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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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begraben, so daß er einen neuen Betrug einfädeln kann, möglichst weit von hier entfernt.«
    Venicia sank in die weichen Polster ihres Designersessels. »Nun weiß ich, warum er mich bedrängte, das Datum der Hochzeit vorzuverlegen. Er sagte, er könne es nicht mehr erwarten, endlich mit mir verheiratet zu sein.«
    »Mein Anwesenheit machte ihn wohl nervös«, vermutete Harry. »Wahrscheinlich spürte er, daß sein Betrug jeden Augenblick hätte auffliegen können.«
    »Ich habe noch einen letzten Anprobetermin für mein Hochzeitskleid«, flüsterte Venicia. »Es ist so ein wunderschönes Kleid. Und es kostet ein Vermögen.« Sie griff nach einem frischen Papiertaschentuch. Dann unterbrach sie sich und sah Molly an. »Da kommt mir ein Gedanke.«
    »Welcher?« fragte Molly.
    Venicia lächelte mit der natürlichen Unverwüstlichkeit einer Frau, die dreißig Jahre mit einem Erfinder verheiratet gewesen war. »Wir bitten das Geschäft, das Kleid für dich zuzuschneiden, meine Liebe.«
     
    Zehn Tage später war Molly eben dabei, eine kleine Menge Safran abzumessen, als die Ladenklingel schellte. Sie sah zur Tür und bemerkte eine junge Frau mit einem nägelbeschlagenen Ledergürtel, schwarzer Weste und Jeans, die zögernd im Eingang stehenblieb. Die Frau hatte kurzes, abstehendes Haar, das tintenschwarz gefärbt war. Auf ihren bloßen Armen waren verschiedene Tätowierungen zu sehen. Sie trug eine kleine, runde Brille auf der Nase.
    »Sind Sie Molly Abberwick?«
    »Ja, die bin ich.« Molly lächelte. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Mein Name ist Heloise Stickley.« Heloise bemerkte Tessa, die eben mit einem Sack grüner Pfefferkörner aus dem Lagerraum zurückkehrte. »Hallo, Tessa.«
    »Heloise, da bist du ja.« Mit bestimmtem Blick sah Tessa zu Molly. »Molly, das ist meine Freundin, die Erfinderin. Du weißt, die bei Ruby Sweat Baßgitarre spielt.«
    Molly spürte, wie ihr Magen tiefer sackte. »Die sich bei der Abberwick-Stiftung für einen Zuschuß bewerben will?«
    »Genau.« Tessa strahlte Heloise an. »Hast du deine Skizzen und Notizen mitgebracht?«
    Heloise nickte. Sie warf einen weiteren nervösen Blick auf Molly. »Ich verspreche Ihnen, daß ich Ihre Zeit nur kurz beanspruchen werde, Miss Abberwick.«
    »Es geht um ein Gerät, das paranormale Gehirnwellen messen soll, nicht wahr?« sagte Molly langsam.
    Heloise trat eifrig vor. »Ich bin da einer Sache auf der Spur, Miss Abberwick, und ich wäre Ihnen ehrlich dankbar, wenn Sie mir einige Minuten gewähren würden, damit ich Ihnen meine Theorie erklären kann. Niemand sonst will mir zuhören.«
    Molly seufzte. »Kommen Sie mit.«
    Sie ging in ihr Büro voran. Heloise folgte. Vor Begeisterung und Nervosität glühte ihr Gesicht.
     
    Um drei Uhr am folgenden Nachmittag dämmerte es Harry, daß etwas in seiner Umgebung nicht auf normale Weise funktionierte. Langsam tauchte er aus einem hohen Stapel Notizen auf, die er für seinen Aufsatz zu François Aragos Arbeit über Licht und Optik zusammentrug. Er brauchte einen Augenblick, um zu erfassen, was ihn störte.
    Dann begriff er. Den ganzen Tag über hatte sein privates Telefon noch nicht geläutet.
    Weil er sich auf den Aufsatz über Arago konzentrieren wollte, hatte er den Anrufbeantworter seines Geschäftstelefons eingeschaltet, um die Nachrichten zu sammeln. Die Klingel war abgestellt, damit er nicht von den eintreffenden Anrufen gestört wurde. Den Privatanschluß hatte er eingeschaltet gelassen. Jeder in der Familie wußte, daß er zu sprechen war, wenn er sich in seiner Wohnung aufhielt. Doch an diesem Tag war noch kein einziger privater Anruf gekommen. Eine ungewöhnliche Wendung der Ereignisse. Harry konnte sich nicht erinnern, wann zum letztenmal ein voller Tag vergangen war, ohne daß jemand aus seiner weitläufigen Verwandtschaft etwas von ihm gewollt hatte.
    Nicht, daß die Wogen sich geglättet hätten. Bei den Strattons sorgte Danielle sich noch immer um Brandons Entscheidung, sein Projekt durch Risikokapital zu finanzieren. Parker kochte wegen Brandons Absichten und verlangte, bei der Entscheidungsfindung beteiligt zu sein. Brandon dagegen versuchte, sich seinen Großvater vom Leib zu halten. Gilford war verärgert, denn er warf Harry vor, Parker aufzuregen. Olivia ließ düstere Hinweise fallen, daß Harry und Molly eine Partnerschaftsberatung aufsuchen sollten, bevor sie heirateten. Gestern hatte sie angerufen und ihm die Namen von zwei Psychologen genannt.
    Auf der Trevelyan-Seite hatte

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