Träume(h)r (German Edition)
offengelegt hatte, wollte sie mehr über ihn, den Fischer aus Salema erfahren. Sie quetschte jegliche Informationen aus Marc heraus und kam zu dem Entschluss, dass er selbst nicht genau wusste, wonach er überhaupt suchte.
»Also diese Spitze deiner Pyramide hast du scheinbar noch nicht erreichen können?«
Marc schüttelte enttäuscht den Kopf.
»Nein, leider nicht so wirklich!«
»Und ich nehme mal an, dass du dich in dem kleinen Dörfchen ein wenig langweilst, wenn du im Fischen bislang keine Erfüllung gefunden hast?«
Marc nickte. Sie sprach ihm aus der Seele.
»Es gibt da nicht viel zu tun, außer in der Sonne herumzuliegen und sich zu bräunen.«
Sie hielt ihren Unterarm an seinen, was aussah, als würde man ein Stück Kohle mit einem Mozzarella Käse vergleichen.
»Das hast du scheinbar zur Genüge getan«, stellte sie nüchtern fest.
»Ja, zweifellos bin ich gelangweilt!«, gab er zu. Sie gingen gerade durch ein klimatisiertes Einkaufszentrum, dass sie zum Schutz vor der Mittagssonne betreten hatten. Nach etwas Umherschlendern bemerkte Caro in einem Schaufenster einen Hut. Sie zog Marc sofort in den kleinen Laden, um sich das Schmuckstück aufzusetzen.
»Ich finde den Stil Ende der zwanziger Jahre einfach unbeschreiblich«, schwärmte sie und drehte sich von einer zur anderen Seite, wobei sie den Hut im Spiegel bewunderte. »Schade, dass heutzutage solche Sachen nur noch selten zu finden sind. Es kommt einem wie Verkleiden vor, wenn man sich so etwas anzieht.«
Marc betrachtete ihre Kopfbedeckung mit zusammengerunzelter Stirn.
»Ich glaube man muss nur genau hinsehen, wenn man so etwas finden möchte«, sagte er daraufhin optimistisch, während er sich im Inneren des Geschäfts nach weiteren interessanten Kleidungsstücken umsah.
»Ach ja?«
»Ja!«, entgegnete Marc. »Man braucht nur genug Kreativität und ein gewisses Gespür für solche Dinge.«
Caro sah ihn schräg von der Seite an.
»Wenn du nur genau hinsehen musst, dann finde doch bitte in diesem Einkaufszentrum ein paar Dinge, die zu dem Hut passen würden und ich wäre dir sehr dankbar dafür!«
Er drehte langsam seinen Kopf zu ihr und setzte ein schelmisches Grinsen auf. Der Wettstreit konnte beginnen.
»Dann wollen wir doch mal sehen!«, sagte er und verließ den Laden, um sich einen Überblick über das Einkaufszentrum zu verschaffen.
Nach fast einer Stunde hatte er um den eleganten Hut ein harmonisches Outfit aufgebaut, das wie in einem Bilderbuch aussah. Caro strahlte über das ganze Gesicht, als sie sich ihm darin präsentierte.
»Das ist ja mit dir, wie in einer Vorher/Nachher-Show«, sagte sie und betrachtete ungläubig ihr Äußeres in einem Spiegel.
Vollends zufrieden behielt sie ihr Outfit direkt an, was sie das letzte Mal getan hatte, als sie fünfzehn war, gestand sie Marc später. Hinter ihrer übergroßen Sonnenbrille fühlte sich Caro beinahe prominent.
»Merkst du auch wie die Leute mich anstarren?«, fragte sie ihren Begleiter irritiert über das Aufsehen, das sie auf den Straßen erregte. Überall, wo sie entlanggingen, drehten die Menschen ihre Köpfe nach der Frau im bonbonfarbenen Kleid um, deren Absätze man noch hören konnte, nachdem sie längst an einem vorbeigezogen war.
»Hingabe ist der Schlüssel zur Perfektion!«, sagte Marc in einem professionellen Ton und streifte ihr konzentriert ein Staubkorn von der Schulter, woraufhin sie laut loslachte.
»Du bist echt ein verrückter Typ!«, sagte sie und zog an ihrem Halstuch, um sich etwas Luft zu verschaffen. Gegen Abend brachte sie Marc nach Hause und bedankte sich für das wunderschöne Outfit.
»Ich bin noch etwas hier. Ruf an, wenn du Lust hast dich zu treffen. Vielleicht hast du es ja auch bis dahin geschafft deine Pyramide zu besiegen«, scherzte sie und fuhr daraufhin los.
Nachdem Marc wieder die Pension betreten hatte, traf er auf José und dessen Sohn, den noch immer lispelnden Ole. Der Riese hatte scheinbar seinen Besuch beim Zahnarzt ausgelassen, aber dafür den gesamten Tag mit seinem Vater verbracht. Gerade erklärte er ihm, was es mit seinem Blog auf sich hatte und generell, was ein Blog überhaupt war. Es war schwer sich vorzustellen, dass ein Mann, der sein halbes Leben mit dem Fischzug und den Gezeiten beschäftigt war, daran interessiert sein konnte, was man alles mit dem Internet heutzutage anstellte. José zeigte sich dennoch als guter Vater, der seinem Sohn aufmerksam zuhörte. Im Anschluss zeigte Ole seinem Senior noch die
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