Traeume wie Samt
leidenschaftlichen Küssen.
Harry erschauerte vor Hingabe. »Molly …« Sein Mund senkte sich über ihren. Molly öffnete sich für ihn. Sie spürte, daß Harry seit Jahren mit diesem dunklen Hunger kämpfte. Mit der Kraft seiner ganzen Selbstbeherrschung hatte er das drängende Verlangen in Ketten gelegt. Aber heute nacht war diese gewaltige Willenskraft durchbrochen worden. Genau wie beim erstenmal, als sie miteinander geschlafen hatten, erkannte Molly. Nun wußte sie, was anders gewesen war.
»Zusammen«, flüsterte sie. »Wir machen es zusammen.« Molly hob sich ihm entgegen und schlang die Beine um ihn.
»Molly, o Molly.« Harry griff zwischen ihre schweißfeuchten Körper. Dann drang er mit einem langen, bebenden Seufzen in sie ein. Er füllte sie vollständig aus, bis an die Grenze. Mit tiefen, kräftigen, drängenden Stößen bewegte er sich. Der Rhythmus war vollkommen. Molly fühlte sich, als könnte er die Bedürfnisse ihres Körpers lesen und wüßte genau, wie er ihr Verlangen befriedigen mußte. Harry war auf sie eingestellt, so wie sie auf ihn eingestellt war.
Der Höhepunkt kam überraschend, so daß Molly nicht einmal schreien konnte. Sie gab sich einfach hin, während die Empfindung sie wie Wellen eines Schocks durchlief. Sie zitterte noch unter den letzten Schauern der Erlösung, als sie undeutlich Harrys rauhen Aufschrei hörte. Schwer ließ er sich auf sie sinken. Ein Gefühl unendlicher Befriedigung ging von ihm aus, das weit über das Physische hinausreichte. Molly verstand die tiefe Zufriedenheit, weil sie in ihrem Körper widerhallte.
Vollständigkeit. Erfüllung.
Angekommen am Ziel aller Wünsche.
Stunden der Langeweile, durchbrochen von Augenblicken des Entsetzens.
Die Worte hämmerten unnachgiebig durch Harrys Kopf, bis sie ihn schließlich aufwachen ließen. Zögernd öffnete er die Augen. Er war ein leidenschaftlicher Verfechter der Wahrheit, doch in diesem Augenblick hätte er seine Seele für eine Handvoll Lügen verpfändet, wenn er sich damit hätte beruhigen können. Sein schlimmster Alptraum war Wahrheit geworden. Molly hatte die Dunkelheit in ihm gesehen. Das ganze Ausmaß. Sie hatte neben ihm gestanden, seine Hand gehalten und in den Abgrund hinuntergeblickt. Olivias Worte kehrten zurück und quälten ihn.
Und dann wurde der Sex – nun, er wurde unheimlich …
Aber die ganze Wahrheit hatte Olivia nicht annähernd geahnt. Sie hatte nicht mehr als einen kleinen Blick auf die Realität getan, die Molly in ihrer ganzen Wucht zu sehen bekommen hatte. Bei Olivia hatte der blasse Schatten seiner dunklen Wahrheit gereicht, um ihr tödliche Angst einzujagen. Doch Molly hatte er heute nacht die ganze Last zugemutet. Verzweiflung senkte sich über ihn. Er hatte alles verloren.
Molly bewegte sich. Harry wandte den Kopf auf dem Kissen und zwang sich, in ihr vom Mond beschienenes Gesicht zu sehen. Er würde ihre Zurückweisung entgegennehmen, ohne den Blick abzuwenden, und dem Verlust ins Gesicht schauen. Nur sich selbst durfte er Vorwürfe machen.
Doch Molly lächelte schläfrig, mit verträumtem, warmem Blick. »Und, hast du noch einmal über Kinder nachgedacht?«
Harry fühlte sich, als bräche die Welt unter seinen Füßen auseinander. Die fein geschulten Reflexe verwandelten sich in etwas schwammig Weiches. Maßlos erstaunt und verwirrt starrte er Molly an, wagte kaum zu hoffen. Bis er die Sprache wiederfand, dauerte es eine Zeitlang. »Kinder?« brachte er schließlich heraus.
»Ich finde, du solltest darüber nachdenken.«
»Kinder.«
»Ja. Mit mir.«
»Mit dir?«
Sie sah ihn erwartungsvoll an. »Es wäre wahrscheinlich am besten, nicht zu lange zu warten. Keiner von uns wird jünger.«
»Kinder. Mit dir.« Er schien keinen klaren Gedanken fassen zu können.
Mit einer tastenden, fragenden Bewegung berührte Molly Harrys Wange. Ihre Augen leuchteten. »Ich weiß, ich entspreche nicht ganz deiner Vorstellung von einer perfekten Ehefrau. An die Liste kann ich mich noch gut erinnern.«
Harrys Mund war trocken, und er mußte schlucken. »Welche Liste?«
»Die Liste der Gründe, warum wir nicht zusammenpassen. Ich sage Möhre, du Karotte.«
Er schüttelte benommen den Kopf. »Karotten waren auf deiner Liste, nicht auf meiner.«
»Tatsächlich? Könnte sein, wenn du es sagst. Auf deiner waren andere Dinge, richtig. Langweiliges Zeug. Verschiedene Temperamente, wie du sagtest. Keine gemeinsamen Interessen, außer der Beschäftigung mit den Erfinderprojekten. Wir
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