog die Sommerluft tief ein und hielt das Gesicht in die Sonne. Er fühlte sich wie neugeboren, durchdrungen von Freude auf die Zukunft, denn heute war sein Hochzeitstag.
    Viele Stimmen schwirrten durch das Haus, während Lady Cadwalladers Diener das Hochzeitsfrühstück richteten und die neuen Möbel abstaubten, polierten und verschoben. Dank Susan war Leben in dieses öde alte Haus eingekehrt. Es roch nach Bienenwachspolitur, nach Braten und frischem Brot, und eilige huschende Schritte, Lachen und fröhliches Geschnatter waren zu hören.
    Er wandte sich vom Fenster ab und betrachtete den Raum. Wie alles im Haus

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