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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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langen, dunkelroten Fingernägel des Mädchens zierten und ein einzelner roter Glasstein aus einer Seite ihrer breiten Nase ragte wie eine große Sommersprosse.
    »Wie viel kosten die?« Emma hielt die Ohrringe neben ihr Gesicht und betrachtete ihr Bild in dem kleinen Spiegel auf dem Tresen.
    »Fünfzig Dollar.«
    »Das ist aber eine Menge.«

    »Es sind echte Perlen«, sagte das Mädchen.
    Emma hätte beinahe gelacht. Als ob dieses Mädchen eine Perle von einer Erdnuss unterscheiden könnte, dachte sie. »Und was ist mit denen?« Sie zeigte auf ein Paar rosafarbener Herzen aus Bergkristall. »Und die?« Diesmal handelte es sich um ein Paar winziger blauer Blumen. »Kann ich die auch noch sehen?« Emma hielt sich die verschiedenen Ohrringe ans Ohr, drehte ihren Kopf hin und her und freute sich daran, wie jedes Paar den eleganten Schwung ihres langen Halses betonte. Vielleicht waren sie nicht so teuer wie die »Perlen«. Vielleicht konnte sie sich die tatsächlich leisten? »Wie viel kosten die?«
    »Die Herzen kosten fünfundsechzig, die Blumen fünfzig.«
    »Autsch.« So viel zum Thema bezahlbar. Sie legte sie wieder auf den Tresen und beschloss unvermittelt, auch die anderen Sachen zurückzugeben. Ich bin nicht mehr das Mädchen von damals, ermahnte sie sich. Ich nehme keine Sachen mehr, die mir nicht gehören.
    »Verzeihung«, rief am anderen Ende des Tresens ein Kunde. »Kann mir vielleicht irgendjemand helfen?«
    Das Mädchen drehte den Kopf in die Richtung, und Emma wischte, ohne nachzudenken, die rosafarbenen Ohrringe vom Tresen in ihre Jackentasche. »Gehen Sie nur«, erklärte sie der Verkäuferin großzügig. »Ich komme ein anderes Mal wieder.« So viel zu dem Vorsatz, eine neue Seite aufzuschlagen.
    Sie war schon fast am Ausgang, als sie eine Hand auf der Schulter spürte. »Verzeihung«, sagte eine männliche Stimme unheilvoll. »Ich glaube, Sie kommen besser mit mir.«

20
     
     
    Als Jamie die Augen aufschlug, stand Brad neben dem Bett und starrte auf sie herab.
    »Na, sieh an, wer da endlich aufgewacht ist.«
    Jamie sagte nichts.
    Brad ließ sich neben sie aufs Bett fallen. Die Bewegung durchfuhr Jamie wie der Stoß eines Bajonetts, und sie musste sich auf die Lippe beißen, um nicht vor Schmerz aufzuheulen. »Ah, komm, Jamie. Du bist doch nicht immer noch sauer auf mich wegen gestern Nacht, oder?« Er strich ihr sanft einige Haarsträhnen aus der Stirn.
    Jeder Muskel in Jamies Körper zog sich zusammen und jagte schmerzhafte Krämpfe von den Zehen zu den Fingerspitzen, obwohl sie sich kaum bewegte. »Wie spät ist es?«, fragte sie mit schwer belegter Stimme.
    »Schon fast zwölf«, sagte Brad und lachte. »Kriege ich keine Bonuspunkte dafür, dass ich dich so lange hab schlafen lassen?«
    »Zwölf Uhr«, wiederholte sie, aber die Worte schienen sinnlos und sagten ihr nichts. Was bedeutete es, dass es zwölf Uhr war? Was bedeutete irgendetwas?
    »Zeit, dass die Karawane weiterzieht.«
    Zeit, dass die Karawane weiterzieht, wiederholte Jamie stumm und fragte sich, welche Karawane und wohin weiter.
    »Los, Jamie. Wir müssen das Zimmer bis eins geräumt haben.«
    Brad stand auf, ging zu der Kommode und warf ein paar Kleidungsstücke, die Jamie am Vortag getragen hatte, aufs Bett. »Zieh dich an. Wir wollen los.«

    An der Entschiedenheit in seiner Stimme erkannte Jamie, dass ihm langsam die Geduld ausging, und sie versuchte, sich zu bewegen, einen Fuß aus dem Bett zu strecken, sich auf die Ellbogen zu stützen und aufzurichten, aber es war, als wären alle ihre Gliedmaßen eingegipst worden, während sie geschlafen hatte. Ihre Arme waren wie Anker, die sie nach unten zogen, jede noch so kleine Anstrengung ließ sie nur tiefer und tiefer in einen endlosen Abgrund sinken. Wenn dem nur so wäre, dachte sie, als Brad ihr die dünne Decke vom nackten Leib zog. Die Klimaanlage pustete geräuschvoll kalte Luft auf ihre entblößte Haut, sodass sie überall eine Gänsehaut bekam.
    »Steh auf, Jamie. Sofort.«
    »Ich muss noch duschen«, murmelte sie, ohne sich zu rühren.
    »Was - soll das ein Witz sein? Schon wieder duschen? Du hast die halbe verdammte Nacht unter der Dusche gestanden.«
    »Ich muss duschen«, beharrte Jamie und war selbst überrascht, sich unvermittelt auf den Beinen zu sehen. Sie schlurfte am Bett lang, stützte sich an der Wand ab und versuchte, die unsichtbaren Rasierklingen zu ignorieren, die ihre Schenkel aufschlitzten, genau wie die Messer, die ihr in den Rücken stachen.
    »Ich gebe

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