Träume wie Gold: Roman (German Edition)
wirklich auf sie losgegangen. Ich sah das Verbrechen und knüpfte schon die Schlinge.« Voller Selbstverachtung drückte er seine Zigarette aus und erhob sich. »Ich habe sie durchs Zimmer gestoßen.«
»Mensch, Jed.« Ratlos beobachtete Brent seinen Freund, wie dieser in seinem Büro auf und ab tigerte. »Du – hast sie doch nicht geschlagen?«
»Nein.« Diese Frage war nahe liegend. »Aber ich habe sie zu Tode erschreckt. Und hinterher habe ich wegen meines Verhaltens einen Schreck bekommen. Ich habe überhaupt nicht logisch nachgedacht, meinen Verstand nicht eingesetzt, bin einfach ausgerastet. Und ich habe nicht vor, so etwas Ähnliches noch einmal mit meiner Dienstmarke in der Tasche zu tun. Weißt du, Brent, meine Dienstmarke hat mir einmal eine Menge bedeutet.«
»Ich kenne dich nun schon bald zehn Jahre, Jed. Und ich habe nie erlebt, dass du sie missbraucht hättest.«
»Das habe ich auch weiterhin nicht vor. Nun, wie auch immer, deshalb bin ich nicht hergekommen. Dora war nicht in meinem Apartment. Aber wer dann?«
»Möglich, dass der Kerl, der neulich im Laden eingebrochen hat, noch einmal zurückgekommen ist. Hat vielleicht noch etwas gesucht.«
»Nun, bei mir gibt’s nicht viel zu stehlen. Ein paar hundert Dollar in bar in einer Schublade, meine 38er, einen Sony Walkman. In Doras Wohnung hingegen gäbe es jede Menge zu holen.«
»Was ist mit der Alarmanlage?«
»Die hab ich mir genau angesehen, konnte aber keine
Spuren finden. Dieser Kerl ist kein Anfänger, Brent. Das ist ein Profi. Er könnte irgendwie mit Speck zusammenhängen. Jemand, der auf Rache sinnt.«
»Speck war nicht der Typ, dem irgendein Gangster im Nachhinein noch Loyalität zollen würde.« Doch wie Jed wollte auch Brent diese Möglichkeit nicht ganz außer Acht lassen. »Ich werde der Sache mal nachgehen. Was hältst du davon, wenn ich ein paar Augen um euer Haus postiere?«
Normalerweise hätte Jed sich gegen den Gedanken, Polizeischutz in Anspruch zu nehmen, mit Händen und Füßen gewehrt. Doch jetzt nickte er nur schwach. »Das wäre mir sehr recht. Wenn jemand hinter mir her ist, möchte ich nicht, dass Dora da irgendwie ins Schussfeld gerät.«
»Du kannst dich darauf verlassen. So, und nun erzähl mir, wie du das mit Dora wieder auszubügeln gedenkst.«
»Ich habe mich entschuldigt«, brummte Jed, drehte sich dann um und studierte angelegentlich das Poster von Clint Eastwood als Dirty Harry an Brents Bürowand. »Was für eine Aktion. Ich habe ihr sogar angeboten, auf der Stelle auszuziehen, aber es schien ihr egal zu sein, ob ich bleibe oder gehe.« Dann nuschelte er noch etwas vor sich hin, doch Brent besaß ein ausgezeichnetes Gehör.
»Was war das? Hast du da eben was von Blumen gemurmelt?«
»Ja, ich habe ihr ein paar Blumen gekauft, verdammt noch mal. Aber sie hat sie keines Blickes gewürdigt. Und mich ebenfalls nicht. Nicht ums Verrecken. Was ja eigentlich ganz in Ordnung wäre, wenn ich nicht …«
»Wenn du nicht was?«
Sein Kummer über die verfahrene Situation war ihm vom Gesicht abzulesen, als Jed sich ruckartig zu Brent umdrehte. »Zum Teufel, Brent, sie hat mich an der Angel. Ich weiß zwar nicht, wie sie das geschafft hat, aber es ist so. Und wenn ich sie nicht bald kriege, falle ich demnächst vor ihr auf die Knie.«
»Schlechtes Zeichen«, meinte Brent, bedächtig nickend. »Hört sich gar nicht gut an.«
»Du scheinst das wohl auch noch witzig zu finden, wie?«
»Ja … schon.« Brent rückte grinsend seine Brille zurecht.
»Sehr sogar. Ich meine, wenn ich mich recht erinnere, warst du immer ausgesprochen cool, was Frauen betraf. Standest stets über den Dingen. Ich hab’ immer geglaubt, das käme von deiner hochherrschaftlichen Erziehung. Und jetzt stehst du vor mir mit diesem Angelhaken im Mund. Passt dir gut, muss ich sagen.«
Jed funkelte ihn nur wütend an.
»Also, Scherz beiseite. Die junge Dame ist stinksauer«, fuhr Brent ungerührt fort, »will dich anscheinend eine Weile im eigenen Fett schmoren lassen, bis du vor ihr Männchen machst.«
»Darauf kann sie lange warten. Wie kommst du überhaupt auf so einen Schwachsinn?« Er vergrub die Hände in den Hosentaschen. »Mir ist immer noch lieber, sie ist sauer, als dass sie Angst vor mir hat.« Nein, den ängstlichen Blick in ihren Augen würde er nicht noch einmal ertragen können. »Ich glaube, ich kaufe ihr auf dem Rückweg noch einen Strauß Blumen.«
»Vielleicht solltest du lieber an etwas Glitzerndes denken,
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