Träume wie Gold: Roman (German Edition)
»Hör mal, du Schlauberger, die Haustür ist abgeschlossen, und ich sitze die ganze Zeit hier unten. Außerdem …« Sie machte die Wohnungstür auf, »außerdem war hier niemand.«
»Mmm-hmm.« Jed bückte sich, um das Schloss zu inspizieren, konnte aber keine Anzeichen von Gewaltanwendung entdecken,
»Hast du nicht abgesperrt, als du gestern Abend ausgegangen bist?«
»Möglich«, meinte sie jetzt schmollend. »Ich kann mich nicht genau erinnern.«
»Hast du Bargeld im Haus?«
»Ein wenig.« Sie ging zu dem kleinen Schreibsekretär und zog eine Schublade auf. »Alles noch da, wie alles andere auch.«
»Du hast doch noch gar nicht richtig nachgeschaut.«
»Ich kenne meine Wohnung, Jed.«
Er sah sich um, machte im stillen Bestandsaufnahme und nahm den ganzen Schnickschnack sowie die Möbel mit derselben Genauigkeit auf, mit der er sonst in Verbrecheralben geblättert hatte. »Was ist mit dem Bild, das über der Couch hing?«
»Das abstrakte? Das hat meiner Mutter so gut gefallen, dass ich es ihr mitgegeben habe, damit sie ein bisschen damit leben kann.« Sie deutete auf die zwei Porträts, die nun stattdessen dort hingen. »Ich dachte, ich könnte mich inzwischen
an der Gesellschaft dieser beiden Herrschaften ergötzen, aber das war ein Irrtum. Die schauen mich immer so streng und missbilligend an, aber ich hatte noch keine …«
»Schmuck?«
»Klar habe ich Schmuck. Okay, okay.« Sie verdrehte seufzend die Augen und verschwand im Schlafzimmer. Dort öffnete sie eine kleine Holztruhe, die auf einer niedrigen Kommode stand. »Sieht so aus, als sei alles da. Mit dem Schmuck ist es ein bisschen schwieriger. Ich habe nämlich Lea einige Stücke geliehen, und sie gab mir welche von sich …« Sie fischte ein Samtbeutelchen aus dem Schmuckkasten und schüttelte ein Paar Smaragdohrringe heraus. »Wenn jemand hier drin rumgeschnüffelt hätte, dann wären die nicht mehr da. Die sind nämlich echt.«
»Hübsch«, meinte er nach einem flüchtigen Blick. Es überraschte ihn nicht, dass sie genügend Schmuck besaß, um ein Dutzend Frauen damit zu behängen. Dora liebte es offenbar ein wenig üppiger. Ebensowenig überraschte es ihn, dass ihr Schlafzimmer genauso überladen und genauso gemütlich war wie ihr Wohnzimmer. Oder genauso feminin. »Mein Gott, was für ein Bett!«
»Mir gefällt es. Es ist eine Louis XV.-Reproduktion. Ich habe es einem Hotel in San Francisco abgekauft. Ich konnte einfach nicht widerstehen.«
Das Bett stand auf hohen Beinen, war mit nachtblauem Brokat gepolstert und am Kopfende elegant geschwungen. Auf der gesteppten Satintagesdecke lagen die unterschiedlichsten Kissen.
»Ich sitze gerne abends auf meinem Bett bei einem gemütlichen Kaminfeuer und lese.« Sie klappte den Deckel der Schmucktruhe zu. »Was letztlich den Ausschlag gab, dass ich mich für dieses Haus entschieden habe, war die Größe der Räume und der Kamin im Schlafzimmer. Das Miauen einer Katze – wie mein Vater sagen würde.« Sie grinste. »Tut mir Leid, Captain, es sieht nicht so aus, als ob ich ein Verbrechen zu melden hätte.«
Eigentlich hätte er erleichtert sein müssen. Doch er
konnte das Kribbeln in seinem Nacken nicht ignorieren. »Warum gibst du mir nicht eine Liste der gestohlenen Gegenstände? Wir, ich meine Brent könnte die Pfandhäuser überprüfen lassen.«
»Ich habe den Diebstahl bereits gemeldet.«
»Lass mich dir doch helfen.« Diesmal gab er dem Drang, sie zu berühren, nach. Er wollte sehen, ob sie zurückwich. Doch als er mit einer Hand über ihren Arm strich, lächelte sie nur.
Demnach hatte sie ihm verziehen, dachte er. Einfach so.
»Also gut. Es wäre unklug, einen Captain der Polizei wegen eines gemeinen Ladendiebstahls nicht ermitteln zu lassen. Lass mich mal …« Sie machte einen Schritt vorwärts, Jed jedoch blieb stehen, wo er stand, mit dem Effekt, dass sie beinahe mit ihm zusammengestoßen wäre. Ihr Herz begann zu stottern, machte seltsame Hüpfer, aber diesmal nicht vor Angst. Nein, keineswegs. »Die Liste ist unten.«
»Ich finde, du sollst wissen, dass du Recht gehabt hast.«
»Das ist immer erfreulich zu erfahren. Womit hatte ich denn diesmal Recht?«
»Dass das, was zwischen uns geschehen war, mich völlig verwirrt hat.«
»Oh«, hauchte sie, und ihre Stimme zitterte dabei. Sie konnte nichts dagegen tun. »Und was war das?«
»Ich war heiß auf dich. Ich fragte mich, wie es wohl sein würde, dich auszuziehen, dich zu berühren, dich unter mir zu spüren. Ich fragte
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