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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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nie zugeben würde, wußte Molly, daß Harry zum Abberwick-Familiensitz gefahren war, weil er gespürt hatte, daß sie sich in Gefahr befand. Sie hatte ihn gerufen, und er war gekommen. Etwas spät, das mußte sie zugeben, aber er war gekommen.
    Molly blickte in Cutters kalte Augen und sah den Tod. In ihrer Verzweiflung schrie sie eine stumme Warnung in die Nacht.
     
    Harry.
    Gefahr. Tod.
    Sei vorsichtig. Sei vorsichtig. Sei vorsichtig.
     
    Sobald die Limousine im überdachten Ladebereich vor der Wohnanlage hielt, öffnete Harry die Tür.
    Mit vorwurfsvollem Blick sah Leon ihn an. »Bist du sicher, daß du so früh nach Hause willst? Die Nacht ist noch jung.«
    »Es ist halb zwei Uhr morgens, und ich bin an Aufregungen dieser Art nicht gewöhnt.« Nachdem er ausgestiegen war, sah Harry seine Verwandten im Wagen noch einmal an. »Ich habe für eine Nacht genug erlebt. Aber ich möchte, daß ihr alle wißt, daß ich diese Party sehr genossen habe.«
    »He, wir sollten das öfter tun«, sagte Raleigh.
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, grinste Brandon reumütig. »Ich glaube, diese Nacht reicht erst einmal.«
    »Allerdings«, bestätigte Gilford.
    Parker schnaubte. »Diese jungen Kerle heutzutage besitzen überhaupt kein Durchhaltevermögen mehr wie wir zu unserer Zeit, nicht wahr, Leon?«
    »Was erwartest du?« fragte Leon. »Sie sind verweichlicht.«
    »Wie wahr«, stimmte Parker leidenschaftlich zu.
    Harry sah Josh an. »Paß auf, daß Leon sich nicht blamiert.«
    »Ich werde mein Bestes tun.« Josh sah in Harrys Gesicht, und sein Grinsen wurde schwächer. »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein, nein«, antwortete Harry. »Ich bin nur reif fürs Bett, das ist alles.« Er wollte die Limousinentür schließen.
    »Noch ein Wort an den Bräutigam«, rief Leon. »Einmal verheiratet, wird ein Mann nie wieder derselbe sein!«
    Unter den wohlgemeinten Rufen der anderen Männer ließ Harry die Tür ins Schloß fallen. Er sah der Limousine nach, die in die Nacht hinaus verschwand, dann wandte er sich eilig zum Haupteingang. Auf halbem Weg fiel er in einen federnden Lauf. Etwas stimmte nicht.
    Gefahr. Sei vorsichtig. Sei vorsichtig.
    Vor einigen Minuten hatte das nicht abzuschüttelnde, alarmierende Gefühl seine gute Laune durchdrungen. In alter Gewohnheit hatte er zuerst versucht, die Wahrnehmung zu unterdrücken. Doch es war unmöglich gewesen.
    Gefahr. Gefahr. Gefahr.
    Mit überwältigender Kraft kehrte Mollys Rat in sein Bewußtsein zurück. Sie hatte ihm gesagt, nicht gegen seine eigene Natur anzukämpfen, sonst würde der Konflikt ihn eines Tages zerreißen. Harry begriff, daß sie recht hatte. Der sicherste Weg, sich selbst in den Wahnsinn zu treiben, war die Weigerung, die Wahrheit anzuerkennen. Er versuchte sich zu entspannen und öffnete seine Sinne.
    Er ist hier. Er ist hier. Mord. Mord.
    Als die Wucht des stummen Schreis ihn erneut traf, stolperte Harry. Nur mühsam kam er wieder zu sich. Er suchte nach seinen Schlüsseln. Chris, der Nachtportier, erschien aus seinem kleinen Büro und öffnet die Eingangstür.
    »Guten Abend, Dr. Trevelyan. Spät geworden, wie?«
    »Junggesellenparty«, sagte Harry knapp. Er kämpfte um äußerliche Fassung, während er gleichzeitig versuchte, mit allen Sinnen aufmerksam zu bleiben.
    Chris zwinkerte ihm zu. »Meinen Glückwunsch.«
    »Danke.« Als Harry zum Aufzug ging, überfiel ihn ein Schwindelgefühl.
    »Stimmt etwas nicht, Dr. Trevelyan?«
    Beim ersten Versuch verfehlte Harry den Knopf, um den Aufzug nach unten zu holen. Zu spät. Ich werde zu spät kommen. »Chris, sind irgendwelche Besucher für mich gekommen, während ich fort war?«
    »Nur Mrs. Stratton.«
    »Olivia?« Harry schüttelte den Kopf, um klar denken zu können.
    »Ja, Sir. Aber sie ist vor einigen Stunden gegangen.«
    »Sonst niemand?«
    »Nein, Sir.«
    »Können Sie mir einen Gefallen tun?« fragte Harry heiser.
    »Klar.«
    »Ich möchte Molly einen kleinen Streich spielen.«
    »Einen Streich?«
    »Einen Junggesellenstreich.«
    »Oh. Natürlich. Jetzt verstehe ich.« Chris grinste. »Was soll ich tun?«
    »Lassen Sie mir ein paar Minuten, um nach oben zu fahren, und dann rufen Sie mich über die Sprechanlage. Wenn ich antworte, sagen Sie, daß Detective …« Harry rieb seine Stirn und zwang sich zum Nachdenken. »Sagen Sie mir, daß Detective Foster von der Kriminalpolizei auf dem Weg nach oben sei. Behaupten Sie, es sei dringend.«
    Chris verzog die Brauen. »Dringend?«
    »Ja. Es ist nur ein Scherz. Tun Sie

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