Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Selbstverteidigung gelernt«, sagte sie und reckte dabei forsch das Kinn. »Mir wäre schon was eingefallen.«
»Ist dir ja auch.« Er erinnerte sich, wie ihre ängstlichen Tränen ihn zur Vernunft gebracht hatten. »Du musst ja blöd sein, dich zu schämen, weil du vor mir Angst gehabt hast.«
»Ich glaube nicht, dass du mich mit Beleidigungen besänftigen kannst, Skimmerhorn.« Sie strich sich das Haar aus der Stirn. Aber nicht in ihrer sonst so lässigen Art, wie Jed bemerkte. Diesmal hatte diese Geste etwas Verzweifeltes. »Schau, ich habe einen harten Tag hinter …«
Sie verstummte, als er ihre Hand nahm. Obwohl sie sich sofort steif machte, streckte er doch vorsichtig ihren Arm aus. Sie hatte zum Arbeiten die Jackenärmel hochgeschoben. Auf ihrem Unterarm entdeckte er die verblasste Spur von kleinen blauen Flecken, die Abdrücke seiner fünf Finger.
»Ich könnte fortfahren, mich bei dir zu entschuldigen«, sagte er, und dabei sprachen seine Augen Bände. »Aber das würde verdammt nochmal nichts besagen.« Er ließ ihren Arm los und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. »Ich kann auch nicht sagen, dass ich noch nie zuvor einer Frau wehgetan habe, denn das wäre gelogen. Aber es geschah immer im Dienst, war nie ein persönlicher Angriff. Ich habe dich verletzt. Und ich weiß nicht, wie ich das je wieder gutmachen kann.«
Er wandte sich zur Treppe um.
»Jed«, rief sie, und er glaubte, ein Seufzen in ihrer Stimme gehört zu haben. »Warte einen Moment.« Ich fall’ doch immer wieder drauf rein, schalt sie sich im Stillen, ehe sie die Schachtel aufklappte. Der Bademantel war, bis auf die Farbe, fast identisch mit ihrem alten. Langsam strich sie mit einem Finger über den flaschengrünen Frotteekragen.
»Sie hatten keinen weißen. Du trägst oft kräftige Farben, deshalb dachte ich …«
»Er ist hübsch. Was aber nicht heißt, dass ich dir verzeihe.«
»Habe verstanden.«
»Ich würde es begrüßen, wenn wir uns wieder auf einer vernünftigen Ebene begegnen könnten. Nachbarschaftsfehden sind nicht meine Sache.«
»Es ist dein gutes Recht, die Regeln festzusetzen.«
Auf ihrem Gesicht erschien ein kleines Lächeln. »Es muss dir schwer gefallen sein, dich zu diesem Kauf zu entschließen.«
»Du bist kein Mann und hast als solcher noch nie Damenwäsche gekauft. Du kannst also gar nicht wissen, wie schwer das ist.« Er wollte sie berühren, wusste sich aber zu beherrschen. »Es tut mir Leid, Dora.«
»Ich weiß. Wirklich, ich weiß es. Ich war heute Morgen beinahe ebenso wütend auf mich wie auf dich. Und bevor ich mich noch beruhigen konnte, gab es Ärger im Laden. Als du vorhin zurückkamst, habe ich nur noch rot gesehen.«
»Was für Ärger?«
»Ladendiebstahl. Heute Morgen kurz nachdem du weggegangen bist, um dein Büßerhemd zu kaufen.«
Er lächelte nicht. »Bist du sicher, dass alles noch da war, als du gestern Abend abgesperrt hast?«
»Ich kenne mein Inventar, Skimmerhorn.«
»Du hast gesagt, du bist gestern Abend kurz vor mir nach Hause gekommen.«
»Ja, und was hat …«
»Du warst ziemlich durcheinander, als ich ging, und du warst es auch noch heute Morgen. Ich glaube also nicht, dass du es bemerkt hast.«
»Was bemerkt?«
»Ob in deiner Wohnung etwas fehlt. Komm, lass uns mal genau nachschauen.«
»Wovon redest du denn eigentlich?«
»Jemand war gestern Abend in meiner Wohnung.«
Sie verbiss sich gerade noch eine zynische Bemerkung, doch Jed war ihr zweifelnder Blick nicht entgangen.
»Ich sage das nicht, um mein Benehmen herunterzuspielen, aber es war gestern jemand in meiner Wohnung«, wiederholte er, bemüht, nicht lauter zu werden. »Cops fallen Dinge auf, die Zivilisten übersehen. Möglich, dass es einer von Specks Männern war, der bei mir rumgeschnüffelt hat, um mich nervös zu machen. Es könnte aber auch jemand gewesen sein, der es auf Antiquitäten abgesehen hat.«
»Und was ist mit dieser Super-Alarmanlage und den einbruchsicheren Schlössern, die du eingebaut hast?«
»Eine hundertprozentige Absicherung gibt es nicht.«
»Oh.« Sie kniff kurz die Augen zusammen, als er ihre Hand nahm und sie zur Treppe zog. »Das beruhigt mich ja ungemein. Vor einer Minute war ich noch glücklich, mich über einen Ladendieb aufregen zu können, und jetzt kommst du mir mit Fassadenkletterern, die meine Wohnung unsicher machen.«
»Lass uns erst einmal genau nachsehen. Hast du die Schlüssel?«
»Es ist nicht abgesperrt.« Sein Blick genügte, um Dora zu reizen.
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