Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
Vom Netzwerk:
Aufprall. Die folgenden Ereignisse nahm sie nur verschwommen wahr. Sie war auf einen Zusammenstoß gefaßt gewesen, und deshalb traf sie der heftige Ruck unvermittelt, mit dem der Sportwagen plötzlich Geschwindigkeit verlor, nachdem Harry abrupt gebremst hatte. Molly hörte das protestierende Quietschen der Reifen und spürte, daß der Wagen ins Rutschen geriet. Wie durch einen Schleier sah sie, daß der blaue Ford an ihnen vorbeischoß und sein Ziel verfehlte. Er schwankte wild, als der Fahrer um die Kontrolle über den Wagen kämpfte, bevor die nächste Kurve kam.
    Dann war er verschwunden.
    Molly wartete, daß der schlitternde Sneath durch die Leitplanke brach.

12
    Harry beendete das kontrollierte Rutschmanöver und brachte den Sneath auf der rechten Straßenseite sauber zum Stehen. Automatisch sah er in den Rückspiegel, um sicherzugehen, daß ihnen nicht noch jemand gefolgt war. Dann betrachtete er Molly. Sie saß sicher in ihrem Schalensitz, geschützt durch den Beckengurt und die Schulterriemen. Ihr Gesicht war angespannt, aber sie wirkte erstaunlich ruhig.
    »Alles in Ordnung?« Selbst für Harrys Ohren klang seine Stimme rauh wie ein Lavafeld, doch das war nicht zu ändern. Es würde eine Weile dauern. Bis er die Erkenntnis, daß Molly nur knapp dem Tod entronnen war, verarbeitet hatte, würde noch einige Zeit vergehen. Vielleicht ein ganzes Leben.
    »Danke, mir geht es gut.« Sie wandte den Kopf, um ihn anzusehen. Ihre Augen waren weit aufgerissen. »Das war ein unglaubliches Fahrkunststück. Ich dachte, wir würden uns überschlagen.«
    »Ein guter Wagen.«
    Molly schüttelte den Kopf. »Ein guter Fahrer. Jeder andere hätte die Kontrolle verloren. Josh hatte recht. Du besitzt fantastische Reflexe.«
    Harry zwang sich zu einem Lächeln, das wahrscheinlich dem skelettähnlichen Grinsen der Gespenstermaske glich. »Wir alle verfügen über unsere kleinen Talente.«
    »Deine kleinen Talente haben uns soeben das Leben gerettet«, entgegnete Molly impulsiv. »Hätte ich nicht solche Angst, meinen Sicherheitsgurt zu lösen, solange wir auf dieser Straße stehen, würde ich dir einen dicken, feuchten Kuß geben.«
    »Ich werde dich später beim Worte nehmen.« Nach einem weiteren Blick in den Spiegel legte Harry den Gang ein.
    Er hätte den blauen Ford einholen können, dachte er mit flüchtigem Bedauern. Eine Verfolgungsjagd wäre jetzt ganz nach seinem Geschmack gewesen. Allein, ohne Molly, würde er dem Wagen auch nachsetzen. Es bestand wenig Zweifel, daß er auf der kurvenreichen Straße einen deutlichen Vorteil besaß. Seine Reflexe und die Fahreigenschaften des Sneath garantierten das. Aber es wäre ein riskantes Unterfangen, und er wollte Molly nicht erneut in Gefahr bringen.
    »Glaubst du, daß wir den Wagen der Highway Patrol melden sollten?« fragte Molly nach einer Minute.
    Harry zuckte mit den Achseln. »Sicher. Aber ich bezweifle, daß dabei etwas herauskommt. Beinahe-Zusammenstöße sind nichts Ungewöhnliches. Besonders auf Straßen wie dieser.«
    »Wir können den Wagen beschreiben. Es war ein älterer Ford.«
    »Ja, aber er hatte keine Nummernschilder.«
    »Keine Nummernschilder?« Molly starrte Harry an. »In der Aufregung habe ich wohl überhaupt nichts mitbekommen. Ich frage dich nicht gern, aber glaubst du, daß er uns mit Absicht von der Straße drängen wollte? Oder denkst du, der Fahrer stand unter Drogeneinfluß, und wir waren nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Harry ehrlich. »Aber ich mag keine Zufälle.«
    »Der Fahrer war vielleicht betrunken.«
    »Vielleicht.«
    Molly warf Harry einen prüfenden Blick zu. »Du denkst nicht zufällig das gleiche wie ich, oder?«
    »Daß der Fahrer des Wagens Wharton Kendall war?«
    Sie seufzte. »Ich wußte es. Dir kam der gleiche Gedanke. Es ist sehr unwahrscheinlich, nicht wahr? Mittlerweile sollte Kendall doch längst in Kalifornien sein.«
    »Das wäre zumindest anzunehmen. Aber es scheint allgemein Einigkeit darüber zu herrschen, daß der Kerl ziemlich übergeschnappt ist. Wer weiß, wo er sich gerade aufhält.«
    »Warum sollte er in Icy Crest darauf warten, daß jemand nach ihm sucht? Das ergibt keinen Sinn. Er ist aus Shortys Hütte ausgezogen. Wo sollte er schlafen?«
    »In seinem Wagen.«
    »Und wie ernährt er sich?«
    »Er könnte einen Vorrat an Getränkedosen und Crackern in seinem Kofferraum haben.«
    »Wie kann er wissen, wann und wo er nach uns Ausschau halten muß?«
    Harry dachte

Weitere Kostenlose Bücher