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Traeume, zart wie Seide

Traeume, zart wie Seide

Titel: Traeume, zart wie Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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achtete aber darauf, sie nicht zu berühren.
    „Hast du schon was gegessen?“, fragte er.
    „Nur Crackers und Käse.“
    „Dann gehen wir hinterher ins Pierre und trinken Kaffee.“
    Sie schaute an sich hinunter. Heute trug sie nur ihre alten schwarzen Hosen und einen schwarzen Blazer.
    „Du bist perfekt dafür angezogen“, bemerkte er. „Und du siehst wunderschön aus.“
    Sie lachte nervös. „Das ist wohl nicht dein Ernst. Diese Sachen sind aus einem ganz normalen Kaufhaus von der Stange.“
    „Ich lüge nie. Einer meiner wenigen Vorzüge.“
    „Und was sind die anderen?“, erkundigte sie sich.
    „Ich übernehme Verantwortung für das, was ich tue.“
    Joy hob die Brauen. „Wohin fahren wir?“
    „Wirst du schon sehen.“
    Kurz darauf hielten sie in der Fifth Avenue. Als Joy ausstieg, sah sie sofort den berühmten Schriftzug: Tiffany’s.
    „Was machen wir hier?“, fragte sie vorsichtig.
    „Komm mit.“ Er berührte sie leicht am Ellbogen und führte sie durch die Glastür. Kaum hatten sie den Verkaufsraum betreten, als ein Mann im dreiteiligen Anzug auf sie zueilte.
    „Guten Tag, Mr. Bennett, bitte, hier entlang.“
    Normalerweise hätte Joy sich geweigert weiterzugehen und zuerst eine Erklärung verlangt, aber sie hatte Angst, sich unendlich zu blamieren, wenn sie voreilige Schlüsse zog. Kein Mann machte heutzutage einer Frau noch einen Heiratsantrag, weil sie vor dem Sex Jungfrau gewesen war. Und ein Mann wie Gray Bennett erst recht nicht. Wahrscheinlich wollte er sie also nur zu einem Paar Manschettenknöpfe um ihre Meinung fragen. Peinlich, wenn sie deshalb einen Aufstand machte.
    Trotzdem zögerte sie noch einmal, als sie vor einem Fahrstuhl ankamen. Gray nahm ihre Hand und zog sie weiter, und sie folgte ihm.
    Der Mann im Anzug führte sie schließlich in einen kleinen Raum, der spärlich, aber edel mit Antikmöbeln eingerichtet war, und verschwand dann wieder. Auf einem Mahagonitisch stand ein großer Strauß frischer Rosen, und es roch wie in einem Garten.
    Mittlerweile schlug Joy das Herz bis zum Hals, und sie entzog Gray ihre Hand, weil sie spürte, dass ihre Handflächen feucht wurden.
    Gray deutete auf einen der beiden Stühle auf der einen Seite des Tisches, und sie ließ sich dankbar nieder, weil ihr die Knie zitterten. Er setzte sich neben sie und stützte einen Arm auf den Tisch.
    So langsam bekam Joy Panik, zumal Gray beharrlich schwieg. Zuerst war sie froh, als der Mann im Anzug zurückkam, doch dann öffnete er den Deckel des lederbezogenen Kastens, den er trug. Er enthielt ein Samttablett, in dem Diamantringe steckten.
    Ungläubig schaute sie zuerst die Ringe, dann ihn an. Die riesigen Diamanten funkelten um die Wette, und es war dem Verkäufer anzumerken, wie stolz es ihn machte, eine solche Auswahl bieten zu können.
    „Würden Sie uns einen Moment entschuldigen?“, bat Joy so herrisch, als ob sie jeden Tag mit Schmuckverkäufern bei Tiffany’s redete. Aber wenn die ganze Welt verrückt spielte, konnte sie sich wohl auch mal ungewöhnlich verhalten.
    Der Verkäufer nickte und zog sich diskret zurück. Als sich die Tür hinter ihm schloss, zog Joy einen der Ringe aus seinem Samtbett. Der Stein war geradezu unanständig groß, und dabei hatte sie noch einen der kleineren gewählt.
    In dem hellen Deckenlicht funkelte der Diamant so stark, dass sie die Augen zusammenkniff.
    „Was soll das hier werden?“, fragte sie, ohne Gray anzusehen.
    „Ich möchte dich bitten, mich zu heiraten.“
    Sie schüttelte den Kopf, aber am liebsten hätte sie einfach geweint. Wie grausam das Schicksal sein konnte, ihren Herzenswunsch auf eine Weise zu erfüllen, der sie niemals zustimmen konnte!
    „Warum tust du mir das an?“, flüsterte sie.
    „Letzte Nacht …“
    „Ich bitte dich.“ Seine Reue wurde langsam wirklich belastend. „In welchem Jahrhundert lebst du eigentlich? Wir haben mittlerweile elektrischen Strom, Autos, das Internet …“
    „Joy …“
    „Und vor über fünfzig Jahren gab es die so genannte Sexuelle Revolution …“
    „Herrgott noch mal …“
    „… und falls du es noch nicht gemerkt hast: Seitdem ist außerehelicher Sex keine große Sache mehr. Wenn du also eine Frau entjungferst …“
    Nun stieß er einen heftigen Fluch aus, doch auch das hielt Joy nicht auf.
    „ … brauchst du deshalb nicht gleich eine Riesendummheit zu machen. Und vor allem keinen Heiratsantrag.“
    „Bist du jetzt fertig?“
    Ärgerlich funkelte sie ihn an. „Nein, eigentlich habe

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