Träume(h)r (German Edition)
wissen.
Hochachtungsvoll
Tyler_Durden87
Der Text las sich einfach und humorvoll. Das könnte wirklich etwas werden, dachte sich Marc. Einen Schulterklopfer und ein weiteres Bier hatte sich der Blogger Tyler_Durden87 jedenfalls verdient.
Für heute wollte er jedoch seinen ehemaligen Professor aus dem Kopf streichen und drehte die Musik lauter. Daraufhin ging er in seine geräumige Küche, um Schalen für die Snacks und einige Gläser zu holen.
Nachdem Marc die erste monetäre Saat seiner geistigen Früchte geerntet hatte, beschloss er die gesamte Etage zu seinem persönlichen Reich zu gestalten. Dazu gehörte eben auch eine hochmoderne, makellose, mit allen technischen Finessen ausgestattete Küche. Unbenutzt blitzte sie dank der Putzfrau, die Marc als Ablösung für seine Mutter eingestellt hatte, permanent.
Zurück im Wohnzimmer angelangt fiel Marc auf, dass ihnen Zukunftspläne fehlten, also war jetzt sicher kein schlechter Zeitpunkt, um welche zu schmieden und nebenher die Sinne zu trüben.
Inzwischen hatte Ole ihre kleine Privatveranstaltung auf Marcs Dachterrasse verlagert. Sie füllten provisorisch einen Putzeimer bis obenhin mit Crushed-Ice und deponierten darin einige Flaschen Bier, um stets gekühlten Nachschub griffbereit zu haben. Anschließend genossen sie die Sonne, die ihnen um zwei Uhr nachmittags zulächelte.
Auf ihren Liegestühlen philosophierten Ole und Marc nun über die unzähligen Türen, die heute für sie geöffnet wurden und nachdem mehrere Flaschen Bier geleert waren, entschieden sie sich dazu ihre besten Ideen zu Papier zu bringen.
Ole bestand darauf, dass insgesamt vier Punkte auf der Liste stehen sollten. Der Gerechtigkeit halber zwei von Marc und zwei von ihm selbst. Nach einer Stunde Brainstorming fehlte nur noch ein Punkt. Das Blatt sah bislang aus, als hätte es auch von einem pubertären Jugendlichen verfasst worden sein können.
1. Vespa-Verleih in Rom eröffnen
2. Fischer in Portugal werden
3. Untergrundgruppe, die sich gegen das Unrecht in der Gesellschaft auflehnt, gründen
Die ersten beiden Punkte auf der Liste waren selbstverständlich von Marc.
Er stellte sich das Leben in Rom sehr aufregend vor. Dabei erinnerte er sich an die von der Werbung und Hollywood inszenierten Schauplätze. Voller unterschiedlicher Menschen und in Kombination mit der Hektik des Alltags, wirkte die Stadt immer sehr lebendig. Dort passten die alten Motorroller von Piaggio zweifellos hinein. Marc war zwar bewusst, dass man für einen Vespa-Verleih Know-how in Sachen Mechanik mitbringen musste, denn solche alte Möhren wollten oft gewartet werden, aber das hätten sie sicherlich im Handumdrehen erlernt.
Bei der anderen Idee wurde Marc durch den Roman inspiriert, den er erst kürzlich gelesen hatte. Das Dasein in Portugal, sogar den Ort Salema, wo der Protagonist Jack sich niedergelassen hatte, ließ er einfach so stehen. Ein ruhiges Dorf am Strand und eine traumhafte Idylle.
Sein eigener Beitrag, zu der vom Autor beschriebenen Szenerie, war lediglich das Fischen gewesen. Er mochte Fisch oder zumindest Fischstäbchen und Fisch war darüber hinaus sehr gesund. Sicher auch nicht schwer zu fangen. Immerhin fischten die Menschen schon seit Jahrhunderten. Vespa fuhren sie hingegen erst seit ungefähr fünfzig Jahren.
Beides waren zusammengefasst also sehr gute Ideen, bestätigte Marc sich selbst mit viel Zuversicht und angetrunkenem Wesen.
Die Herkunft der Inspiration von Oles Vorschlag war eindeutig. Er war wieder der Idee seines großen Helden Tyler Durden gefolgt.
»The things you own, end up owning you!«, sagte einst die Chuck Palahniuks Gedanken entsprungene Figur in dem Roman, der später verfilmt wurde und heute für Kenner als absoluter Kultfilm gilt. In dem Film »Fight Club« geht es kurzerhand um Edward Norton, der ein stinknormaler Angestellter ist und ein tristes, unspektakuläres Single-Akademikerleben führt, bis Tyler Durden wie aus dem Nichts auftaucht und alles verändert. Dieser ist hierbei Brad Pitt. Er ist intelligent, gutaussehend und rebellisch zugleich. Gemeinsam gründen sie den Untergrund-Boxklub »Fight Club«, der mit dem »Projekt Chaos« das Ziel hat die Ordnung der Menschheit komplett umzukrempeln und ihre oberflächlichen Wertvorstellungen über den Haufen zu werfen. Am Ende stellt sich heraus, dass Tyler Durden nur Edward Nortons Hirngespinst gewesen ist und er selbst Tyler Durden war. Trotzdem kann die Neuordnung der Menschheit nicht mehr
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