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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einzudringen.
    »Exzellent, exzellent.« Nachdem er die Kostbarkeit vorsichtig zur Seite gelegt hatte, enthauptete er die zweite Meerjungfrau auf die gleiche Weise.
    Sie enthielt ebenfalls ein Netsuke, das das Thema des ersten fortsetzte: Eine Frau, die zu Füßen eines Mannes kniete. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und umfasste lächelnd mit beiden Händen sein erigiertes Glied.
    »Das ist wahre Handwerkskunst.« Finleys Stimme vibrierte vor Aufregung. »Über zweihundert Jahre alt, und keine noch so ausgefeilte moderne Technik könnte dieses Stück verbessern. Die alten Japaner kultivierten und bewunderten den Erotizismus in der Kunst zu einer Zeit, da
die Europäer noch schamhaft ihre dünnen Waden versteckten und so taten, als wüchsen die Babys unter Kohlblättern.«
    Er nahm wieder das Messer zur Hand, diesmal, um den Papagei auszuweiden.
    »Und das hier«, murmelte er, indem er ein kleines Samtbeutelchen öffnete, »sehen Sie sich das an.« Ihn durchfuhr ein wohliger Schauer, als er die Saphirbrosche auf seine Handfläche fallen ließ.
    Der Saphir ruhte in einem filigranen Nest aus Gold, in das Diamanten eingearbeitet waren. Es handelte sich um einen Stein von mehr als acht Karat, er war viereckig geschliffen und von einem tiefen Kornblumenblau, das ihm eine majestätische Eleganz verlieh.
    »Diese Brosche trug Maria Stuart, Königin von Schottland.« Finley strich zärtlich über die Kostbarkeit, fuhr die geschliffenen Kanten nach, drehte die Brosche dann um, um die Rückseite zu betrachten. »Sie trug sie, während sie Intrigen schmiedete und ihre heimlichen Liebesaffären genoss. Später war sie ein Teil der Beute, die sich die gute Queen Elizabeth unter den Nagel riss, nachdem sie ihre hübsche Cousine hatte hinrichten lassen.«
    Finley konnte beinahe das Blut und den Verrat riechen, die an dem Stein klebten. Und das gefiel ihm.
    »Von den Mühen und Kosten, diese Brosche zu erwerben, will ich gar nicht reden. Sie hat einen Ehrenplatz in meiner Sammlung verdient«, sagte er und legte sie neben die beiden Netsukes.
    Und wie einem verwöhnten Kind bei der Weihnachtsbescherung war ihm das noch nicht genug. Er wollte mehr.
    Beim Gedanken an die gravierte Gallé-Vase im Inneren der Freiheitsstatue juckte es ihn in den Fingerspitzen. Seine Gäste für den Augenblick völlig vergessend, beugte er sich über sie, streichelte die schlanke Form, bewunderte die geschmeidigen Frauenkörper, die das Jugendstilglas verzierten. Seine Augen nahmen einen glasigen Schimmer an, der Winesap dazu veranlasste, beschämt den Blick zu senken.
    Aus dem hohlen Bronzefuß des Adlers befreite er ein wattiertes Kästchen. Nachdem er die Verpackung entfernt hatte, kam ein Rosenholzkästchen hervor, das liebevoll eingeölt und poliert worden war. Doch die eigentliche Kostbarkeit war der Deckel, der ein winziges Mosaikbild enthielt, das im kaiserlichen Russland für Katharina die Große in Auftrag gegeben worden war – möglicherweise von ihrem gerissenen Liebhaber Orlov, nachdem er ihren Ehemann umgebracht und Katharina auf den Thron geholfen hatte.
    Noch mehr Blut, dachte Finley, noch mehr Verrat.
    Das Mosaik, das die Signatur des Künstlers trug, stellte eine naturgetreue Abbildung des kaiserlichen Palastes dar, verewigt in geschmolzenem Glas.
    »Haben Sie jemals etwas Exquisiteres gesehen? Der Stolz von Zaren, Kaisern und Königen. Einst thronte diese Brosche auf einem Samtsockel in einem Museum, durch Panzerglas vor den glotzenden Blicken verschwitzter Touristen geschützt. Jetzt gehört sie mir. Mir ganz allein.«
    »Sie ist wirklich außergewöhnlich schön.« DiCarlo unterbrach Finley nur ungern, aber es wurde allmählich Zeit, ihm seine Geschichte aufzutischen. »Sie kennen den Wert der Kunst, Mr. Finley. Was bedeutet es schon, etwas Unschätzbares zu besitzen, wenn jeder Idiot von der Straße hereinstolpern und es begaffen kann.«
    »Sie haben es genau erfasst. Wahre Kunst muss besessen, gehortet werden. Museen kaufen Kunst für die Nachwelt. Die seelenlosen Reichen betrachten sie als Geldanlage. Beides widerstrebt mir zutiefst.« Seine Augen waren jetzt sehr grün, sehr leuchtend und ein bisschen irre. »Besitz, Mr. DiCarlo, ist alles.«
    »Ich verstehe Sie sehr gut, Mr. Finley, und ich darf mich glücklich schätzen, meinen bescheidenen Beitrag dazu geleistet zu haben, die kostbaren Stücke wiederzubeschaffen. Was sich freilich nicht ohne gewisse Schwierigkeiten bewerkstelligen …«
    »Das glaube ich gern.« Finley

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