Träume(h)r (German Edition)
versuchte vergeblich sich zu erinnern.
»Du meinst die »Traje de Luces«! Gewiss können wir das, aber die Frage ist, ob du sie auch bezahlen kannst, mein Freund«, entgegnete der Poet.
Marc nickte nur, woraufhin die Drei mit dem Taxi zu einem speziellen Laden fuhren, der laut Miguel seit vielen Generationen die »Trajes de Luces« herstellte.
Keine halbe Stunde war vergangen, bis Marc die passende Uniform zusammengestellt hatte. Nachdem er umgezogen war, sah er wie ein waschechter Stierkämpfer aus, was nicht nur die Verkäuferinnen des Ladens bestätigen konnten, sondern auch Miguel, Ole und vor allem der Besitzer, der ohne Marc jemals in einer Stierkampfarena gesehen zu haben, davon überzeugt war, dass dieser ein riesiges Talent in sich trug. Ohne auf die Preise zu achten, bezahlte Marc seine Einkäufe und verließ, mit der Matador-Montur am Körper, zufrieden den Laden.
Während sie zu dritt auf ein Taxi warteten, das sie zu ihrem nächsten Zielort bringen sollte, entdeckte Marc im Schaufenster eine Puppe, die wie ein Flamenco-Tänzer angezogen war. Er drehte sich langsam zu Ole und grinste ihn an. Sein Freund, der den Blicken des Matadors gefolgt war, schüttelte bereits verneinend den Kopf.
»Niemals, du Penner! Es reicht schon, dass du herumlaufen musst, wie die Karikatur eines Spaniers, aber mich wirst du da nicht mit hineinziehen«, sagte der Riese sich vollkommen bewusst, was Marc mit ihm vorhatte.
»Komm schon! Bitte Ole! Das wäre doch super cool. Wir beide in so professionellen Kluften«, versuchte Marc ihn zu überzeugen.
»Nein! Du spinnst doch. Das Ding allein kostet bestimmt fast tausend Euro oder so und du hast nichts besseres zu tun, als dein Geld für solch einen Mist auszugeben!«, entgegnete Ole wütend.
»Gönn mir doch bitte den Spaß. Ich verspreche dir, dass Tyler Durden sich auch nicht im Grab herumdrehen wird. Tu mir einmal den Gefallen. Bitte Ole!«, flehte Marc ihn an.
Der Riese gab sich letzten Endes geschlagen und bereitete seinem Kumpel die Freude. Er zwängte sich in die Uniform eines traditionellen Flamenco-Tänzers, wobei man auf Anhieb erkennen konnte, dass sich unter der Montur kein rassiger Spanier, sondern ein blasser Deutscher befand. Die schwarzen Absatzschuhe ließen Ole geschätzte fünf Zentimeter größer werden, was bedeutete, dass er nun zwei Meter groß war und schlaksiger, denn je, wirkte. Er drehte sich einmal schwungvoll im Kreis herum, als er aus der Umkleidekabine kam.
»Olé, ich bin Ole«, sagte er mit spanischem Akzent, was seine Begleiter zum Lachen brachte.
»Jetzt musst du mir nur noch Kastagnetten kaufen!«
»Kastag was?«, fragte Marc.
»Mann, du bist mir ja ein Profi. Das sind diese löffelförmigen Holzdinger, die von den Tänzern immer mit den Fingern aufeinander geschlagen werden«, sagte der Riese besserwisserisch. Nun verstand auch Marc, was gemeint war.
»Was du immer für einen Scheiß weisst! Aber klar doch. Miguel können wir auch Kastagnetten bekommen?«, fragte Marc ihren spanischen Freund und im Handumdrehen war Ole in einen vollständigen Flamenco-Tänzer mit Kastagnetten und allem drum und dran verwandelt worden.
Daraufhin verließen sie zum zweiten Mal an diesem Tag den Laden, um ihren Trip durch die Stadt fortzusetzen. An den restlichen Sehenswürdigkeiten, die sie besuchten, zogen die beiden Freunde in ihrer auffälligen Kleidung unzählige Touristen an, die, genauso wie in Paris, Marc den Matador scharenweise verfolgten, um mit ihm Fotos zur Erinnerung an die schöne Stadt machen zu können. Hinzukommend hatten die Urlauber dieses Mal auch Ole im Visier, bei dem es nicht lange dauerte, bis er genervt war und über großen Hunger klagend, zurück in Esmeraldas Restaurant wollte. Immerhin war es mittlerweile achtzehn Uhr. Die Hitze war den ganzen Tag über unerträglich gewesen und zudem war der Speicher von Marcs Kamera längst ausgelastet.
»In einer halben Stunden hätten wir sowieso aufbrechen müssen, denn Esmeralda hat uns bei sich in ihrem Restaurant zum Essen eingeladen«, sagte Miguel, während sie auf dem Heimweg im Taxi saßen.
Marc war schon gespannt, denn der Spanier versprach ihnen ein köstliches Festmahl mit Überraschung.
Gegen Abend hielt ein Taxi vor dem Restaurant »La Vida Loca«, woraus Miguel, Ole und Marc, vom Tag erschöpft, ausstiegen. Der schlichte Eingang des Lokals war wie verwandelt. Die Sonne hatte sich gesenkt und der rote Teppich sah in dem schwachen Licht um einiges nobler aus, als bei
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