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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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zurück und trabte aus dem Dunkeln auf ihn zu. Billy stieg auf, befestigte die Reisetasche am Sattel und trieb das Pferd mit leichtem Fersendruck in die Seiten an.
    »He, du da! Im Namen des Königs, stehen bleiben!«
    Der Ruf kam aus den Schatten des alten Schornsteins. Gleichzeitig tauchten mehrere Reiter auf.
    Billy erstarrte, riss die Zügel herum, um das Pferd zu wenden. Ihm stockte das Herz, als er noch mehr Männer am Horizont auftauchen sah. Der einzige Weg, der noch offenstand, waren die Klippen. Er war in die Enge getrieben. Fluchend drehte er das Pferd und rammte ihm die Fersen in die Rippen. Das Pferd erschrak, machte einen Satz nach vorn und begann zu galoppieren.
    »Halt, oder wir schießen!«
    Billy beugte sich im Sattel vor und spornte das Pferd noch mehr an. Zwischen den Reitern vor ihm war eine Lücke. Wenn er dort hindurchkäme, hätte er eine Chance zu entkommen, denn sein Pferd war schnell, und er kannte das Land wie seine Westentasche.
    Die Männer hinter ihm holten auf, und die vor ihm führten etwas im Schilde.
    Billy kniff die Augen zusammen und spähte in die Dunkelheit, während sein Pferd über das Gras auf die Reihe Bewaffneter zuflog. Ein Heuwagen wurde ihm direkt in den Weg geschoben. Ihm blieb nichts anderes übrig, als geradewegs in die Reihe hineinzugaloppieren und zu riskieren, angeschossen zu werden. Er legte sich auf den Hals des Tieres, um möglichst wenig Zielfläche zu bieten. Nun konnte er ihre Pistolen und das Leuchten ihrer Augen sehen.
    »Feuer frei!«
    Irgendetwas schlug in seine Schulter. Er war getroffen. Das Pferd wankte unter ihm und stürzte mit einem schrecklichen Aufschrei kopfüber zu Boden. Billy wurde aus dem Sattel geworfen, sein Stiefel verfing sich im Steigbügel, das tote Pferd brach über seinem Bein zusammen. Benommen und unter Schmerzen schaute Billy zu den Männern auf, die sich um ihn versammelten.
    »Endlich lernen wir uns kennen, Billy. Und es freut mich, dir mitteilen zu können, dass ich dich wegen Vergehen gegen die Krone verhafte. Man darf hoffen, dass dich eine lange Strafe erwartet.«
    Billy nahm den letzten Rest seiner Großspurigkeit zusammen, als man das Pferd wegzog und ihn schmerzvoll auf die Beine stellte. »Alles schön und gut«, sagte er schleppend. »Ihr habt elf Jahre gebraucht, mich zu fangen; und dann habt ihr auch noch ein ausgesprochen gutes Pferd erschossen.«
    Schwurgericht in Bodmin, 1782
    Der Prozess fand drei Monate später statt und dauerte nur wenige Stunden. Die Beweislast war erdrückend, und Strafaufschub wurde nicht gewährt. Billy saß neben Ben Retallick und anderen auf der Anklagebank. Seine Schulter schmerzte noch, nachdem ein so genannter Chirurg ihm die Kugel herausgeholt hatte. Ben hatte die Medikamente und sauberen Verbandsstoff bezahlt, so dass wenigstens die Gefahr einer Blutvergiftung gemildert war, doch er machte sich noch immer Sorgen, dass der Arm nicht mehr zu gebrauchen wäre.
    Wie sich herausstellte, hatte der Stellmacher sie verraten und als Gegenleistung für einen Freispruch wie ein Kanarienvogel gesungen. Dafür war er in Newlyn jetzt gebrandmarkt und würde wegziehen müssen aus der eng zusammenhaltenden Fischergemeinschaft, deren Wohl und Wehe von den Schmugglern abhing.
    Während er den langatmigen Ausführungen der Juristen im stickigen Gerichtssaal folgte, betrachtete er die johlende Menschenmenge, die sich den Spaß ansehen wollte. Es war ein Pöbelhaufen, und die Gerichtsbeamten waren über den Pfiffen und Buhrufen kaum zu verstehen.
    Ihre ruhige Haltung hob sie aus der Menge hervor, und als sich ihre Blicke trafen, schämte er sich. Susan war gekommen, um ihn zu unterstützen – doch sie war auch Zeugin seiner Schande und musste als unschuldiges Opfer die Schmach, die er seiner Familie zugefügt hatte, tragen. Er hatte gehofft, sie würden von seiner Notlage nichts erfahren, doch natürlich hatte sie das Gerücht über seine Verhaftung innerhalb weniger Tage erreicht. Er versuchte, ihr aufmunterndes Lächeln zu erwidern, war aber nicht mit dem Herzen dabei. Er dankte Gott im Stillen dafür, dass ihre Mutter nicht mitgekommen war.
    »Benjamin Retallick. Sie werden hängen, bis der Tod eingetreten ist. Schafft ihn hinunter!«
    Billy war fassungslos. Er konnte den Mann, den er so viele Jahre lang bewundert hatte, nur ansehen und seine Hand ergreifen, ehe man ihn grob abführte. Lieber Himmel, würden sie denn alle hängen? Er schaute zum Richter hinüber, und kalter Schweiß rann ihm über den

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