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Träume(h)r (German Edition)

Träume(h)r (German Edition)

Titel: Träume(h)r (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Moos
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fügte ein Bild des Hummers hinzu, welches er bei seinen morgendlichen Recherchearbeiten geknipst hatte.
    Als er endlich vom Bildschirm aufblickte, trällerte im Hintergrund Sinatra seinen Hit »New York, New York« vor sich hin.
    »Sörings Tage sind gezählt. Das wird sich verbreiten wie ein Virus!«, rief er in Richtung Tür, da Marc, seitdem er die Schallplatte aufgelegt hatte, nicht mehr aufzufinden war.
    Es dauerte eine Weile bis er fast lautlos und vollkommen gelassen in das Wohnzimmer glitt. Ole hätte beinahe das Bier, das sich in seinem Mund befand, auf dem Teppich verteilt.
    »Ach du Scheiße, wie siehst du denn aus?«
    Marc stand in einem schwarzen Anzug mit schwarzen Lackschuhen und weißem Hemd vor ihm. Sein dunkles Haar war mit einer Art Pomade glatt nach hinten gekämmt und eine schwarze Fliege war ihm um den Hals gebunden. Das Outfit passte perfekt zu dem wohligen Klang von Sinatras Stimme, jedoch störte Ole eine Kleinigkeit, die nicht mit dem Gesamtbild harmonieren wollte. Es war ein rotes Einstecktuch, das aus Marcs Brusttasche hervorguckte. Als er sich jedoch in dem massiven Ledersessel in der Mitte des Wohnzimmers seelenruhig niederließ und ein Bein über das andere schlug, wusste Ole, dass die Inszenierung seines Kumpels wieder einmal perfekt war.
    Die roten Socken hatte man nicht auf Anhieb erkennen können, aber jetzt, wo die Hose durch das Überschlagen der Beine etwas hochgerutscht war, stachen sie einem förmlich ins Auge. Ein schweres, zur Hälfte mit Whisky gefülltes Glas wog ruhig in seiner Hand und Marc richtete einen eiskalten Blick auf seinen Kumpel.
    »Wir hören Franky, mein Freund. Da gehört es sich besser angezogen zu sein. Du solltest diesem Mann etwas mehr Respekt erweisen!«, sagte er mit tiefer Stimme und nippte im Anschluss genüsslich an seinem Drink. Marc erinnerte sich dabei, dass er Whisky eigentlich hasste.
    Für kurze Zeit war Ole sprachlos. Dann prustete er los.
    »Marc, Alter! So sollten dich mal die Knalltüten aus der Uni erleben. Das ist mehr als zu hundert Prozent authentisch. Du würdest in dreißig Jahren einen überaus guten Paten abgeben, weisst du das?«
    Marc freute sich über das Kompliment seines Freundes, denn er hatte sich bei der heutigen Inszenierung wirklich Mühe gegeben, dennoch ließ er nichts von seiner Begeisterung nach außen dringen. Ein guter Schauspieler hätte sich nicht anders verhalten.
    Es war seine Art kreativ zu sein. Dabei glaubten die Menschen um ihn herum, was er sie glauben lassen wollte, da er ganz genau wusste, wie ein Stereotyp in den Augen der Allgemeinheit auszusehen hatte. Ob Straßenfeger, Kunststudent oder Banker. Die Leute fraßen ihm ohne Bedenken aus der Hand, da seine Inszenierungen authentischer, als die Realität selbst waren.
    »Wie steht es mit dem Artikel?«, fragte Marc, ohne den Ernst seiner Rolle abzulegen.
    »Fertig! Kannst ihn dir durchlesen.«
    In diesem Zusammenhang gönnte Marc seinem Alter Ego ausnahmsweise eine Verschnaufpause und schnappte sich Oles Notebook, das mit diversen, rebellischen Aufklebern beklebt war. Er begann zu lesen und schon die Überschrift entlockte ihm ein leichtes Lächeln.
     
    Christian Söring, Illusion und Fiktion in einer Person.
     
    Liebe Leserschaft, jeder von Ihnen kennt sicherlich Professor Doktor Christian Söring. Den Saubermann, den Heiligen Münsters, oder unter den Erleuchteten von uns, den Blender.
    Ja, Sie haben richtig gelesen! Der Mann, der das Universitätsleben durch seine Dynamik und seinen jugendlichen Pep aufmischte, ist nichts weiter als ein Scharlatan, ein Heuchler. Überzeugen Sie sich lieber selbst, indem Sie auf das kleine Bild unten klicken, um einen kurzen Blick auf seinen umweltfreundlichen Hybrid-Hummer zu werfen. Sie können sich aber auch seine bewegenden Worte über den Erfolg im Wesentlichen, durch den unten zur Verfügung stehenden Link, anhören.
    Egal was Sie davon tun, Sie werden sich gewiss demnächst zweimal überlegen, ob der umweltbewusste Radfahrer vor Ihrem Auto nicht insgeheim die Reinkarnation des Bösen sein könnte. Unser Bilderbuch-Dozent fährt nämlich nicht nur mit seinem Ungetüm aus Metall bis zu einem abgelegenen Parkplatz, um von dort aus zur Uni zu laufen. Nein, er wechselt sogar das Verkehrsmittel, um seinen Weg, mit dem uns bekannten Rennrad, fortzusetzen.
    Machen Sie sich selbst ein Bild über Christian Söring. Ich wollte nur sicher gehen, dass Sie, die Gesellschaft, bescheid

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