Träume wie Gold: Roman (German Edition)
änderte sich an seinem Plan nichts.
Alles, was er zu tun hatte, war, dieser Frau noch einmal einen Besuch abzustatten. Er würde genau das tun, was er in der letzten Nacht beabsichtigt hatte – genau das Gleiche. Nur würde er beim nächsten Mal die Wohnung betreten und wissen, dass er die Frau umbringen würde, wenn er mit ihr fertig war.
13. Kapitel
Die Temperatur war auf frostige zehn Grad unter Null gefallen. Über der Stadt spannte sich ein klarer Nachthimmel, an dem die Sterne wie Eiskristalle funkelten und eine messerscharfe Neumondsichel ihre einsame Bahn zog. Die Geschäfte entlang der South Street waren geschlossen, und auf den Straßen herrschte kaum Verkehr. Gelegentlich trat jemand aus einem der Restaurants in die Kälte hinaus, eingehüllt in einen dicken Wintermantel, um auf schnellstem Wege sein Auto oder die nächste U-Bahn-Station anzusteuern. Gleich darauf wurde es wieder still in der Straße, die vom milchigen Schein der Straßenlaternen beleuchtet wurde.
DiCarlo erspähte schon bei seiner ersten Runde um den Block den Streifenwagen. Seine Hände spannten sich um das Lenkrad, als er Richtung Fluss abbog. Mit Störungen von außen hatte er nicht gerechnet. Die Cops waren gewöhnlich viel zu beschäftigt, um einen Laden wegen eines Einbruchs und eines geringfügigen Ladendiebstahls zu observieren.
Vielleicht pflegte die Lady ja engere Beziehungen zum Polizeichef, überlegte DiCarlo. Oder vielleicht war es auch nur einfach Pech. Wie dem auch sein mochte, es war nur ein Detail mehr, das es zu bedenken galt. Und ein Grund mehr, die gut gewachsene Miss Conroy zu erledigen, wenn er mit ihr fertig war. Um sich zu beruhigen, stellte er das Radio ab und fuhr die nächsten zehn Minuten ziellos in der Gegend umher, während er im Geiste verschiedene Situationen durchspielte. Als DiCarlo dann zum zweiten Mal in die South Street einbog, stand sein Plan fest. Er fuhr langsam an den Bürgersteig heran und hielt neben dem Streifenwagen. Mit der Straßenkarte von Philadelphia in der Hand, die er im Ablagefach gefunden hatte, stieg er aus. DiCarlo wusste, dass der Cop nur einen gut gekleideten
Herrn in einem Mietwagen sehen würde, der sich offensichtlich verfahren hatte.
»Na, gibt’s Schwierigkeiten, Mister?« Der Uniformierte kurbelte sein Fenster herunter. Im Wageninneren roch es nach Kaffee und Pastrami.
»Sieht ganz so aus.« Um seiner Rolle gerecht zu werden, setzte DiCarlo ein einfältiges Grinsen auf. »Ein Glück, dass Sie gerade hier parken, Officer. Ich weiß zwar nicht wo, aber irgendwie muss ich die falsche Kurve gekriegt haben und im Kreis gefahren sein.«
»Gut möglich, ich habe Sie, glaube ich, vorhin schon mal hier vorbeifahren sehen. Aber wir werden Sie schon wieder auf den rechten Weg führen. Wo wollen Sie denn hin?«
»Ecke Fifteenth und Walnut.« DiCarlo schob die Karte durchs Fenster. »Auf dem Plan hab ich’s gleich gefunden. Aber jetzt sieht das alles ganz anders aus.«
»Kein Problem. Sie fahren hier die Straße runter bis zur Fifth und biegen dann links ab. Das ist dann schon die Walnut Street. Immer geradeaus, bis Sie zum Independence Square kommen, und dann nochmal links.« Er fischte einen Kugelschreiber aus seiner Hemdtasche. »Ich zeichne es Ihnen an.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen, Officer.« Mit einem dankbaren Lächeln im Gesicht presste DiCarlo den Schalldämpfer seiner Pistole an die Brust des Polizisten. Für den Bruchteil eines Herzschlags trafen sich ihre Blicke. Dann schoss DiCarlo zweimal. Plop. Plop. Mehr war nicht zu hören. Der Cop fiel lautlos nach vorn. Mit akribischer Genauigkeit prüfte DiCarlo seinen Puls. Als er ihn nicht mehr spüren konnte, öffnete er leise die Fahrertür, brachte den Körper des Toten wieder in eine sitzende Position. Er kurbelte das Fenster hoch, verriegelte die Tür von innen, schlug sie zu und schlenderte zurück zu seinem Wagen.
Allmählich begriff er, warum sein Cousin Guido so einen Heidenspaß am Morden hatte.
Dora war ein wenig enttäuscht, dass Richie ihr Angebot, bei ihr zu übernachten, ablehnte. Die Konkurrenz hatte
ihm offenbar ein besseres Angebot gemacht, und so lieferte sie ihn nach dem Kino bei einem seiner Freunde ab.
Warum war sie eigentlich nicht zu Lea und John zurückgefahren und hatte sich die anderen Kinder für die Nacht geschnappt? überlegte sie auf dem Weg nach Hause. Eine lustige Pyjama-Party mit Kissenschlacht wäre Balsam für ihr angespanntes Nervenkostüm gewesen. Sie wollte
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