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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einfach nicht allein sein.
    Nein, korrigierte sie sich, es war vielmehr so, dass sie nicht allein in ihrer Wohnung sein wollte, nur ein paar kurze Schritte von Jed Skimmerhorn entfernt. Wenn er auch an diesem Nachmittag ungeheuer charmant gewesen war, so durfte sie nicht vergessen, dass dieser Mann zu unberechenbaren Wutausbrüchen fähig war.
    Sie glaubte ihm und akzeptierte seine Entschuldigung, konnte sogar seine Beweggründe teilweise nachvollziehen. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass dieser Mann eine Ladung Dynamit mit einer sehr kurzen Zündschnur war. Und sie wollte nicht in seiner Reichweite sein, wenn er wieder in die Luft gehen sollte.
    Andererseits war sie selbst auch nicht gerade ein Musterbeispiel an Ausgeglichenheit. Ihre Zündschnur war zwar etwas länger, doch wenn sie mal explodierte, konnten sich die katastrophalen Auswirkungen sehr wohl mit den seinen messen.
    Womöglich war es genau das, was er brauchte, überlegte sie. Eine Frau, die ihm Paroli bot, sich gegen ihn zur Wehr setzte und genauso oft gewann wie verlor. Wenn er jemanden hätte, der das Bedürfnis, hin und wieder einen Teller an die Wand schmeißen oder gegen das Sofa treten zu müssen, aus eigener Erfahrung kannte und ihn daher verstand, könnte ihm das helfen, sich zu öffnen. Es könnte ihm dabei helfen, seine Wunden zu heilen. Es könnte …«
    »Aufgepasst, Dora!«, murmelte sie vor sich hin. »Du zäumst das Pferd am Schwanz auf. Das ist es nicht, was er braucht, sondern was du brauchst.« Und was sie brauchte, das war ein Liebhaber. Sie lenkte den Wagen auf den kleinen
Kiesparkplatz hinter dem Laden. Auch wenn er noch so niedlich war, wenn er lächelte …
    Der Vogel war ausgeflogen, der Thunderbird stand nicht auf seinem Platz. Dora legte die Stirn in Falten und schüttelte dann den Kopf. Ist wahrscheinlich auch besser so, dachte sie. Wenn er nicht zu Hause war, erübrigte sich der Gedanke, ob sie an seine Tür klopfen sollte – und sich damit möglicherweise wieder in Schwierigkeiten brachte.
    Ihre Stiefel knirschten auf dem Kies, als sie zur Hintertür ging. Nachdem sie an der Alarmanlage die Codenummer eingegeben hatte, sperrte sie die Tür auf und verriegelte sie hinter sich wieder gewissenhaft.
    Nein, sie würde das Schicksal nicht herausfordern, indem sie auf Jeds Rückkehr wartete, sondern sich früh zu Bett begeben. Eine Kanne Tee, ein gemütliches Feuer im Kamin und das Buch, an dem sie schon so lange las – genau die richtigen Heilmittel für einen aufgewühlten Verstand. Und mit ein bisschen Glück würde diese Kur auch die Nachwirkungen von Schrei doch, wenn du kannst lindern  – dem Horrorfilm, den sie sich Richie zuliebe angetan hatte.
    Sie sperrte ihre Wohnungstür auf und schaltete die Christbaumbeleuchtung ein; die bunten Lichter hatten sie noch immer aufgeheitert. Nachdem sie die Stereoanlage angestellt hatte, zog sie die Stiefel aus und schälte sich aus ihrem Wintermantel. Alles wanderte ordentlich in ihren Garderobenschrank, während sie dabei leise den Billie-Holiday-Song mitsummte.
    In Strümpfen tanzte sie in die Küche, um Teewasser aufzusetzen. Sie zuckte zusammen, als im Wohnzimmer eine Diele knackte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, sodass sie mitten in der Bewegung innehielt, dabei das halbe Teewasser in den Ausguss schüttete und nur noch dem Klopfen ihres Herzes lauschte.
    »Reiß dich zusammen, Conroy«, wisperte sie. Es wäre doch gelacht, wenn sie sich nach so einem dämlichen Film in ihrer eigenen Wohnung fürchtete. Im Wohnzimmer lauerte kein muskelbepackter Psychopath mit einem Schlachtermesser
in der Hand. Holz arbeitete nun mal bei großen Temperaturschwankungen.
    Mit einem Schmunzeln im Gesicht stellte sie das Teewasser auf den Herd und schaltete die Platte an. Dann ging sie zurück ins Wohnzimmer und blieb wie angewurzelt stehen.
    Es war stockfinster, so dunkel wie in einer Höhle, nur der matte Lichtschein aus der Küche ließ die Umrisse der Möbel erkennen. Was alles noch unheimlicher machte.
    Aber sie hatte doch die Christbaumbeleuchtung eingeschaltet, oder nicht? Natürlich hatte sie das, sie wusste es genau. Ein Kurzschluss? Nein. Nein, die Stereoanlage spielte noch, und die war an derselben Steckdose angeschlossen. Wahrscheinlich war eine Kerze durchgebrannt und hatte in der Lichterkette einen Kurzschluss ausgelöst. Entschlossen, ihrer entgleisten Fantasie Einhalt zu gebieten, durchquerte sie mutig das dunkle Wohnzimmer, um den Schaden zu beheben.
    Worauf auch

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