Traeume, zart wie Seide
ich gerade erst angefangen. Wie kommst du nur darauf, dass ich …“
Er legte ihr die Hände auf die Schultern und hielt sie fest. „Ich habe dich verletzt.“
„Denkst du, das hier macht es besser? Du meinst es doch nicht ernst. Du willst mich nicht wirklich heiraten. Du hast dich in einen riesigen Schuldkomplex hineingesteigert, aber sobald der etwas nachlässt, wirst du diese Aktion schrecklich bereuen. Oder, noch schlimmer, du wirst mich dafür verachten, und das würde mich mehr verletzen, als meine Jungfräulichkeit zu verlieren.“
Zögernd ließ er sie los. „Ich will doch nur das Richtige tun. Es wieder gutmachen.“
„Tja, so jedenfalls nicht. Der Mann, den ich einmal heirate, soll sich freiwillig für mich entscheiden.“ Ihre Stimme zitterte, und sie senkte den Kopf.
Sie wollte wirklich gern Grays Frau werden. Und ein kleiner Teil von ihr war tatsächlich versucht, auf diese Farce einzugehen.
Aber sie konnte nicht. Denn wie sollte sie dann je vergessen, dass er ihr den Antrag nur aus schlechtem Gewissen gemacht hatte?
Hastig legte sie den Ring zurück. „Lass uns gehen“, erklärte sie müde.
Er nahm ihre Hand. „Bist du sicher, dass du keinen Ring von mir willst?“
„Unter diesen Umständen? Absolut sicher. Außerdem sind sie schön, aber ziemlich kalt.“
„Können wir uns trotzdem weiterhin treffen?“, fragte er unvermittelt.
Überrascht sah sie ihn an. Eine endgültige Trennung wäre für sie sicherlich besser, zumal Gray ja keine Beziehung wollte. „Das ist wohl nicht dein Ernst.“
Doch er ging auf ihre Bemerkung gar nicht ein. „Wo immer du willst – hier in der Stadt, am See, ganz gleich. Ich komme zu dir. Ich will dich nur weiter sehen, okay?“
„Ehrlich gesagt habe ich kein Interesse daran, dir zur Verfügung zu stehen, damit du deine Schuld an mir abarbeiten kannst. Wenn das der einzige Grund ist, warum du mich sehen willst, ist das sogar eine Beleidigung.“
„Nein, darum geht es doch gar nicht. Ich mag dich wirklich sehr. Ich bin gern mit dir zusammen. Du bist … anders.“
„Ja, das glaube ich gern. Wann hast du denn das letzte Mal eine Jungfrau ge…“ Sie unterbrach sich hastig. „Nein, vergiss die Frage.“
„Joy, schau mich an.“
Widerstrebend sah sie ihm in die Augen. Sein Blick war ernst. Bittend. Geradezu sehnsüchtig.
„Ich erwarte nichts von dir“, sagte er. „Du bestimmst. Wir könnten einfach … Freunde sein.“
Sie seufzte. „Ich weiß nicht, Gray.“
Die Antwort schien ihm nicht zu gefallen, und er betrachtete nachdenklich die Ringe. Entschieden schloss Joy den Deckel und stand auf.
„Die meisten Frauen hätten einen Ring angenommen“, bemerkte er.
„Zweifellos.“
Kopfschüttelnd blickte er zu ihr auf. „Du überraschst mich immer wieder.“
Joy dachte daran, wie klar sie die Situation durchschaut und sie beide vor einem großen Fehler bewahrt hatte. Seltsam. Dabei war Gray der erfahrene Mann von Welt. Aber was die Gefühle anging, hatte sie eindeutig den besseren Durchblick. Und obwohl es schmerzte, tat es ihr auch gut, das zu wissen. Sie lächelte leicht. „Tja, ehrlich gesagt bin ich selbst überrascht.“
8. KAPITEL
Eine Woche später beobachtete Gray, wie Joy die Bar des Congress Club betrat. Wie immer schlug sein Herz schneller, wenn er sie sah. Sein Plan, sich an ihren Anblick zu gewöhnen, indem er sich so oft wie möglich mit ihr traf, ging einfach nicht auf. Er wollte sie immer noch – jeden Tag mehr. Doch er beherrschte sich.
Überhaupt war es pures Glück, dass er sie weiterhin sehen konnte. Eine von Cassandras Freundinnen hatte bei Joy zwei Kleider bestellt, und Joy hatte deshalb ihren Aufenthalt in Manhattan verlängert.
Sie gingen fast jeden Abend miteinander aus – zum Essen, ins Theater, zu einer Vernissage. Doch danach brachte er sie jedes Mal nur bis zur Lobby in Cassandras Gebäude und bat sie lediglich um ein Treffen am nächsten Abend. Ihm war klar, dass sie ihn jederzeit abblitzen lassen konnte oder vielleicht einfach wieder nach Saranac Lake zurückkehrte, ohne ihm Bescheid zu sagen.
Diese Kombination aus frustriertem sexuellen Verlangen und ungewohnter Unsicherheit machte ihn langsam, aber sicher verrückt. Um sich wenigstens etwas abzulenken, trainierte er nach ihren Treffen immer bis spät in die Nacht im Fitnessraum des Waldorf Astoria.
Als Joy auf seinen Tisch zusteuerte, folgten ihr wie immer die Blicke der anwesenden Männer, und wie immer störte das Gray ungemein.
„Rate mal,
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