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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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dir fünf Minuten«, sagte Brad.
    Im Vorbeigehen sah Jamie sich kurz im Spiegel und erkannte das geschwollene Gesicht und die gehetzten Augen, die zurückstarrten, kaum wieder. Wären da nicht die goldenen Perlohrringe gewesen, die unter ihrem zerwühlten Haar hervorlugten, hätte sie die Erscheinung vielleicht als bloßes Phantom ihrer völlig erschöpften Fantasie abtun können.
    »Hey, Jamie«, sagte Brad, als sie an ihm vorbeiging. »Ich liebe dich. Das weißt du doch, oder?«
    Jamie beugte sich jählings vornüber, weil sie von einem
trockenen Würgen gepackt wurde, das sie auf die Knie zwang und keuchend nach Luft schnappen ließ.
    Brad war sofort bei ihr, legte fürsorglich einen Arm um sie und zog sie hoch. »Also wirklich, Jamie-Girl. So reagiert man aber nicht, wenn einem ein Mann seine Liebe erklärt.«
    Jamie wand sich aus seiner Umarmung.
    »Ach, komm, Jamie. Sei doch nicht so.«
    Jamie fuhr herum, und ihre Blicke schrien heraus, was sie nicht über die Lippen brachte. Sei doch nicht so? Sei doch nicht so?!
    »Komm schon, Jamie. So schlimm war es auch wieder nicht. Irgendwie hat es doch auch Spaß gemacht.«
    Jamie traute ihren Ohren kaum. Meinte er das ernst? Hatte er wirklich das Wort Spaß verwendet, um zu beschreiben, was er ihr gestern Nacht angetan hatte? »Spaß?«, hörte sie sich schreien. »Du hast mich vergewaltigt, verdammt noch mal.«
    »Ach, nenn es nicht so. Komm schon, Jamie. Es hat dir gefallen. Zumindest ein wenig. Gib es zu.«
    »Wie kannst du das sagen? Wie kannst du das auch nur denken?«
    »Weil ich die Frauen kenne«, sagte er geheimnisvoll und fügte noch ominöser hinzu: »Weil ich dich kenne.«
    Stimmte das, fragte Jamie sich. War es möglich, dass ein praktisch Fremder sie besser kannte als sie sich selbst? Dass er in dem Moment, in dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte, etwas in ihr erkannt hatte - ihre Schwäche nämlich - und lediglich seinen Instinkten folgte? Das ist alles deine Schuld, hörte sie ihn sagen, als sie die kalten Fliesen des Badezimmerfußbodens betrat und die Tür zumachte.
    »Nicht abschließen«, rief Brad ihr nach.
    Jamie hatte die Hand am Schloss. Mit einer Drehung konnte sie ihn aussperren, zumindest vorübergehend. Und vielleicht würde er des Wartens, Lockens und Klopfens überdrüssig werden. Vielleicht würde ein Zimmermädchen
kommen, um das Zimmer sauber zu machen. Wenn sie anfing, aus Leibeskräften zu schreien, würde er vielleicht in Panik geraten und abhauen. Aber wahrscheinlich würde er einfach die Tür eintreten, sie an den Haaren packen und aufs Bett schleudern. Und was dann? Eine Wiederholung des Spaßes von gestern Nacht? »Oh Gott«, stöhnte sie und ließ die Hände sinken, während Tränen auf mittlerweile vertrauten Bahnen über ihre Wangen strömten.
    »Hey, Jamie«, rief Brad vor der Tür. »Soll ich reinkommen und dir den Rücken schrubben?«
    Jamie sagte nichts, sondern zog den durchsichtigen Plastikvorhang beiseite, stieg in die Wanne, drehte den Wasserhahn auf und spürte, wie das Wasser abwechselnd heiß und kalt auf sie herabströmte. Sie öffnete ihren Mund, ließ ihn voll Wasser laufen und fragte sich, ob man so tatsächlich ertrinken konnte. Sie drehte sich um und spürte, wie das Wasser an ihrem Rücken herunter zwischen ihre Pobacken floss. »Oh Gott«, rief sie noch einmal, und eine neue Tränenflut strömte über ihre Wangen. Sie strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht und streifte dabei die goldenen Perlohrringe. »Was habe ich getan?«, rief sie.
    Dieselbe Frage hatte sie sich schon die ganze Nacht gestellt.
    Was war passiert? Was hatte sie getan?
    Sie hatten in ihrem Motelbett geschlafen. Es war nicht gerade das Ritz, aber es war sauber und das Bett bequem. Und dann hatte Brad ihr plötzlich ins Ohr geflüstert, ihr seine Liebe erklärt und sie damit unter der Decke hervor in die kühle Nacht gelockt. Er war durch die Stadt gefahren, in die Magnolia Lane eingebogen, hatte ihr seinen Plan dargelegt und ihre Proteste ignoriert. Er war ausgestiegen, sie war ihm gefolgt und hatte sich dabei eingeredet, dass er irgendwann plötzlich innehalten, sich umdrehen und ihr erklären würde, dass das Ganze nur ein Witz war.
    Aber er war nicht stehen geblieben, und wenig später waren
sie im Haus, die Alarmanlage ging los, und sie gab den Code ein. Den Code, den Mrs. Dennison leicht hätte ändern können, den sie hätte ändern sollen. Warum hatte sie den verdammten Code nicht geändert? Der ganze Schlamassel wäre nie

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