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Träume(h)r (German Edition)

Träume(h)r (German Edition)

Titel: Träume(h)r (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Moos
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Frage.
    »Bist du denn jetzt glücklich?«
    Etwas in dieser Art hatte Marc bereits erwartet. Er atmete tief ein und wollte gerade zu einer Lösung dieses Rätsels ansetzen, als sich im gleichen Moment die Tür des Behandlungszimmer öffnete und Ole hindurch kam. Mit einem strahlenden Lächeln wurde er von der gestresst aussehenden Zahnarzthelferin bis zu seinem Kumpel geleitet.
    »So gut wie neu!«, sagte der Riese, ohne zu lispeln und präsentierte die Kunststofffüllungen, indem er seine Oberlippe hochzog. »Das macht fünfundneunzig Euro!«
    Anschließend drängte er ungeduldig zum Aufbruch, da es Zeit für das Abendessen war. Marc gelang es dennoch sich mit Caro zu verabreden, bevor Ole ihn aus der Praxis zerren konnte. Gemeinsam wollten sie am nächsten Tag nach Sagres fahren und etwas durch die Stadt schlendern, da er bislang noch nicht viel von der Algarve gesehen hatte.
    »Ich glaube ich habe mich verliebt«, sagte Ole verträumt, nachdem sie draußen angelangt waren.
    »In Caro?«, fragte Marc irritiert. »Du hast sie doch nur ein paar Sekunden gesehen und das hat dir gereicht?«
    »Nicht in Caro, du Trottel. In die Zahnarzthelferin. Erinnerst du dich an sie?«
    Natürlich konnte er sich erinnern.
    »Die sah aber nicht ganz glücklich aus«, antwortete Marc vorsichtig.
    »Ja, das lag daran, dass ich bei der Behandlung meinen Mund nicht halten konnte und ständig angefangen habe mit ihr zu sprechen. Du weisst doch, dass Worte meine Geheimwaffe sind!«
    Der Riese tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Lippen.
    »Hat wohl mit einem Sauger im Mund nicht ganz so gut geklappt«, stichelte Marc. Ole ignorierte ihn.
    »Der Arzt meinte, dass ich in den ersten Tagen aufpassen soll, damit sich die Füllung nicht löst, da sie noch ganz frisch ist«, fuhr er fort.
    »Dann solltest du seinem Ratschlag besser folgen!«
    Daraufhin zog Ole einen steinharten Nussriegel aus seiner Hosentasche, den er als Proviant eingepackt hatte und befreite ihn hastig von seiner Verpackung. Er biss so animalisch hinein, wie er nur konnte und sofort hörte man ein leises Knacken. Anschließend spuckte der Riese zwei weiße Kunststoffstückchen auf seine Handfläche und präsentierte Marc sein dämlichstes Grinsen.
    »Wie konnte denn das nur passieren? Jetzt muss ich morgen schon wieder zum Zahnarzt.
    Das Lispeln war wieder da.
     

Auf der Terrasse hatte Eduardos Frau das Abendessen angerichtet. Auf dem reichlich gedeckten Tisch fehlte es an nichts und um sicher zu gehen, dass alle Gäste gesättigt sein würden, hatte José etwas von seinem eigenen Fang mitgebracht. Stolz erzählte Ole der kleinen Runde, nicht ganz wahrheitsgetreu, wie sie ihren ersten Fisch gefangen hatten.
    »Also Marc war schon ins Wasser gesprungen, um mit dem Speer das Biest zu zähmen, da es unser Boot angreifen wollte.«
    »Dieses Ding?«, lachte José und zeigte auf den Teller, wo ihr schmächtiges Fischchen lag.
    »Natürlich nicht dieser kleine Happen!«, winkte Ole ab. »Der Winzling ist uns am Ende als Trostpflaster übrig geblieben, nachdem uns der gigantische Marlin entkommen war. Nicht wahr, Marc?«
    Er drehte den Kopf zu seinem Kumpel und schaute ihn erwartungsvoll an. Die Geschichte kam Marc wie Oles persönliche Abhandlung von Hemingways Novelle vor. Er zögerte erst, aber nachdem der Riese mit einem Tritt gegen das Schienbein nachgeholfen hatte, aktivierten sich auch seine schauspielerischen Künste.
    »Und was für ein Marlin! Ihr hättet dieses Schwert am Kopfende sehen müssen. Bestimmt einen halben Meter lang. Ich konnte dem Vieh nur mit Mühe ausweichen«, log er zu Oles Zufriedenheit.
    »Jedenfalls bin ich dann sofort ins Wasser, um Marc beizustehen. Wir wollten den Fisch mit bloßen Händen einfangen, aber als ich einen Moment lang unachtsam war, hatte er mich bereits mit unglaublicher Wucht gegen das Boot geschleudert. Fast hätte ich dabei meine beiden Beißer verloren«, sagte er und riss den Mund weit auf, um allen Anwesenden seine Kriegsverletzung zu zeigen. »Wir konnten ihn für einen Augenblick unter Kontrolle bringen und sahen uns schon triumphierend an Land gehen, als sich der Marlin entriss und mit seinem Schwert ein Loch in das Boot bohrte. Wir können von Glück reden, dass wir jetzt hier überhaupt sitzen können!«
    Er beendete das Märchen und blickte in Gedanken an die Güte des Herren auf seine Bierflasche herab, wobei er nicht eine Miene verzog. Bei dieser Darbietung wäre man am Broadway sicherlich vor Neid geplatzt, dachte

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