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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hatte. In seinem
Elternhaus hatte es nie derartige Familienfeste gegeben – zumindest hatten sie die Bezeichnung Fest nicht verdient.
    Und nun gab es auch keine Familie mehr.
    Er presste die Fingerspitzen auf seine pochenden Schläfen und zwang sich dazu, nicht an Elaine zu denken. Aber alte Erinnerungen waren so hartnäckig wie die Geister vergangener Sünden; sie holten ihn immer wieder ein und lagen ihm wie ein Stein im Magen.
    Er hievte die letzte der Kisten aus dem Kofferraum und schloss ihn dann mit so einer Wucht, dass der alte Thunderbird bis in die Reifen erzitterte. Er würde nicht an Elaine denken oder an Donny Speck, an Verantwortungen oder Reue. Er würde jetzt hineingehen, sich einen Drink einschenken und versuchen, an gar nichts mehr zu denken.
    Die Augen wegen des Schneeregens zusammengekniffen, stieg er ein letztes Mal die Stufen hinauf. Die Temperatur im Hausflur lag eine halbe Thermometerlänge über der windgepeitschten Luft draußen. Der Hausherr sparte demnach nicht mit der Heizung. Ganz im Gegenteil. Aber im Grunde konnte es ihm völlig egal sein, wofür der alte Knabe sein Geld ausgab.
    Ein komischer Kauz, fand Jed, mit seiner vollen Stimme, den dramatischen Gesten und dem silbernen Flachmann in der Tasche. Er hatte mehr Interesse an Jeds Meinung über das Theater des 20. Jahrhunderts gezeigt, als an den Referenzen oder dem Scheck für die Miete.
    Doch wenn man so lange Polizist gewesen ist, dachte Jed, weiß man, dass sich die Menschheit aus den absonderlichsten Typen zusammensetzt.
    Als er die Wohnungstür hinter sich zugemacht hatte, stellte er die letzte Kiste auf dem Eichentisch in der Essdiele ab und versenkte auf der Suche nach etwas Trinkbarem seine Hände in zerknülltes Zeitungspapier. Im Gegensatz zu den anderen Umzugskisten waren diese Kartons weder beschriftet noch mit einem erkennbaren System gepackt worden. Falls es bei den Skimmerhorns irgendwelche praktischen Erbanlagen gegeben haben sollte, dann musste Elaine seinen Anteil mit geerbt haben.
    Den erneuten Gedanken an seine Schwester verbannte er mit einem leise gezischten Fluch. Er würde sich hüten, diesen Gedanken Nahrung zu geben und seine alten, quälenden Schuldgefühle wieder aufleben zu lassen. Während der vergangenen Monate hatte er am eigenen Leib erfahren müssen, dass Schuldgefühle kalte Schweißausbrüche und ein dumpfes Gefühl von Angst verursachten.
    Feuchte Hände und Angst zählten nicht zu den erwünschten Eigenschaften eines Cops, genauso wenig wie die Tendenz zu unkontrollierten Wutausbrüchen. Aber er war ja kein Cop mehr, rief Jed sich in Erinnerung. Wie er seine Zeit verbringen und was für Entscheidungen er treffen würde, das lag jetzt, wie er seiner Großmutter erklärt hatte, ganz allein in seinem Ermessen.
    Die Geräusche, die er verursachte, hallten von den Wänden des beinahe leeren Apartments wider, was nur zu dem guten Gefühl beitrug, allein zu sein. Einer der Gründe für die Wahl dieser Wohnung war gewesen, dass er nur einen Nachbarn hatte, den er ignorieren musste. Der andere Grund war nicht weniger einleuchtend: Die Wohnung entsprach genau seinen Ansprüchen. Er war überzeugt, schon zu lange die schönen Seiten des Lebens genossen zu haben, um noch darauf verzichten zu können. So hartnäckig er auch behauptete, seine Umgebung bedeute ihm nichts, so wäre er in einem seelenlosen Wohnsilo todunglücklich gewesen.
    Jed vermutete, dass das alte Gebäude irgendwann in den dreißiger Jahren zu Geschäften und Apartments umgebaut worden war. Dabei hatte man die hohen Zimmerdecken und weitläufigen Räume ebenso erhalten, wie die noch funktionsfähigen offenen Kamine und die schmalen, hohen Fenster. Die Fußböden, solides Eichenparkett, waren für den neuen Mieter frisch gebohnert worden. Die Wandvertäfelung bestand aus Walnussholz, schlicht und ohne geschnitzte Ornamente, die Wände waren gebrochen weiß getüncht. Der alte Mann hatte ihm versichert, er könne sie ganz nach seinen Wünschen neu streichen, doch derartige Verschönerungen waren für Jed im Augenblick
uninteressant. Er würde die Räume unverändert lassen.
    Aus der Tiefe der Kiste förderte er schließlich eine Flasche Jameson zutage, sie war noch dreiviertel voll. Nachdem er sie einen Augenblick betrachtet hatte, stellte er sie auf den Tisch und wühlte in dem Zeitungspapier nach einem Glas. Da hörte er Geräusche. Unwillkürlich hielten seine Hände in der Bewegung inne, verspannte sich sein Körper. Den Kopf zur Seite

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