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Traeume, zart wie Seide

Traeume, zart wie Seide

Titel: Traeume, zart wie Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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finde ich es eben selbst heraus.“ Ohne Zögern schob sie die Hand nach unten, wo sie das deutliche Zeichen seiner Erregung fand.
    Gray stöhnte auf.
    „Du lieber Himmel“, flüsterte Joy. „Warum um alles in der Welt verweigerst du uns, was wir beide wollen?“
    Er versuchte, ihre Hand zu lösen, doch das machte es nur noch schlimmer. Jede kleinste Bewegung brachte ihn an den Rand des Höhepunkts, und ihm brach der Schweiß aus beim Versuch, sich zu beherrschen.
    „Schluss jetzt“, sagte er schließlich mit verzweifelter Strenge und schob Joy auf ihren Platz zurück. „Wir werden es nicht auf dem Autorücksitz treiben. Ich habe dich schon einmal wie ein Flittchen behandelt, das passiert mir nicht noch mal.“
    Wütend blitzte sie ihn an. „Wie lange willst du uns beide für einen Fehler büßen lassen, den du gar nicht gemacht hast?“
    „Bis mir nicht mehr jedes Mal übel wird, wenn ich dran denke.“
    Als er ihr entsetztes Gesicht sah, strich er ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du bist so wunderschön“, sagte er leise. „Es nimmt mir jedes Mal den Atem, wenn ich dich anschaue.“
    Er konnte nicht anders, er strich mit den Lippen sanft über ihre – doch er hielt die Berührung kurz, auch wenn es ihn fast umbrachte.
    „Ich will dich, daran darfst du niemals zweifeln“, flüsterte er. „Du brauchst mich nur anzuschauen, und ich bin mehr als bereit.“
    Damit ließ er sie los und setzte sich wieder auf seinen Platz. Sein unerfülltes Verlangen machte jede Bewegung schmerzhaft, und er saß so still wie möglich.
    „Übernächstes Wochenende komme ich nach Saranac Lake“, sagte er. „Ich halte es zwar in deiner Nähe kaum noch aus, aber wenn ich dich gar nicht sehe, ist es noch schlimmer.“
    Als der Zug den Bahnhof verließ, schaute Joy wehmütig aus dem Fenster. Sie wollte nicht wirklich weg aus New York. Ihre Termine mit den neuen Auftraggeberinnen waren gut gelaufen, und das Vertrauen, das die Frauen in ihr Farb- und Stilempfinden setzten, machte sie stolz. Mittlerweile kannte sie sich auch in der Stadt ganz gut aus und genoss es, nach neuen Stoffen zu suchen, sich zwischendurch ein Sandwich in einer Deli zu holen oder einen Kaffee zum Mitnehmen zu trinken.
    In New York fühlte sie sich überhaupt nicht mehr wie die kleine Schwester der superkompetenten Frankie, sondern erwachsen und selbstständig. Sie konnte kommen und gehen, wann sie wollte, ohne sich um eine Vertretung bei der Altenpflege kümmern zu müssen. Zum ersten Mal im Leben traf sie ihre eigenen Entscheidungen und tat nicht nur das, was nötig war, um das White Caps zu unterstützen oder Frankie zu entlasten.
    Und dann war da natürlich noch Gray. Schon jetzt vermisste sie ihn, obwohl sie gar nicht wusste, was denn nun eigentlich zwischen ihnen lief. Die ganze Woche hatte er sie ausgeführt, ausgesucht höflich behandelt und in Cassandras Lobby wieder abgeliefert.
    Über Gefühle, die Zukunft oder die Art ihrer Beziehung hatten sie nie gesprochen. Wenn er überhaupt etwas empfand, dann wohl vor allem Schuldgefühle, und darauf ließ sich ganz bestimmt keine Beziehung aufbauen.
    Warum nutzte sie also nicht einfach ihre Rückkehr nach Saranac Lake, um einen Schlussstrich zu ziehen?
    Joy stützte den Kopf in die Hände und seufzte. Die Antwort war einfach, half ihr aber auch nicht weiter: weil sie ihn liebte und noch nicht bereit war, die Hoffnung aufzugeben.
    Als der Zug in Albany hielt, wäre sie am liebsten gar nicht ausgestiegen. Es kam ihr vor, als würde sie dann die neuen Teile ihrer Persönlichkeit verlieren und sich wieder in die kleine, brave Joy verwandeln, deren Lebensinhalt es war, Grand-Em zu betreuen.
    Doch dann sah sie ihre Schwester auf dem Bahnsteig stehen. Frankie trug verwaschene Jeans und einen Norwegerpulli, der so groß war, dass er bestimmt Nate gehörte. Ein Gefühl von Vertrautheit und Zugehörigkeit überwältigte sie.
    Wie hatte sie auch nur einen Moment daran denken können, ihre Familie zu verlassen? Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie zwinkerte sie weg, während sie sich mit ihrem Koffer und der Zeichenmappe durch den Gang zwänge. Doch als Frankie sie an der Tür entdeckte und ihr zuwinkte, musste sie schon wieder weinen.
    Strahlend kam Frankie auf sie zu und nahm ihr den Koffer ab. „Hallo, Weltreisende, ich bin so froh, dass … was ist passiert?“
    Joy stellte ihre Mappe ab und umarmte die Schwester stürmisch.
    „Ist alles okay?“, fragte Frankie besorgt.
    Oh Gott, Frankie,

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