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Traeume, zart wie Seide

Traeume, zart wie Seide

Titel: Traeume, zart wie Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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Joy.“
    Gray verstummte und schaute auf seine Hände, in denen er ihre hielt. Noch nie hatte Joy ihn so aufgewühlt gesehen, so verletzlich.
    „Ist es zu spät?“, fragte er leise. „Habe ich dich verloren?“
    Sie legte die Fingerspitze unter sein Kinn, um ihm in die Augen zu sehen, dann küsste sie ihn zärtlich. „Nein, es ist nicht zu spät.“
    Ungestüm schloss er sie in die Arme und hielt sie so fest, dass sie kaum noch Luft bekam. Als er sie schließlich wieder freigab, sah er sie ernst an.
    „Du hast nach meiner Arbeit gefragt, und ich schulde dir auch hier eine Antwort. Ich habe viele Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin. Deshalb wollte ich nie mit dir darüber reden – ich war so froh, das alles bei dir zu vergessen. Und ich hatte Angst, dass du mich verachtest, wenn du weißt, was ich tue.“
    Langsam, zögernd erzählte er ihr von John Beckins Tod und welche Rolle er dabei gespielt hatte.
    „Oh Gray“, sagte sie sanft und streichelte seine Hand.
    „Ich muss dir noch was sagen“, fuhr er fort. „Ich ertrage es nicht mehr. Ich will weg von der Politik. Diese schmutzigen Geschäfte widern mich schon seit einer Weile an, aber jetzt, nach Beckins Tod … Ich kann das einfach nicht mehr. Das bedeutet aber, dass ich nicht mehr der mächtige Mann sein werde, dessen Anrufe der Präsident sogar mitten in der Nacht entgegennimmt. Ich werde nicht mehr im Weißen Haus empfangen werden und mit Botschaftern speisen und …“
    Sie streckte die Hand aus und hielt ihm den Mund zu. „Schschsch“, sagte sie lächelnd. „Glaubst du wirklich, das wäre mir wichtig? Ich würde dich auch nehmen, wenn du keinen Cent hättest und Schuhverkäufer wärst. Und ich bin froh, dass du aufhörst. Wenn deine Arbeit dich unglücklich macht, solltest du wirklich was anderes tun.“
    „Aber du verdienst einen Mann, der …“
    „Mit mir zusammenlebt und glücklich ist.“
    „Vielleicht kann ich an der Universität einen größeren Lehrauftrag annehmen“, sagte er nach einer Weile nachdenklich. „Aber wer weiß. Ich muss dich also warnen, du heiratest einen arbeitslosen Mann.“
    „Heiraten?“, stotterte sie.
    Er lächelte. „Du glaubst doch nicht, dass ich dich je wieder gehen lasse, oder? Ich bin da ziemlich altmodisch. Ich will mit der Frau verheiratet sein, die zu mir gehört. Ich will dein Mann sein. Dein Ehemann.“
    „Aber du hast gesagt, dass du nie heiraten wirst …“
    Mit einem Kuss unterbrach er sie. „Ich habe mich geirrt.“
    Gray stand auf und rückte seine Krawatte zurecht. Dann ließ er sich mitten im Gang auf ein Knie nieder. „Ich habe keinen Ring, aber ich kann nicht länger warten. Joy, willst du meine Frau werden?“
    Vollkommen fassungslos schlug sich Joy die Hand vor den Mund.
    „Bitte, heirate mich“, fuhr Gray fort. „Ich habe alles falsch gemacht und ich bin ein blöder Sturkopf, dem es schwerfällt, über seine Gefühle zu reden, aber ich verspreche dir, dass ich dich immer lieben werde. Ich werde dich nie im Stich lassen und …“
    „Schschsch.“ Joy beugte sich zu ihm hinunter und streichelte sein Gesicht. Wie sie seine harten, arroganten, wunderschönen Gesichtszüge liebte! Sie küsste ihn auf die Stirn und dann auf den Mund. „Ja, ich will deine Frau werden.“
    Die anderen Passagiere begannen zu klatschen, und Joy schaute sich überrascht um. In den letzten Stunden hatte sie völlig vergessen, dass es außer ihr und Gray noch andere Menschen auf der Welt gab.
    Gray stand auf, zog sie hoch und schloss sie zärtlich in die Arme.
    „Ich glaube, ich träume“, flüsterte sie, als der Zug unter Jubel und Klatschen der Mitfahrenden in den Bahnhof von Albany einfuhr.
    „Soll ich dich kneifen?“, fragte er lächelnd. „Nein, ich habe eine bessere Idee. Ich werde dich küssen.“
    Und das tat er dann auch.
    – ENDE –

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