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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Geschäft reagiere ich zuweilen ähnlich.«
    »Jetzt fühle ich mich schon etwas besser«, sagte Harry. »Aber ich denke mit Grauen daran, wie ich Josh erklären soll, was passiert ist.«
    »Warum? Was hat Josh mit unserer Verabredung zu tun?«
    »Er hat mir eine kleine, eindringliche Lektion über moderne Ausgehformen gehalten. Anscheinend denkt er, daß ich zu lange aus der Übung bin und nicht weiß, wie ich mich verhalten soll. Nach diesem kleinen Fiasko zu urteilen, könnte er recht haben.«
    Molly erstickte beinahe an ihrem Pizzastück. Sie schluckte gerade noch rechtzeitig, bevor das Gelächter aus ihr herausbrach. »Sie auch?«
    Harry hob fragend eine schwarze Braue. »Was soll das heißen?«
    »Ich habe die gleiche Lektion von meiner Schwester und Tessa, meiner Mitarbeiterin, erhalten.«
    »Irritierend, nicht wahr?« Harry nahm sich ein neues Pizzastück. »Ich persönlich glaube, daß Josh es genossen hat. Vermutlich war der Vortrag eine Vergeltung für meine zahllosen warnenden Ratschläge, als er noch auf der High-School war.«
    »Sie haben viel Zeit miteinander verbracht, als er jünger war?«
    »Er hat seit dem Tod seines Vaters bei mir gelebt. Josh war damals zwölf. Seine Mutter starb bei einem Betriebsunfall auf dem Jahrmarkt, als er noch ein Baby war.«
    Molly legte ihre Pizza langsam auf den Teller zurück. »Sie haben Josh großgezogen, seit er zwölf war?«
    »Ich bin nicht sicher, ob großgezogen das richtige Wort ist.« Harry zuckte mit den Achseln. »Ich hatte keine Ahnung, was ich eigentlich tat, aber zu meinem Glück stellte sich Josh als wunderbares Kind heraus. Trotz meines Mangels an Erfahrung hat er sich gut entwickelt.«
    »Unsere Mutter starb, als meine Schwester Kelsey noch ein Kind war. Dad liebte uns.« Molly lächelte wehmütig. »Er baute uns wunderbare Spielsachen, als wir klein waren. Aber er war der typische, in seine Gedankenwelt versunkene Erfinder.«
    Harry nickte. »Der Drang zu erfinden kann zur Besessenheit werden.«
    »Da erzählen Sie mir nichts Neues. Manchmal schien es, als hätte Dad sogar vergessen, daß er eine Familie hatte. Nach Moms Tod wurde es noch schlimmer. Ich glaube, er benutzte seine Arbeit als Mittel, um die Trauer zu bewältigen.«
    Harry betrachtete Molly nachdenklich. »Sie haben also versucht, Ihrer Schwester Kelsey die Eltern zu ersetzen?«
    Molly lächelte. »Ich sehe sie noch mit den Augen rollen, wenn ich ihr einen meiner warnenden Vorträge hielt.«
    »Josh reagierte genauso, aber er hat meine Einmischungen überlebt. Im Herbst beginnt er mit der Universität.«
    »Um in Ihre Fußstapfen zu treten?«
    »Was soll ich dazu sagen? Er besitzt einen wachen Verstand.«
    »So wie Kelsey.« Molly konnte ihren Stolz nicht verbergen. »An dem Workshop, zu dem sie in diesem Sommer eingeladen wurde, nehmen nur die besten High-School-Absolventen teil. Ich weiß, daß sie auf der Universität gut aufgehoben ist.«
    »Josh auch. Seine Noten waren überdurchschnittlich gut im letzten Jahr.« Molly mußte lachen. »Was ist so lustig?« fragte Harry.
    »Hören Sie uns reden? Wir klingen wie ein Elternpaar im mittleren Alter, das sich über die brillanten Leistungen seiner Sprößlinge unterhält.«
    »Ich habe eine Entschuldigung, wie ein Mann im mittleren Alter zu klingen«, bemerkte Harry trocken. »Ich bin sechsunddreißig. Sie befinden sich noch in den Zwanzigern.«
    Molly verzog das Gesicht. »Ich werde bald dreißig.« Sie schüttelte den Kopf. »Mein Gott, wie die Zeit vergeht.«
    Harry kaute schweigend an seiner Pizza. Schließlich fragte er: »Sind Sie einmal verheiratet gewesen?«
    »Nein. Vor achtzehn Monaten dachte ich, daß ich vielleicht … Nun, es funktionierte nicht. Und Sie?«
    »Ich war auch vor ungefähr eineinhalb Jahren verlobt.«
    Molly hielt inne. »Was ist passiert?«
    »Sie hat es sich anders überlegt und einen meiner Cousins aus der Stratton-Linie geheiratet. Brandon Stratton Hughes.«
    »Ich verstehe.« Molly wußte nicht recht, was sie sagen sollte. »Das tut mir leid.«
    »Es war für alle Beteiligten besser. Im nachhinein kann ich mit Sicherheit behaupten, daß die Ehe nicht gutgegangen wäre.«
    »Warum nicht?«
    »Olivia und ich passen nicht zusammen. Sie ist klinische Psychologin und hat immer versucht, mich zu analysieren.« Harry zögerte. »Ich glaube nicht, daß ihr gefiel, was sie herausfand.«
    »Ich verstehe.« Molly spürte die Intensität der unausgesprochenen Bedeutung, die in seiner scheinbar beiläufigen Erklärung

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