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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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aufblitzte. An der Geschichte war mehr, als er zugab. »Ich frage mich, wie Olivia Ihre Beziehung sah.«
    »Olivias Empfindungen unserer Beziehung gegenüber können am besten in folgenden Worten zusammengefaßt werden: Stunden der Langeweile, unterbrochen von Augenblicken des Entsetzens.«
    Verblüfft starrte Molly Harry an. Es dauerte einige Sekunden, bis sie die Sprache wiederfand. »Entsetzen?«
    »Nichts Furchtbares. Vielleicht nicht einmal interessant. Olivia würde es wahrscheinlich ›Abnormität‹ nennen.«
    Molly war nicht sicher, aber Harry schien zu erröten. Sie versuchte gleichgültig zu klingen. »Hm. Abnorm wäre womöglich gar nicht so schlecht. Ich habe noch nie darüber nachgedacht.«
    Harry sah auf. Seine normale Gesichtsfarbe war wieder zurückgekehrt. »Ist das eine Tatsache?«
    Ihre Blicke begegneten sich und blieben verbunden. Das letzte Stück Pizza zitterte in Mollys Hand, als sie ein Schauer der Erregung durchfuhr. Ihr Nervensystem war hellwach und wurde von einem Gefühl der Gegenwärtigkeit getroffen, dessen Intensität an Schmerz grenzte. Mit ihrer Willenskraft versuchte sie den ungewohnten Ansturm sexueller Energie zu mildern. Als das fehlschlug, beschloß sie, einfach weiterzureden. Sie räusperte sich sorgfältig.
    »Und?«
    »Was und?«
    Fieberhaft suchte Molly nach Worten. »Könnte diese Abnormität etwas mit dem Zweiten Gesicht der Trevelyans zu tun haben, das Josh vorgestern abend erwähnte?«
    Augenblicklich verschwand die Belustigung aus Harrys Augen und wurde durch einen kalten, verschlossenen Ausdruck ersetzt. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß der Unsinn mit dem Zweiten Gesicht nichts weiter als eine alte Zirkusnummer der Familie ist.«
    Molly dachte nach. »Frauen glauben seit Urzeiten an weibliche Intuition. Die meisten akzeptieren sie als Realität. Es wäre doch vollkommen normal, wenn auch Männer sie besäßen. Möglicherweise gibt es in manchen Familien eine besonders starke Veranlagung dafür. Irgendein Gen vielleicht.«
    »Schon eher irgendein blödsinniger Aberglaube.«
    Molly hob den Kopf. »Nun, das sagt uns immerhin deutlich, wie Sie zu diesem Thema stehen.«
    »Tut mir leid.« Harrys asketische Züge waren zu einer grimmigen Maske erstarrt. »Aber ich mußte dieses Gerede über das Zweite Gesicht der Trevelyans mein ganzes Leben lang ertragen, obwohl ich weiß, daß nicht ein Körnchen Wahrheit daran ist.«
    Molly sah auf die Einzelteile des schwarzen Kastens, die auf dem Tisch verstreut lagen. »Sind Sie sicher? Vielleicht macht sie eine Art Intuition so besorgt über diesen albernen Scherz mit der Schreckschußpistole?«
    Harry betrachtete die Einzelteile auf dem Tisch. »Man braucht keinen sechsten Sinn, um zu begreifen, daß die Person, die das hier gebastelt hat, eine Menge aufgestauter Aggressionen besitzt.«
    »Sie kennen die Freunde meiner Schwester nicht. Sie sind nicht aggressiv. Aber wie gesagt, einige der Jungs sind noch sehr unreif.«
    »Jemand hat viel Zeit und Energie eingesetzt, um diese Einrichtung zu montieren. Und die Waffe war auf Sie gerichtet«, sagte Harry dumpf.
    »Ich sagte Ihnen doch, daß sie wahrscheinlich meine Schwester erschrecken sollte.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.« Harry nahm eine Sprungfeder auf und bewegte sie langsam zwischen seinen schlanken, kraftvollen Fingern. »Wer immer den Kasten auf Ihre Treppe gestellt hat, wußte wahrscheinlich, daß mit großer Sicherheit Sie die Tür öffnen würden.«
    »Das ist verrückt«, erklärte Molly. »Ich habe keine Feinde. Ich sage es nochmals: Es ist das Werk eines dieser Wirrköpfe, mit denen meine Schwester befreundet ist. Es sollte ein Scherz sein, mehr nicht.«
    Harry legte die Feder zurück. »Sie haben vielleicht mehr Feinde, als Sie denken.«
    »Unsinn! Welche Art von Feinden denn?«
    »Im vergangenen Monat haben Sie über einhundert Ablehnungsschreiben verschickt. Alle an verärgerte, enttäuschte Erfinder.«
    Molly war verblüfft. »Sie glauben doch nicht etwa, daß einer von ihnen sich auf diese Weise gerächt hat?«
    »Es ist immerhin eine Möglichkeit.« Harry untersuchte einen weiteren Bestandteil des Schreckschußmechanismus. »Ich denke, die Polizei sollte davon erfahren.«
    »Du liebe Güte! Nun übertreiben Sie wirklich.« Molly war entsetzt von der Vorstellung, die Polizei einzuschalten. Kelsey wäre tödlich beleidigt, wenn ihre Freunde verhört würden. »Es ist nichts passiert. Das Ganze war ein geschmackloser Scherz.«
    »Trotzdem könnte es nützlich

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