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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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gucken, ob die blöde Karte heute funktioniert.« Er schob sie in den entsprechenden Schlitz. »Komm schon, Gracie-Girl. Noch einmal.« Aber wenig später wurde die Karte wieder abgelehnt. Brad schnaubte verächtlich und warf die Karte auf den Vordersitz. »Hast du noch Bargeld?«, fragte er Jamie. »Ich bin ein bisschen knapp.«
    Wer war Gracie, fragte Jamie sich, zog einen Zwanzigdollarschein aus ihrem Portemonnaie und gab ihn Brad durch das offene Fenster.
    »So ist’s brav«, sagte Brad.
    Gracie-Girl, wiederholte Jamie stumm, betrachtete die Kreditkarte auf dem Sitz neben sich und nahm sie in die Hand.
    G. HASTINGS.
    Wer war G. Hastings?
    Wenn Sie bitte hier unterschreiben wollen, Mr. Hastings.
    Tut mir Leid, Sir. Haben Sie zufällig noch eine andere Kreditkarte?
    Gracie-Girl.
    Er hat dich gerade Mr. Hastings genannt.
    Hastings ist mein zweiter Vorname.

    Brad Hastings Fisher. Was für ein vornehm klingender Name.
    »Wer ist Gracie Hastings?«, fragte Jamie Brad, als er sich wieder hinters Steuer setzte.
    Statt zu antworten, nahm er ihr die Kreditkarte aus der Hand, knickte sie in der Mitte, bis sie brach, und warf sie aus dem Fenster, als sie auf die Interstate 75 Richtung Norden fuhren.
    Jamie wandte sich ab, sagte nichts und konzentrierte sich auf die vorbeifliegende Landschaft. Ich könnte die Tür aufmachen und mich aus dem Wagen werfen, dachte sie. Vor ihrem inneren Auge sah sie ihren Körper vom Beifahrersitz rollen und wie ein weggeworfenes Papiertaschentuch auf den dunklen Asphalt schleudern. Sie spürte, wie ihr Kopf aufprallte und ihr Schädel brach, sah ihr zermalmtes Gesicht, während ihr geschundener Leib, einen Funkenregen nach sich ziehend, über die Autobahn glitt, bevor er von einem weiteren Wagen erfasst und wie ein verirrter Football an den Straßenrand geschleudert wurde. Würde ein derart schändliches Ende ausreichen, das Feuer zu löschen, das immer noch in ihr loderte? Sie schloss die Augen und gab vor zu schlafen.
    »Hey, Jamie«, sagte Brad etwa eine halbe Stunde später. »Guck mal, wo wir sind.«
    Widerwillig öffnete Jamie die Augen.
    »Die nächste Abfahrt ist Barnsley Gardens«, verkündete er. »Hast du immer noch Lust, dort abzusteigen?«
    Jamie schüttelte den Kopf. War das sein Ernst?
    »Bist du sicher? Denn ich würde keine Sekunde zögern, wenn mich mein Mädchen dann wieder liebt.«
    »Ich will aber nicht.«
    »Ich hab an das Fünf-Sterne-Restaurant gedacht und mir überlegt, dass du vielleicht Hunger hast. Du hast den ganzen Tag noch nichts gegessen.«
    »Ich will nichts.«

    Schweigend fuhren sie an der Ausfahrt Barnsley Gardens vorbei. »Und … was? Willst du nicht mehr mit mir reden? Werde ich mit Schweigen gestraft?«
    »Ich bin müde, Brad. Mir ist nicht nach Reden zumute.«
    Etliche Minuten lang sagte er gar nichts. Dann: »Weißt du, ich hab irgendwo gelesen, dass alle Frauen heimlich davon träumen, vergewaltigt zu werden.«
    Jamie sagte nichts, obwohl diese Behauptung wahrscheinlich teilweise stimmte. Auch sie hatte sich solchen Fantasien gelegentlich hingegeben. Die Vorstellung, gegen den eigenen Willen genommen zu werden, keine Wahl zu haben, zur Unterwerfung und dem Verbotenen gezwungen zu werden, hatte etwas seltsam Verführerisches, sogar Befreiendes. Aber was in der Fantasie vielleicht erotisch und angenehm gewesen war, hatte sich in der Realität als grauenhaft und abstoßend erwiesen.
    In Jamies Fantasien war ihr, egal wie gewalttätig und pervers der vorgestellte Überfall auch gewesen sein mochte, nie wirklich etwas zugestoßen. Sie hatte kein Unbehagen, keine Erniedrigung und keine Angst erlebt, keinen echten Schmerz gespürt. Ihr Körper hatte nicht von innen gebrannt, und ihr Herz war nicht gebrochen worden. In ihrer Fantasie hatte der Vergewaltiger keine wirkliche Macht über sie. Er tat nur, was ihre Einbildungskraft ihm erlaubte. Letztendlich war ihm ihre Lust ebenso wichtig wie seine. Letztendlich behielt sie selbst die Kontrolle.
    Die Wirklichkeit war etwas ganz anderes.
    Und in dieser Wirklichkeit lag keine Lust.
    »Ach, übrigens«, sagte Brad und griff in seine Jeanstasche. »Die hast du im Motel vergessen.« In seiner Hand blitzten zwei goldene Perlohrringe auf. Er grinste sie eiskalt an und ließ die Ohrringe in ihren Schoß fallen.

21
     
     
    Emma erstarrte. Die riesige Pranke lag schwer auf ihrer Schulter, drohte durch ihre Jeansjacke, ihre Wollpullover und ihr Baumwoll-T-Shirt bis auf ihre nackte Haut durchzudringen und durch ihre

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