Traeume wie Samt
kommen. Stratton Properties war sein Leben. Den Umgang mit Geld und Immobilien hatte er von frühesten Kindheitstagen an mit der Atemluft aufgesogen, und diese Nahrung war ihm gut bekommen. Er benutzte einen Stock, wenn die Arthritis im Knie ihn quälte, aber sonst besaß er eine ausgezeichnete Gesundheit. Dank des feinknochigen Körperbaus der Strattons wirkte Parker mindestens zehn Jahre jünger, als er tatsächlich war. Der Familienarzt hatte ihm gesagt, sein Herz und seine Lunge könnten einem zwanzig Jahre jüngeren Mann gehören.
Stratton Properties war ein Teil von Parker, den er brauchte wie die Luft zum Atmen. Er würde auf seinem Sessel hinter dem Schreibtisch sterben.
»Ich komme gleich zur Sache«, kündigte Harry an. »Ich denke, du solltest Brandon seine Chance geben. Sag ihm, daß du hinter ihm stehst. Und versichere ihm, daß er keine Repressalien zu befürchten hat.«
Parker zielte mit dem Finger auf Harry. »Du hältst dich da raus, Junge. Soweit ich die Sache beurteilen kann, bist du der Grund, warum er sich diese gottverdammt dumme Idee in den Kopf gesetzt hat.«
Harry hob beide Hände, die Handflächen nach vorne. »Mein Pfadfinderehrenwort. Ich habe ihn nie ermutigt, sich auf eigene Faust ins Immobiliengeschäft zu stürzen. Auf diese Idee ist er ganz allein gekommen.«
»Den Teufel ist er! Er hat mitbekommen, daß du deinen ererbten Platz bei Stratton Properties verlassen hast, und will nun der Familie beweisen, daß er genauso starrsinnig und unabhängig ist wie du.«
»Das ist zuviel Ehre für mich«, sagte Harry.
»Mit Ehre hat das überhaupt nichts zu tun.« Parkers Augen funkelten vor Zorn. »Du trägst die Schuld an dieser blödsinnigen Entwicklung. Ohne dich wäre Brandon nie auf den Gedanken gekommen, die Firma zu verlassen.«
»Wie kannst du da so sicher sein?«
»Ich bin verdammt sicher«, beharrte Parker. »Du hast einen schlechten Einfluß auf ihn.«
»Er ist flügge und will allein fliegen. Warum läßt du ihn nicht seine eigenen Erfahrungen machen?«
Parker ballte die Hand zur Faust. »Dort draußen wird er kein Jahr überleben.«
»Das ist nicht gesagt. Schließlich fließt auch in seinen Adern das Blut der Strattons. Dein Blut. Wer weiß, wozu er fähig ist?«
»Auch du besitzt Stratton-Blut.« Parkers Augen verengten sich. »Aber es reichte nicht, um einen Geschäftsmann aus dir zu machen.«
»Wir wissen beide, daß ich nicht für einen Posten innerhalb der Unternehmenshierarchie geschaffen bin«, entgegnete Harry sanft.
»Du meinst, du wärst nicht fähig, der wirklichen Welt gegenüberzutreten. Lieber versteckst du dich in deinem verdammten Elfenbeinturm. Du könntest heute Vizepräsident sein, wenn du nach deiner Ankunft in Seattle in die Firma eingetreten wärst.«
»Das ist sehr unwahrscheinlich«, widersprach Harry. »Nach drei Monaten wäre ich von dir und Gilford hinausgeworfen worden. Ich hätte nicht hierhergepaßt.«
»Weil es dir an der Disziplin fehlt, dich einzufügen«, entgegnete Parker. »Da liegt dein Problem, Harry. Du bist viel zu arrogant und dickköpfig. Das ist die Schuld deines Vaters. Er hat dich absichtlich deinem Erbe entfremdet. So konnte er allem, was Stratton heißt, eine lange Nase machen. Es war seine letzte Rache an mir. So und nicht anders verhält es sich.«
»Ich denke, über diese Dinge haben wir in der Vergangenheit ausgiebig genug gesprochen.«
Parker preßte die Kiefer aufeinander. Einen Augenblick lang schien es, als wollte er den alten Streit Wiederaufleben lassen. Dann lehnte er sich in seinem Sessel zurück. »Was höre ich da über dich? Du hast eine neue Freundin?«
Harry hob die Brauen. »Manches spricht sich schnell herum. Sie heißt Molly Abberwick.«
»Danielle sagt, es sähe aus, als wäre sie bei dir eingezogen.«
»Das stimmt. Für eine Zeitlang.«
Parkers Züge verdüsterten sich. »Du weißt, daß ich solche Dinge nicht mag.«
»Sicher.« Harry schob die Fingerspitzen vor. »Laß uns zum Thema Brandon zurückkehren.«
»Da gibt es nichts zu besprechen. Erwarte nicht, daß ich ihn bei seinem idiotischen Plan ermutige, auf eigene Faust in die Geschäftswelt einzusteigen. Er ist seiner Familie verpflichtet.«
»Danielle fürchtet, daß du Brandon enterbst, wenn er sich selbständig macht.«
»Und das werde ich auch tun«, antwortete Parker sofort. »Ich habe es ihm bereits gesagt.«
»Verzichte auf die Drohungen. Gib ihm deinen Segen, Parker.«
»Warum zum Teufel sollte ich?«
»Weil er ohnehin
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