Traeume Suess, Mein Maedchen
passiert, wenn Laura Dennison einfach ihre Geheimzahl geändert hätte. Der Warnton wäre zu einem lauten Sirenenheulen angeschwollen, und sie und Brad wären in der Dunkelheit geflohen und hätten auf dem Rückweg zum Hotel laut gelacht. Wie dumm war das?, konnte sie sie kichern hören, während sie zurück ins Bett fielen. Wie dumm war das?
Aber Mrs. Dennison hatte den Code nicht geändert und war auch nicht aufgewacht. Jedenfalls nicht, als Jamie und Brad durchs Erdgeschoss gegeistert waren, und auch nicht, als sie neben ihrem Bett gestanden und die Schubladen ihrer Kommode durchwühlt hatten.
Unter dem stetigen Strom der Dusche sah Jamie vor ihrem inneren Auge, wie sie die Hand nach den goldenen Perlohrringen in der roten Schatulle ausstreckte und sie an ihre Ohren steckte. Sie sah, wie Brad die Diamantmanschettenknöpfe in seiner Hosentasche verschwinden ließ, wie er sich mitten im Flur auf den Boden setzte und sich störrisch weigerte, sich zu rühren, bis sie ihm ihr altes Zimmer zeigte. Und dann das Zimmer selbst mit seinen beigefarbenen Wänden und dem grässlichen braun-schwarzen Überwurf.
Komm, setz dich zu mir.
Nicht, Brad. Lass das.
Alles okay, Jamie. Entspann dich.
Nein. Hör auf.
Erzähl mir, was du mit ihm in diesem Bett gemacht hast, Jamie.
Brad, ich mag das nicht. Hör bitte auf.
Klar gefällt es dir. Es macht dir genauso viel Spaß wie mir. Du magst es rau und schmutzig.
Nein, mag ich nicht. Hör bitte auf.
Bist du so weit?
Der abgestandene Geruch des Stoffs, der in ihre Nase drängte, als er sie von hinten bestieg. Der brennende Schmerz und das Feuer, die unkontrolliert in ihrem Körper wüteten, ihre Eingeweide ausradierten und sie zerfetzt und blutend zurückließen. Wie tot.
Das ist deine Schuld, weißt du.
Es ist meine Schuld.
Ein lautes Pochen an der Tür. »Hey, Jamie, wie lange willst du da drinnen noch machen?«
Jamies Kopf schnellte in Richtung des Geräuschs herum. Sie begann, ihre Brüste einzuseifen, um das Brennen abzuwaschen, das seine Zähne auf ihren Brustwarzen hinterlassen hatten.
Sie hörte Mrs. Dennisons Stimme vom oberen Treppenabsatz - »Jamie? Bist du das?« - und sah sich aus dem Haus stürzen, sich neben ihrem Wagen krümmen und übergeben, bevor sie, unfähig, sich zu rühren, auf dem Bürgersteig zusammenbrach.
Wohin konnte sie gehen?
Zur Polizei? Und was sollte sie sagen? Dass sie vergewaltigt worden war? Anal vergewaltigt im Haus ihrer Exschwiegermutter, in das sie eingebrochen waren, um die goldenen Perlohrringe zu stehlen, die jetzt schmerzhaft an ihren Ohren rieben? Dass sie den Tatort fluchtartig verlassen hatte, während sich ihr Liebhaber um die Frau kümmerte? Dass alles, was in dieser Nacht geschehen war, nicht ihre Schuld war?
»Noch zwei Minuten, Jamie. Dann komme ich rein«, warnte Brad sie.
Und dann war er plötzlich neben ihr gewesen und hatte ihr behutsam in den Wagen geholfen. Das Gesicht ans Beifahrerfenster gepresst hatte sie in der Scheibe sein Lächeln gesehen und gespürt, wie der Motor angelassen wurde und sie mit seinem Brummen einhüllte, als sie losfuhren. Sie hörte sein Lachen und aufgeregtes Fingerschnippen, als er
triumphierend auf das Lenkrad trommelte. »Wow. Das war echt mal was«, sagte er und lachte erneut.
Irgendwann fand sie ihre Stimme wieder. »Was ist passiert?«
»Was glaubst du denn, was passiert ist?«
»Oh Gott.« Ein leises Stöhnen entwich ihrer Kehle und hallte im Wagen wider.
Brad drückte ihren Oberschenkel. »Entspann dich, Jamie. Nichts ist passiert.« Und wieder lachte er.
»Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass nichts passiert ist.«
»Aber sie hat uns gesehen. Sie hat mich gesehen.«
»Sie dachte, sie hätte dich gesehen. Ich habe ihr erklärt, dass sie sich geirrt hat.«
»Wie? Was hast du gemacht?«
»Ich kann sehr überzeugend sein.«
»Du hast ihr nicht wehgetan.«
»Das war gar nicht nötig.« Er zuckte die Achseln und bog an der nächsten Ecke rechts ab.
»Das verstehe ich nicht. Was hast du zu ihr gesagt?«
»Ich habe ihr erklärt, dass das Ganze ein Irrtum sei und ich ihr, wenn sie die Polizei nicht ruft, versprechen würde, nicht zurückzukommen und ihr den Hals umzudrehen. Sie schien sehr kooperativ.«
»Das ist alles?«
»Mehr oder weniger.«
»Wie viel mehr?«, fragte Jamie mit angehaltenem Atem.
»Nichts, worüber du dir Sorgen machen musst, Jamie-Girl.«
»Aber du schwörst, dass du ihr nicht wehgetan hast?«, fragte Jamie noch einmal flehend.
»Das
Weitere Kostenlose Bücher