Träume wie Gold: Roman (German Edition)
schlechtes Gewissen. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als den Abend in Gesellschaft einer hübschen, jungen Dame zu verbringen, die zudem noch eine meiner Lieblingsinteressen teilt.«
»Interessen?«
»Das Sammeln.« Finley deutete auf eine antike Vitrine. »Da Sie ein Antiquitätengeschäft führen, nehme ich an, dass Sie sich für einige meiner Kunstschätze interessieren könnten.«
»Oh, ja, gewiss. Ich vermute, dass Sie von Antiquitäten sehr viel mehr verstehen als ich, und muss zugeben, dass ich bereits einige Ihrer Stücke hier bewundert habe. Dieser Pferdekopf dort«, sie nickte in Richtung einer Steinbüste, »Han Dynastie?«
»Ausgezeichnet.« Er strahlte sie an wie ein Professor einen eifrigen Studenten. »Sie haben einen guten Blick.«
»Ich liebe schöne Dinge«, gestand sie ihm, »und umgebe mich gern damit.«
»Ja. Das verstehe ich gut.« Er berührte vorsichtig ihre Brosche. »Eine Plique-à-jour, frühes neunzehntes Jahrhundert.«
Sie erwiderte sein strahlendes Lächeln. »Sie haben ebenfalls ein gutes Auge.«
»Ich besitze eine ähnliche Brosche, die ich Ihnen gerne zeigen möchte.« Er dachte an die Saphire und das Vergnügen, das es ihm bereiten würde, sie damit zu verhöhnen. »Ich habe sie erst kürzlich erstanden und bin mir sicher, sie wird Ihnen gefallen. Gut, dann steht unsere Verabredung also? Ich werde Ihnen einen Wagen zum Hotel schicken, der sie abholt. Sagen wir … halb acht?«
»Ich …«
»Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich beschäftige in meinem Haus viele Angestellte. Sie werden also wohl behütet sein. Wissen Sie, ich habe nicht häufig Gelegenheit, meine Schätze einem Menschen zu zeigen, der ihren wahren Wert erkennt. Es wäre mir ein Vergnügen, Ihre Meinung über meine Sammlung von Ambrakugeln einzuholen.«
»Ambrakugeln?«, wiederholte Dora und seufzte. Konnte sie sich wirklich eine derartige Sammlung entgehen lassen? »Danke, ich nehme Ihre Einladung gerne an.«
Erfüllt von dem wohligen Gefühl des Erfolgs, betrat Dora eine Weile später ihr Hotelzimmer. Es roch nach abgestandenem Zigarettenrauch, im Fernsehen lief ein alter Kriegsfilm, dem Jed, der nervös durchs Zimmer marschierte, keinerlei Beachtung schenkte.
»Was zum Teufel hast du so lange getrieben?«
»Ich war doch nur eine Stunde weg.« Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und ging auf ihn zu. »Ich war brillant«, rief sie euphorisch und schlang die Arme um seinen Nacken.
»Ob du brillant warst, werde ich dir sagen.« Er schubste sie in einen Sessel, schnappte sich dann die Fernbedienung, um die Kriegsmaschinerie zum Schweigen zu bringen. »Und du erzählst mir jetzt erst einmal von Finley, und zwar alles, von Anfang bis Ende.«
»Ist noch ein Schluck Kaffee da?« Sie klappte den Deckel der Kaffeekanne auf und sah nach. »Lass mich den Moment doch noch ein bisschen genießen, bitte.« Dora schenkte sich eine Tasse ein und nippte genussvoll an dem schwarzen, lauwarmen Gebräu. »Ich hätte Lust auf ein Stück Käsekuchen«, verkündete sie dann. »Sei so lieb, und bestell uns einen, ja?«
»Treib’s nicht zu weit, Conroy.«
»Du verstehst es prächtig, mir die gute Laune zu verderben. Also schön.« Sie trank einen letzten Schluck Kaffee, lehnte sich zurück und begann zu erzählen.
»Er war wirklich sehr nett«, schloss sie ihren Bericht. »Sehr verständnisvoll und angemessen schockiert von meiner Geschichte. Ich spielte die hypernervöse Heldin, die bei jedem Schatten an der Wand in Panik gerät, und das mit absoluter Perfektion. Da die Polizei, wie ich ihn glauben machte, einfach nicht genügend unternimmt, um mich zu beruhigen, bot er mir, galant wie er ist, jedwede Hilfe an, einschließlich der Zusicherung, einen privaten Schnüffeldienst mit der Suche nach DiCarlo zu beauftragen.«
»Und Winesap?«
»Der war nicht da. Ich fragte zuerst nach ihm, aber die Empfangsdame erklärte mir, dass er heute nicht im Büro sei.«
»Wenn er wirklich derjenige ist, der sich mit dir für nächsten Donnerstag verabredet hat, dann hat er auch gut daran getan, sich heute dort nicht blicken zu lassen.«
»Das nehme ich auch an. Deshalb habe ich auf dem Weg nach draußen in der unteren Lobby einen der Sicherheitsleute angesprochen. Ich erzählte ihm, ich hätte Abel Winesaps Namen auf dem schwarzen Brett gelesen und wüsste, dass mein Vater vor vielen Jahren einmal mit einem Abel Winesap zusammengearbeitet, aber leider den Kontakt zu ihm verloren hätte. Ich fragte ihn, ob
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