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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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weißt?«
    Jamie erwartete, ihren neuen Ehemann sagen zu hören: »Ich weiß alles, was ich wissen muss. Ich weiß, dass ich sie liebe.« Aber stattdessen hörte sie eine Folge unterwürfiger Entschuldigungen - für seine überstürzte Entscheidung, die unnötige Hast, mit der er durchgebrannt war, und die erschütternde Missachtung der Gefühle seiner Mutter - sowie seine Beteuerungen, dass er und seine neue Frau keineswegs die Absicht hätten, sich in Palm Beach niederzulassen, und auch die geplanten Flitterwochen auf den Bahamas abblasen würden, um vielmehr gleich am nächsten Morgen nach Atlanta zu fliegen, um sie zu beruhigen. Jamie versuchte sogar, ihre neue Schwiegermutter zu trösten, indem sie sie aufforderte, sie auf der gemeinsamen Wohnungssuche zu begleiten, und ihr erklärte, dass ihr Rat jederzeit willkommen sei und sie sich freuen würde, von einer so engen und liebevollen Familie aufgenommen zu werden. Als Antwort hörte sie das eisige Schweigen am anderen Ende der Leitung, bevor diese unterbrochen wurde.

    Natürlich war der Sex jener Nacht eine einzige Katastrophe, ihr Mann brachte keine dauerhafte Erektion zustande, egal was sie versuchte. »Wo hast du denn den kleinen Trick gelernt?«, hatte er gefragt und sie wütend von sich gestoßen. »Haben dir das deine Freunde auf dem College beigebracht?«
    Da hatte sie zum ersten Mal daran gedacht, ihn zu verlassen. Pack deine Tasche, und geh durch die Tür, erinnerte sie sich, gedacht zu haben, als sie sich auf ihrer Seite des Bettes zusammengekauert hatte. Schluck deinen Stolz herunter und geh nach Hause zu deiner Mama. Es sind noch keine 24 Stunden vergangen. Du kannst eine Annullierung bekommen und im Sommersemester dein Jurastudium wieder aufnehmen. Sieh nur zu, dass du aus dem Schlamassel rauskommst, in den du dich gebracht hast, und zwar sofort.
    Aber wie konnte sie ihn verlassen, wenn er so verletzlich war, sie buchstäblich unter Tränen anflehte zu bleiben und sich wieder und wieder für die schrecklichen Dinge entschuldigte, die er gesagt hatte? Er war aufgeregt gewesen, verwirrt. Er hatte das alles nicht so gemeint, das musste sie doch wissen. Sie müsse Verständnis haben, bettelte er, und Geduld. Wenn sie ihm nur eine zweite Chance geben würde. Seine Mutter hätte ein schweres Leben gehabt, erklärte er. Sie war im Alter von nur 36 Jahren Witwe geworden, und er war ihr einziger Trost, derjenige, an den sie sich gewandt und auf den sie sich verlassen hatte, ihr einziger Antrieb, morgens aufzustehen. Im zarten Alter von acht war er ihr kleiner Mann geworden. Und in den letzten zwanzig Jahren hätte es nur sie beide gegeben. Natürlich fiele es ihr da schwer, eine praktisch Fremde in ihr Leben zu lassen. Wenn Jamie bloß ein bisschen Geduld haben könnte …
    Jamie willigte ein, es zu versuchen. Er hatte im Grunde Recht. Seine Mutter hatte sich bloß über die Plötzlichkeit ihrer Bindung aufgeregt. Das hatte nichts mit ihr zu tun. Sie
sollte es nicht persönlich nehmen. Schließlich hatte ihre eigene Mutter ja auch beinahe einen Herzinfarkt bekommen, als sie ihre Absicht verkündet hatte, einen Mann zu heiraten, den sie kaum zwei Wochen kannte.
    »Mom, das ist Jamie. Jamie, das ist meine Mutter, Laura Dennison«, hatte ihr neuer Gatte stolz erklärt, als er die beiden Frauen miteinander bekannt gemacht hatte.
    Jamie war überrascht, wie klein ihre Schwiegermutter in Wirklichkeit war. Trotz ihrer schier übermächtigen Stimme am Telefon maß sie in Person nur knappe 1,55 Meter und konnte kaum mehr als 45 Kilo wiegen. Mit ihren fast 1,70 Meter überragte Jamie sie wie ein hohes Gebäude. Sie fragte sich, wovor sie solche Angst gehabt hatte, und breitete großzügig die Arme gegenüber der Frau mit den kurzen braunen Haaren und den kalten blauen Augen aus.
    »Sie sehen ganz anders aus, als ich Sie mir vorgestellt habe«, sagte ihre Schwiegermutter und versteifte sich in ihren Armen.
    »Schön, dass ich Sie endlich kennen lerne«, erwiderte Jamie und löste die Umarmung. »Darf ich Sie Laura nennen?«
    »Mrs. Dennison wäre mir lieber«, kam die kühle Antwort.
    »Du bist ein wenig zu schnell gewesen«, ermahnte ihr Mann sie, als sie sich in seinem alten Zimmer einrichteten. »Meine Mutter war nie übermäßig gefühlsbetont.«
    »Sie hasst mich.«
    »Sie hasst dich nicht.«
    »›Mrs. Dennison wäre mir lieber‹«, wiederholte Jamie im stählernen Tonfall ihrer Schwiegermutter.
    »Gib ihr Zeit«, drängte ihr Mann sie. »Sie ist immer noch ein

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