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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Venicias erschrockener Ausruf konnte nicht unbemerkt verhallen.
    »Aber meine Liebe, du sagtest selbst, daß du mit Harry Trevelyan überhaupt keine Gemeinsamkeiten besitzt«, fuhr Venicia fort, ohne auf Mollys kaum versteckte Bitte um Schweigen zu achten. »Du hast auch gesagt, daß er dir darin zustimmt.«
    »Ich schätze, er hat inzwischen bemerkt, daß wir mehr gemeinsam haben, als er zuerst vermutete.« Kritisch betrachtete Molly den Schnitt des Hochzeitskleides. »Bist du sicher, daß du dich mit dieser langen Schleppe abmühen willst?«
    »Was? Oh, die Schleppe. Ich wollte schon immer ein Kleid mit Schleppe tragen.« Als sie die Satinröcke schüttelte, hellte sich Venicias Gesicht kurz auf. »In diesem Kleid fühle ich mich wie eine andere Frau. Der Himmel weiß, als dein Onkel und ich damals heirateten, konnte ich mir nicht einmal ein neues Kleid leisten. Diesmal werde ich alles richtig machen. Cutter besteht darauf.«
    »Das wird dir guttun.« Molly hatte eine plötzliche Inspiration. »Weißt du was? Ich werde das auch machen.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Bei meiner Hochzeit werde ich auch alle Register ziehen. Ein elegantes Kleid, großer Empfang, ein Fest mit allem Drum und Dran. Das wird Harry guttun.«
    »Harry guttun?« Erneut verschwand Venicias Entzücken über ihre eigene Zukunft. »Ich habe befürchtet, daß es so kommen würde. Cutter ist auch sehr besorgt. Wir finden beide, daß du dich zu sehr mit Trevelyan einläßt.«
    »Allerdings habe ich mich mit ihm eingelassen, das stimmt.«
    »Molly, bitte hör mir zu. Mit den Wirkungen romantischer Anziehung kenne ich mich gut aus. Cutter ist schließlich selbst ein äußerst romantischer Mann. Aber du bist alt genug, um zu verstehen, daß zwischen einer Strohfeuerleidenschaft und echter Liebe ein Unterschied besteht.«
    »Sicher.«
    »Du willst haben, was Cutter und ich teilen.« Venicias Augen umnebelten sich kurz. »Echte Zuneigung und Treue.«
    »Natürlich.«
    »Meine Liebe, ich glaube wirklich nicht, daß du diese Dinge bei Trevelyan finden wirst. Er ist überhaupt nicht dein Typ. Du mußt deine Beziehung mit ihm realistischer sehen.«
    »Ich sehe sie realistisch.« Weitaus realistischer, als irgend jemand ahnen würde, dachte Molly wehmütig. Realistisch bedeutete zu verstehen, daß Harry anders war. Es bedeutete auch zu akzeptieren, daß er noch einen langen Weg gehen mußte, bevor er vor sich selbst zugeben konnte, Liebe zu empfinden. Vorausgesetzt, er wäre jemals dazu in der Lage. Er verabscheute alles, was nicht logisch erklärbar war. Daß Harry zuviel in sich selbst zu entwirren hatte, bevor er sich mit einem unlogischen Gefühl wie Liebe beschäftigen konnte, war nicht zu leugnen. Realistisch bedeutete, daß Harry ein Mann war, der mit sich selbst im Krieg lag.
    In der vergangenen Nacht, auf dem Höhepunkt der flammenden Leidenschaft, hatte Molly schließlich die tiefste Wahrheit über Harry verstanden. Nicht der Tod seiner Eltern verfolgte ihn, wie Olivia meinte. Obwohl er zweifellos für den Rest seines Lebens bisweilen an Alpträumen leiden würde, spürte Molly, daß Harry Wege gefunden hatte, mit den furchtbaren Erinnerungen fertig zu werden. Der Beweis seiner Widerstandskraft lag in dem Kern an Willenskraft und innerer Stärke, der es ihm ermöglicht hatte, ein schöpferisches Leben zu führen.
    Das Trauma seiner Vergangenheit hatte ihn nicht daran gehindert, eine beeindruckende Karriere zu machen, und er war trotz allem ein guter Ersatzvater für Josh. Seine anstrengende Arbeit und die gleichermaßen aufreibende Familie meisterte er in bewundernswerter Manier. Er hatte Molly erzählt, daß die Alpträume in den letzten Jahren abgenommen hatten. Obwohl er dem lauernden Schuldgefühl nie völlig entkommen würde, das ihn bei jedem Gedanken daran befiel, wie seine Eltern zu Tode gekommen waren, konnte Harry damit umgehen. Das war nicht sein wirkliches Problem.
    Tatsächlich litt er an seinem Wesen, daran, daß er langsam von seinen mächtigen inneren Kräften zerrissen wurde. In der vergangenen Nacht war das schmerzhaft deutlich geworden. Für einen Naturwissenschaftler und Gelehrten, der stolz auf seine intellektuellen Fähigkeiten und seine Selbstbeherrschung war, konnte es keine bedrohlichere Vorstellung geben als den Gedanken, womöglich paranormale Kräfte zu besitzen. Ein unerklärlicher sechster Sinn lag außerhalb seiner Akzeptanz. Nicht einmal theoretisch war Harry in der Lage, die Möglichkeit einer übersinnlichen Begabung

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