Träume wie Gold: Roman (German Edition)
nächsthöheren fragen und sich auf Zehenspitzen durch die Dienstordnungen und -vorschriften schleichen.« Auf seinem freundlichen Gesicht erschien ein spöttisches Grinsen. »Sie würden ihn nie dabei ertappen, dass er sein Büro verlässt, solange draußen nicht mindestens
drei Reporter mit laufender Kamera auf ihn warten.«
Was immer Jed sich bei Ryans locker dahinplätscherndem Gerede dachte, er behielt es für sich. »Eine gute Presse schadet dem Dezernat jedenfalls nicht. Ist Lieutenant Chapman da? Ich muss mit ihm reden.«
»Klar, der muss in seinem Büro sein. Gehen Sie nur nach hinten.«
Jed wartete mit leicht gerunzelter Stirn. »Geben Sie mir einen Besucherausweis, Ryan.«
Ryan wurde vor Verlegenheit ganz rot. »Quatsch, Captain.«
»Ich brauche einen Besucherausweis, Sergeant.«
»Das geht mir irgendwie gegen den Strich«, raunte Ryan, während er eine Plastikkarte aus der Schublade angelte. »Das muss ich Ihnen sagen, es geht mir gehörig gegen den Strich.«
»Das sagten Sie bereits.« Jed klemmte sich den Ausweis an die Brusttasche seines Hemdes.
Der Weg zu Brents Zimmer führte mitten durch das Großraumbüro. Jed hätte einen langsamen Walzer auf glühenden Kohlen diesem Gang nach Canossa vorgezogen. Wann immer sein Name gerufen wurde, zog sich sein Magen zusammen, und jedes Mal musste er stehen bleiben und ein paar höfliche Worte wechseln. Er zwang sich dazu, die ungestellten Fragen in den Augen der Kollegen zu ignorieren.
Als er endlich vor Brents Bürotür stand, war seine Nervosität kaum noch auszuhalten.
Er klopfte und öffnete dann die Tür. Brent saß hinter seinem übervollen Schreibtisch, den Telefonhörer am Ohr. »Erzählen Sie mir lieber etwas, was ich noch nicht weiß.« Er sah kurz auf, und sofort verschwand der Ärger aus seinem Blick. »Ja, ja, und wenn Sie dann alles auf die Reihe gekriegt haben, sehen wir weiter. Ich melde mich wieder.« Er hängte ein und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. »Mir war so, als sei der Geräuschpegel draußen eben um einiges gestiegen. Du warst wohl in der Nähe und dachtest, mal kurz bei Brent vorbeizugehen, stimmt’s?«
»Nein.« Jed setzte sich und kramte seine Zigaretten aus der Tasche.
»Ich weiß, du brauchtest unbedingt eine Tasse von unserem vorzüglichen Bürokaffee.«
»Wenn es so schlimm um mich steht, dann gehe ich freiwillig in die Klapsmühle.« Er zündete ein Streicholz an. Eigentlich wollte er nicht fragen, wollte damit nichts zu tun haben. Aber es musste sein. »Ist Goldman wirklich so eine Pfeife, wie Ryan behauptet?«
Brent schnitt eine Grimasse und erhob sich, um aus seiner eigenen Kanne zwei Tassen Kaffee einzugießen. »Nun, der Liebling der Station ist er gerade nicht. Erst kürzlich habe ich Thomas vor seinem Spind ertappt, wie er Stecknadeln in eine Goldman-Puppe piekste. Ich habe sie an den kleinen Knopfaugen und den großen Zähnen einwandfrei als solche identifiziert.«
Jed nahm ihm die Tasse ab. »Und, was hast du dagegen unternommen?«
»Nichts. Hab’ selbst noch ein paar Nadeln dazugesteckt. Aber bislang erfreut sich Goldman noch ausgezeichneter Gesundheit.«
Jed grinste. »Du weißt, ich könnte beim Chef ein gutes Wort für dich einlegen. Ich glaube, er würde auf meinen Vorschlag hören.«
»Kein Interesse.« Brent nahm die Brille ab und verwischte abwesend die Fettflecken darauf. »Ich bin lausig im Delegieren.« Er stützte sich auf die Schreibtischplatte. »Komm zurück, Jed.«
Jed blickte in seine Tasse. »Ich kann nicht. Himmel, Brent, ich bin fertig. Gib mir heute meine Dienstmarke zurück, und ich weiß nicht, was ich tue, oder wer dafür bezahlen muss. Gestern Abend …« Er unterbrach sich und nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. »Jemand war in meiner Wohnung, hat meine Sachen durchwühlt.«
»Ihr hattet schon wieder einen Einbruch bei euch im Haus?«
Jed schüttelte den Kopf. »Nein, das war was anderes. Nur ein paar Sachen verschoben, eine Schublade geschlossen,
die ich halb offen gelassen hatte, so was in der Art. Ich war fast den ganzen Tag nicht zu Hause gewesen, Elaines Nachlass, die Vereinbarungen das Haus betreffend, du weißt schon.« Erschöpft massierte er sich mit einer Hand den Nacken. »Nach all dem habe ich mir irgendwo einen Drink genehmigt und dann einen Film angeschaut. Ich kam nach Hause, sah mit einem Blick, was passiert war, und bin dann auf Dora losgegangen.«
Er trank einen weiteren Schluck, der genauso bitter war, wie der vorherige. »Ich meine,
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