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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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dem Platz, wo sie und Lily jetzt saßen, gut sehen. Sie musste sich keine Sorgen machen. »Ja, ich hatte viel Spaß«, stimmte Emma Lily zu.
    »Hat ja eine Weile gedauert, bis wir auf das Buch zu sprechen gekommen sind.« Lily lachte. »Das passiert vermutlich oft, wenn ein Haufen Frauen zusammenkommt.«
    »Keine Ahnung.«
    »Du hast nicht viele Freundinnen.«
    »Ich habe überhaupt nicht viele Freunde.«
    »Du bist eher eine Einzelgängerin«, bemerkte Lily.
    »Na ja, wir sind im letzten Jahr oft umgezogen, da ist es schwer, weißt du.«
    »Ich finde Freunde ungeheuer wichtig. Und ich liebe meine Freundinnen.«
    »Keine männlichen Freunde?«
    Lily zuckte ihre zarten Schultern. »In letzter Zeit nicht.«
    »Und was ist mit Detective Dawson?«, fragte Emma. Lily zuckte erneut mit den Achseln. »Scheint ein netter Mann zu sein.«
    »Und hast du es dir anders überlegt?«
    »Was?«
    »Das, über das ihr beide gesprochen habt, als ich heute Morgen ins Fitnessstudio gekommen bin. Ich nehme an, er hat dich eingeladen.«
    »Für morgen Abend. Zum Abendessen im Joso’s.«
    »Und du hast abgelehnt? Bist du verrückt?«
    »Ich dachte, du magst keine Polizisten.«
    »Mag ich auch nicht. Aber ich weiß ein gutes Essen ebenso zu schätzen wie jede andere. Warum hast du abgelehnt? Ich meine, es geht mich ja nichts an, aber zwischen euch schien mir eine gewisse Chemie …«
    »Ich weiß nicht, warum ich abgelehnt habe«, sagte Lily. »Das habe ich mich selbst auch den ganzen Tag gefragt.«
    »Bist du seit dem Tod deines Mannes mit irgendjemandem ausgegangen?«

    »Ein paar Mal. Nichts Ernstes.«
    »Aber du spürst, dass es diesmal anders sein könnte, dass es mit diesem Typen ernst werden könnte?«
    »Was? Nein. Wer hat irgendwas von ernst gesagt?«
    »Du«, erinnerte Emma sie.
    »Ich kenne den Mann doch kaum.«
    »Aber du denkst, dass du ihn vielleicht besser kennen lernen möchtest.«
    Lily seufzte und wandte den Blick zum sternklaren Himmel. »Ich weiß nicht, was ich denke.«
    »Also, ich denke, du solltest ihn anrufen. Das bist du uns anderen schuldig.«
    Lily lachte. »Wie kommst du darauf?«
    »Dann haben wir beim nächsten Treffen etwas zum Reden. Außer dem Steinbeck.«
    Lily lachte erneut, ein klarer, glockenheller Klang. »Heißt das, dass du dich unserer kleinen Gruppe anschließt?«
    »Kann ich es mir noch mal überlegen?«
    »Klar. Aber deine Bemerkungen heute Abend waren wirklich sehr hellsichtig. Was du über Romeo und Julia und Tristan und Isolde gesagt hast, hat die Diskussion wirklich in Schwung gebracht.«
    Emma lächelte und dachte an die riesige Sammlung von Opernschallplatten ihrer Mutter. Sie hatte selbst nicht viel für die Oper übrig und keine Ahnung, wer Tristan und Isolde waren und wie ihre Geschichte im Einzelnen ging, sie hatte bloß vermutet, dass sie tragisch endete. Opern endeten meistens tragisch. Schon komisch, wie gelegen einem belanglose Erinnerungen manchmal kommen konnten, dachte sie, nippte noch einmal an ihrem Kaffee und wünschte, sie könnte die ganze Nacht hier auf der Treppe hocken, Kaffee schlürfen und sich wunderbar glorreich frei fühlen. Frei von Sorgen. Von Verantwortung. Von der Vergangenheit.
    »Du meinst also, ich sollte Jeff Dawson anrufen und ihm sagen, ich hätte es mir anders überlegt?«

    »Hast du es dir anders überlegt?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe keinen Babysitter«, sagte Lily im nächsten Atemzug. »Und es ist Samstagabend.«
    »Dann bringst du Michael einfach zu mir«, hörte Emma sich anbieten.
    Lily blickte zu Michaels Zimmer. »Das kann ich nicht machen.«
    »Warum nicht? Ich bin sowieso zu Hause. Die Jungen können zusammen übernachten. Ich bin sicher, Dylan wäre begeistert.« Wäre er das?, fragte Emma sich. Wäre ihr Sohn begeistert über eine derartige Störung seiner abendlichen Routine? »Sie können in meinem Bett schlafen. Sie werden einen Riesenspaß haben.« Würden sie einen Riesenspaß haben, oder würde das Ganze ein unvorstellbares Desaster?
    »Kann ich es mir noch mal überlegen?«, fragte Lily wie Emma zuvor. »Ich meine, heute Abend war Michael ein Engel, aber manchmal hat man auch alle Hände voll mit ihm zu tun.«
    »Von Detective Dawson ganz zu schweigen.«
    Das Bellen eines Hundes zerriss die Stille. Sowohl Emma als auch Lily blickten in die Richtung und sahen Anne und Carole, die ihr Haus verließen. Zwei übergewichtige Schnauzer zerrten sie an ihren Leinen hinter sich her.
    »Wer geht da mit wem Gassi?«, rief Lily ihnen nach,

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