Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
Vom Netzwerk:
sich bitter. »Olivia hat bereits ihr Bestes versucht, und sie ist Expertin.«
    »Was hat sie gesagt?«
    Harry hob die Schultern. »Sie sprach ausführlich über das Zerstörerische von Schuldgefühlen. Und sie meinte, es gebe Medikamente gegen posttraumatische Störungen. Ich habe ihr geantwortet, daß ich kein Interesse daran habe, mir mit einer Psychopille schöne Gefühle zu machen.«
    Molly schüttelte ihn leicht. »Was ich dir sage, hat nichts mit Therapie zu tun. Es ist die Wahrheit. Du solltest der Experte sein, wenn es darum geht, Realität von Illusion zu unterscheiden. Sieh dir die Wahrheit an, die ich dir zu geben habe, und sag mir ehrlich, ob du meine Worte für falsch hältst.«
    »Und welche Wahrheit soll ich sehen?«
    Molly ließ sich von dem in Harry aufkochenden Zorn nicht einschüchtern. Intuitiv wußte sie, daß es gut für ihn war, dieses Gefühl herauszulassen. Er hatte zu viele Dinge zu lange zurückgehalten. »Hör mir zu, Harry. An jenem Tag hat dein Vater dir das Leben gerettet, und genauso hatte er es gewollt. Ihr wart Vater und Sohn. Er hat dich in diesem Moment beschützt. Es war sein Recht als Vater. Deine Mutter hätte ebenso empfunden. So soll es sein. Du hast das Geschenk zurückgezahlt, indem du es weitergabst.«
    Harrys Kinnpartie spannte sich. »Das verstehe ich nicht.«
    »Was wäre gewesen, wenn nicht du, sondern Josh an jenem Tag getaucht hätte? Wenn er den Mördern begegnet wäre?«
    Harry starrte Molly mit unbewegtem Blick an und schwieg. Es gab nichts zu sagen. Molly wußte genau, was er dachte. Harry hatte Josh großgezogen und empfand wie ein Vater für ihn.
    »Ich bin mit dir einer Meinung, daß ein Mann wie du niemals seine eigene Geschichte umschreiben sollte, um sich besser zu fühlen«, fuhr sie sanft fort. »Das ist nicht der Ausweg. Du bringst die Dinge wieder ins Lot, indem du die Waagschalen ausgleichst. Das ist nicht Therapie, sondern hat mit Karma zu tun.«
    »An so etwas glaube ich nicht. Karma. Willst du mir etwa erzählen, daß du was von diesem mystischen Schwachsinn hältst?«
    »Also gut, du bist ein Mann der Wissenschaft. Stell dir die Sache in technischen Begriffen vor. Sieh dir Newtons Reaktionsprinzip an. Für jede Wirkung gibt es eine Gegenwirkung. Dein Vater hat dein Leben gerettet, und du hast darauf reagiert, indem du das gleiche für Josh getan hast.«
    »Was hat Josh mit dem Ganzen zu tun?« fragte Harry gereizt. »Ich habe ihm nie das Leben gerettet.«
    »Doch, das hast du. Du hast ihn vor der ererbten Vergangenheit gerettet, ein Vermächtnis, das ihn leicht hätte umbringen oder verbraucht und verbittert machen können wie seinen Großvater. Du hast ihm eine Zukunft voller Versprechungen geschenkt. Das ist ein unbezahlbares Geschenk, Harry.«
    »Ich habe nur dafür gesorgt, daß er eine gute Ausbildung bekommt.«
    »Nein, du hast viel mehr für ihn getan. Du hast ihm eine stabile Umgebung gegeben. Du warst ihm ein Vater. Für Joshs Seele hast du diesen alten Teufel Leon niedergerungen. Und du hast gewonnen.«
    In einer Geste unaussprechlicher Erschöpfung lehnte Harry seine feuchte Stirn gegen Mollys. »Das ist wirklich eine merkwürdige Unterhaltung für diese nächtliche Uhrzeit.«
    »Nicht nur Josh hast du gerettet«, fuhr Molly mit fester Stimme fort. »So wie ich die Dinge sehe, hast du es dir auch angewöhnt, während der letzten Jahre einige Strattons und Trevelyans zu retten.«
    Harry bewegte sich nicht. »Wovon redest du?«
    »Nur ein Beispiel. Du hast es Brandon ermöglicht, sich auf eigene Faust zu verwirklichen, ohne sein Erbe zu gefährden.«
    »Brandon wird mir nicht dafür danken.«
    »Vielleicht nicht. Aber das ist sein Problem. Ich weiß, daß du auch deinem Cousin Raleigh und seiner Frau geholfen hast. Und ich vermute, daß du auch deine Finger im Spiel hattest, damit Evangeline die Smoke & Mirror Company kaufen konnte. Ich beginne zu ahnen, daß die Liste deiner Taten endlos ist.«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Nein, ist es nicht. Diese Handlungen sind wichtig, weil du damit Menschen hilfst.« Molly lächelte zu ihm hinauf. »Und weißt du was? Heute hast du auch mein Leben gerettet, obwohl es nur indirekt war.«
    Harrys Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Mach keine Scherze darüber, Molly.«
    »Das ist kein Scherz.« Sie hielt seinem Blick stand und zwang ihn, die Wahrheit zu erkennen. »Ich sagte dir schon, daß ich eine Inspiration hatte, meine alten Spielsachen zu verwenden, um mich vor Kendall zu retten.«
    »Du hast

Weitere Kostenlose Bücher