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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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bitte, verfolge diese albernen Pläne nicht weiter, uns alle in eine Sträflingskolonie zu bringen. Wir können von vorn anfangen, hier, in unserem Zuhause, wo die Kinder in Sicherheit sind.«
    »Die Vereinbarungen sind getroffen. Wir gehen im nächsten Frühjahr fort.« Dann schaute er sie an, sein Gesicht war ausgemergelt vor Sorge und Erschöpfung. »Ab sofort werde ich in meinem Arbeitszimmer schlafen«, sagte er tonlos. »Vielleicht wirst du dann Zeit und Raum haben, das Ausmaß deines Betrugs voll einzuschätzen.«
    Susan ging hinter ihm die Treppe hinauf und fand kein Gehör, als sie um Vergebung flehte. Er schloss die Tür hinter sich ab. Lange blieb sie dort stehen, bevor sie sich in ihr gemeinsames Schlafzimmer begab. Sie hockte sich im Dunkeln auf den Fenstersitz und ließ endlich den Tränen der Scham und der Qual freien Lauf.
    Sie schaute aus dem Fenster und sah den Mond zwischen den Wolken auftauchen. Sein kalter, unpersönlicher Glanz ließ sie frieren. Mit einem Schaudern der Selbstverachtung kam ihr die Galle hoch, als sie sich ins Gedächtnis rief, wie es den Sommer über gewesen war. Sie hatte nicht ein einziges Mal mit Ezra geschlafen – denn entweder hatte sie so getan, als schliefe sie, oder sie hatte gewartet, bis er schnarchte, bevor sie zu Bett ging. Jonathan hatte sie verhext, hatte ihre Gedanken und Gefühle derart in Beschlag genommen, dass sie den Bedürfnissen ihres Mannes achtlos gegenübergestanden hatte.
    Rückblickend wurde ihr klar, dass Ezra unausgesprochene Fragen auf der Zunge gelegen hatten und sein Verhalten von tiefer Traurigkeit geprägt war, die sie geflissentlich übersehen hatte. Ezra hatte es die ganze Zeit gewusst und sich gequält, unfähig oder nicht bereit, es anzusprechen, da er sie sonst verlieren könnte. In der überdeutlichen Klarheit jener mondhellen Nacht erkannte sie, wie sehr sie ihn betrogen hatte.
    Sie umschlang ihre Knie und ließ die Tränen über die Wangen laufen. Ihre Affäre hatte beinahe einen Mann vernichtet, dessen einzige Schuld darin bestand, sie zu lieben. »O Ezra«, flüsterte sie. »Wie konnte ich dir das nur antun?«
    In dieser einsamen Nacht wurde ihr klar, dass sie fortgehen musste. Ezras Kälte wäre nicht zu ertragen, und das, was sie an diesem Abend gesagt hatten, wäre nicht so leicht zu vergessen. Sie brauchten Zeit, die Wunden verheilen zu lassen, was nur dann möglich war, wenn sie Cornwall verließe. Sie biss sich auf die Unterlippe und überlegte, wohin um alles in der Welt sie gehen konnte.
    Der Mond verblasste, und der Himmel am Horizont wurde hell, als sie den Fenstersitz verließ und an ihren Schreibtisch ging. Ann wohnte in Bath, und da Gilbert fort war, um Vorbereitungen für die Erste Flotte zu treffen, wäre der Zeitpunkt für einen Besuch ideal. Es wäre vollkommen natürlich, zu ihrer Schwägerin zu gehen, und nicht einmal Ezra konnte an ihren Überlegungen etwas aussetzen. Sie nahm die Feder zur Hand und begann, ihrer einzigen Freundin, der sie voll und ganz vertrauen konnte, einen langen Brief zu schreiben.
    Auf dem Gefangenenschiff Dunkirk, Plymouth, im Frühling 1787
    Als die Sonne wärmer wurde, verstärkte sich der Gestank im Schiff, und die Fliegen vermehrten sich noch schneller. Billy freute sich auf das Tageslicht und die Möglichkeit, die stinkenden Zellen des Laderaums zu verlassen, um die frischere Luft im Hafen einzuatmen. Es gehörte schon was dazu, überlegte er, wenn ein Mann zwölf Stunden Knochenarbeit dem Herumlungern auf einem Strohlager vorzog, zumindest aber erlöste ihn das von den Wanzen und dem Stöhnen der Kranken. Er blieb gesund und bei Verstand. Es tat ihm nicht gut, über sein Leben nachzudenken, wenn er nur noch die Deportation vor sich hatte.
    In den Innereien des verrottenden Schiffes war es dunkel, er war wach und unruhig und wartete darauf, dass der erste Schimmer des Morgengrauens durch die Lücken zwischen den Schiffsplanken drang. Vor Monaten war der Kai fertiggestellt worden, jetzt waren er und die anderen körperlich kräftigeren Gefangenen abgestellt worden, eine Straße zu bauen, die vom Schlagbaum hinunter zum Hafen führen sollte.
    Er bewegte die Arme, spürte das Spiel der Muskeln, wo einst nur Haut und Knochen waren. Seit dem Besuch des Feldmarschalls hatte er größere Rationen bekommen, seine Kleidung war sauberer, und Mullins hatte die Peitsche niedergelegt. Es war hilfreich, Freunde in gehobener Position zu haben – doch er prahlte nicht mit solchen Dingen. Das Leben

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