Traeume wie Samt
»Harry und ich sind nicht einmal sicher, ob es zwischen dem Versuch, uns von der Straße zu drängen, und Wharton Kendall eine Verbindung gibt. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr bezweifle ich es. Wir sind wahrscheinlich nur die Beinahe-Opfer eines Betrunkenen geworden.«
Cutter sah sie nachdenklich an. »Warum glauben Sie, daß es keine Verbindung gibt?«
»Weil Kendalls Rache bisher nur darin bestand, mich mit kindischen Scherzen zu erschrecken«, sagte Molly. »Er wollte mir ganz sicher keine körperlichen Verletzungen zufügen.«
Cutters Augen verengten sich. »Sollte dieser Wharton Kendall für die Vorfälle verantwortlich sein, handelt es sich offensichtlich um einen kranken Menschen, meine Liebe. Seine wahnhafte Rache eskaliert womöglich. Er könnte gefährlich werden. Ihre Tante hat recht. Sie sollten besser bei ihr wohnen, bis alles vorüber ist.«
»Ich bin bei Harry in Sicherheit«, beharrte Molly. Sie wollte nicht darauf hinweisen, daß sie, falls Kendall weiter eine Bedrohung darstellte, Venicia ebenfalls in Gefahr bringen würde.
Venicia seufzte. »Meine Liebe, ich klinge nicht gern altmodisch, aber du mußt wirklich daran denken, wie dein Handeln nach außen wirkt. Die Leute werden sich fragen, welche Absichten Dr. Trevelyan hat.«
Molly rollte die Augen. »Tante Venicia, bitte. Wir leben nicht im vorigen Jahrhundert.«
Cutter machte ein grimmiges Gesicht. »Ich glaube, wir können uns Trevelyans Absicht denken.«
Molly sah ihn düster an. »Was soll das heißen?«
»Es heißt«, begann Cutter, »daß mehr dahintersteckt, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Ich weiß, daß Sie sich zu dem Mann hingezogen fühlen, meine Liebe. Aber Sie müssen einen klaren Kopf bewahren. Sie sind für eine Menge Geld verantwortlich.«
Molly löste die Hände und stemmte sie gegen die Tischkante. »Glaubt ihr immer noch, Harry wäre nur deshalb an mir interessiert, weil er mit seinem Beraterhonorar ein Vermögen absahnen will?«
»Sei nicht ärgerlich, Liebes«, sagte Venicia schnell. »Cutter und ich machen uns nur Sorgen wegen dieser ungewöhnlichen Beziehung, die sich so plötzlich zwischen dir und Dr. Trevelyan entwickelt hat.«
»Ich sage es nur ungern«, fügte Cutter ahnungsvoll hinzu. »Aber ich habe den Verdacht, daß Ihr Dr. Trevelyan diese Geschichte mit Wharton Kendall ausnützt.«
»Das ist absurd«, widersprach Molly.
»Tatsächlich?« Cutter wirkte nicht überzeugt. »Mir scheint, daß er Sie immer tiefer in sein Netz zieht. Trevelyan hat Sie überzeugt, daß Sie neben seiner Sachkenntnis auch seinen Schutz brauchen. Sie werden emotional in die Sache verwickelt, meine Liebe.«
»Zum letztenmal«, sagte Molly durch die Zähne. »Ich weiß, was ich tue.«
Cutter schüttelte den Kopf. »Jeder Treuhänder einer wohlhabenden Stiftung muß bei einer so persönlichen Beziehung mit einer Person, die Geld aus dem Vermögen erhält, wachsam sein. Nein, meine Liebe, wie ich die Dinge sehe, müssen wir uns über zwei Bedrohungen Gedanken machen. Ein seelisch labiler Erfinder, der auf Rache sinnt, und der gleichermaßen unerfreuliche Verdacht, daß Sie mit einem skrupellosen Berater zusammenarbeiten.«
Molly spürte, wie sie die Wut überkam. »Wäre Harry so versessen auf den Zugang zu einem Vermögen, hätte er das Geld der Strattons nicht ausgeschlagen.«
Cutter betrachtete sie verständnisvoll. »Er hat es nicht direkt ausgeschlagen, meine Liebe. Nach meinen Informationen haben er und sein Großvater einen bitteren Kampf geführt. Harry Trevelyan weigerte sich, für die Firma zu arbeiten. Deshalb hat Stratton ihn vom Familienvermögen ausgeschlossen. Und es gibt noch etwas, das Sie wissen müssen.«
»Und zwar?« fragte Molly.
Cutter zögerte. »Ich sage es ungern, aber ich habe Gerüchte gehört, daß Harry Trevelyan psychisch angeblich nicht gesund sei.«
»Wie bitte? Wo haben Sie das denn her?«
Cutter seufzte. »Ein Bekannter von mir hat bei Stratton Properties gearbeitet. Er kennt ein paar Leute dort. Offenbar hat Trevelyans Verlobte mit ihm gebrochen, nachdem sie entdeckt hatte, daß er an irgendeiner psychischen Störung litt. Sie ist Psychologin, wie ich erfahren habe. Deshalb wußte sie, worum es sich handelt.«
Molly sprang auf. »Das ist gelogen. Harry ist nicht krank!«
»Bitte, Molly«, besänftigte Venicia. »Du mußt vernünftig sein.«
Düster sah Molly ihre Tante an. »Und was soll ich deiner Meinung nach tun?«
Venicia lächelte begütigend. »Ich habe
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