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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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dass sie durch die Heirat seine Schüchternheit und seine Einsamkeit verscheuchen und ihn mit sich selbst versöhnen könnte. Es spielte keine Rolle, dass sie ihn nicht lieben konnte. Seine Liebe reichte für sie beide.
    Ärmelkanal, 13. Juli 1771
    Jonathan stand an Deck und nahm gierig den Blick auf England in sich auf. Er war fast zu Hause – beinahe in Sicht- und Hörweite von Susan. Sobald die Endeavour angelegt hatte, würde er an ihre Seite eilen und sein Versprechen einlösen.

Zweiter Teil
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Zehn
    Cornwall, 1782
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illy Penhalligan hatte ein schönes Leben. Und dieses Jahr würde es noch besser, dachte er. Seine Zimmer über dem Beggars’ Roost waren warm und gemütlich, er hatte Geld übrig, und seine Kleidung war aus feinstem Stoff. Das Schmuggelgeschäft war äußerst lohnend, und Billy hatte das Talent, Kunden zu finden und die Waren zu verteilen, die die Retallicks von Frankreich herüberbrachten. Im Lauf der Jahre, nachdem die Retallicks ihm vorbehaltlos vertrauten, hatte er die Aufgabe eines Bankiers und Mittelsmannes übernommen. Inzwischen war er fünfundzwanzig und traumhaft reich. Bedauerlich war nur, dass er seine Mutter oder seine Schwester so selten sah.
    Er setzte sich die junge Frau etwas bequemer auf den Schoß und trank aus dem Zinnkrug. Das Mädchen war willig, die Wirtschaft voll und laut, und sein Bauch war nach dem Abendessen, das er gerade zu sich genommen hatte, angenehm gefüllt.
    »Der Zoll!«
    Im Nu trat Schweigen ein, und alle drehten sich zu dem kleinen Bengel an der Tür um.
    »Sie sind schon an der Ecke und kommen hierher!«
    Billy sprang auf, die Kellnerin landete unsanft auf dem Boden, er lief hinter die Bar und schnappte sich den Wirt. »Lass mein Pferd nach Tinners Field bringen«, sagte er leise und drückte dem Mann eine Goldmünze in die Hand. Ohne auf eine Antwort zu warten, eilte er die schmale Treppe in sein Zimmer hinauf.
    Die Holzvertäfelung verbarg einen geheimen Zugang zu einer dunklen Kammer mit einer Strickleiter. Am Fuße dieser Leiter lag die Reisetasche, für solche Notfälle fertig gepackt. Sie enthielt sein Geld, seine Geschäftsbücher und Kleidung zum Wechseln. Billy schloss die Holzvertäfelung hinter sich, griff nach der Tasche und kletterte die Strickleiter hinauf, die er hinter sich hochzog, nachdem er auf dem Speicher gelandet war. Er hielt kurz inne, um Atem zu schöpfen und seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Von der Straße drangen laute Männerstimmen und Pferdegetrappel zu ihm hoch. Er hatte nicht viel Zeit.
    Der Speicher zog sich als niedriger Tunnel über die ganze Häuserzeile. Billy bückte sich und eilte über die morschen Balken, im Stillen betend, dass sie sein Gewicht aushielten. Die muffige Luft roch nach Ungeziefer, staubige Spinnweben blieben ihm im Gesicht und Haar hängen, doch er bemerkte es kaum. Im letzten Haus blieb er stehen und lauschte. Von unten war nichts zu hören.
    Er schwang sich vom Speicher hinunter und landete leise auf dem Boden eines Zimmers. Der Stellmacher hatte es offenbar für klüger gehalten, in der Kneipe zu bleiben, während Billy die Flucht ergriff. Er würde reichlich belohnt werden, sobald sich die Hektik gelegt hätte.
    Billy rannte die schmale Treppe hinab in die Werkstatt und die Wohnung. Die Stimmen waren jetzt lauter, das Geräusch sich nähernder Pferde ließ sein Herz schneller schlagen.
    Die Luke war hinter einem Holzstapel verborgen; Billy kroch rasch hindurch und gelangte in ein Labyrinth von Tunneln, die angelegt worden waren, um Unwissende zu verwirren. Er kannte den Weg gut, denn diese Tunnel waren viele Jahre lang benutzt worden, und er hatte manches Mal hierherkommen müssen. Er lief, so schnell er konnte, unter den Straßen und Häusern von Newlyn entlang.
    Als er wieder ins Freie kam, war der Mond von tief dahinjagenden Wolkenfetzen verschleiert, und vom Meer wehte ein scharfer Wind. Tinners Field lag am östlichen Ortsende, und hätte er Zeit und Lust gehabt, so hätte er über die Landspitze hinweg auf die flackernden Lichter von Mousehole schauen können.
    Das Gras war bereits feucht, und er legte sich einen Augenblick nieder, hielt die Luft an und lauschte auf ein Anzeichen, dass die Zöllner in der Nähe waren. Der halb zerfallene Steinschornstein der stillgelegten Zinnmine zeichnete sich vor dem schwachen schwankenden Schimmer des Mondes als dunkle Silhouette ab. Nichts regte sich außer dem Gras im Wind. Er pfiff leise.
    Das Pferd wieherte

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