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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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fragt er und schaut mich aus den Augenwinkeln erwartungsvoll an.
    »Keine Ahnung«, gestehe ich kichernd.
    Sein Gesicht verzieht sich zu einem Lächeln, und um die Augen bekommt er kleine Lachfältchen. »Wollen wir ein bisschen frische Luft schnappen?«
    »Gute Idee.«
    Wir bahnen uns einen Weg durch die Menschen, die in Trauben vor der Galerie und auf dem Gehsteig die Straße entlang zusammenstehen, bis wir aus der Menge heraus sind und es etwas ruhiger wird.
    Einen Moment lang stehen wir beide einfach nur da und nippen an unserem Champagner. Dann, nach einem ausgedehnten Schweigen, meint Adam plötzlich: »Und, kommt dein Freund heute Abend auch?«, und zwar in einem gespielt beiläufigen Tonfall.
    Mir schnürt sich die Brust zu, und ich tue, als betrachtete ich angestrengt die Bläschen in meinem Glas, aber ich spüre, wie er mich anschaut. »Wir haben uns getrennt«, sage ich, sehr um einen sachlichen Tonfall bemüht.
    Vorsichtig linse ich in seine Richtung. Gut möglich, dass ich mir das bloß einbilde, ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass ganz kurz ein kleines, hocherfreutes Lächeln über sein Gesicht huschte.
    »Oh, wieso das denn?«
    Zumindest glaube ich, dass er nur so nonchalant tut. Vielleicht ist es aber auch nicht gespielt, und es ist ihm wirklich schnurzpiepegal, und ich steigere mich da bloß wieder in was rein.
    Urplötzlich komme ich mir wieder vor wie damals mit zwölf, als ich nicht so genau wusste, ob Robert Pickles mich mochte oder ob er im Matheunterricht immer gegen mein Stuhlbein trat, weil es ihm Spaß machte, gegen mein Stuhlbein zu treten . Ich habe es nie erfahren, aber man sollte doch meinen, nach all den Jahren hätte ich etwas dazugelernt, mir ein
paar Tricks abgeschaut, wie man dieses ganze Ding mit der Körpersprache auf die Reihe kriegt.
    Aber nein, ich tappe immer noch völlig im Dunkeln, denke ich frustriert. Wären Männer doch wie New Yorker Taxis und hätten eine kleine Leuchte auf dem Kopf, die sie anknipsen, wenn sie Interesse haben, und ausschalten, wenn sie nicht zu haben sind. Dann wüsste man wenigstens, woran man ist, und bräuchte sich nicht dauernd Sorgen zu machen, dass man was missversteht und sich bis auf die Knochen blamiert.
    Wie jetzt zum Beispiel. Ich schaue Adam an. Ist seine Leuchte ein- oder ausgeschaltet?
    Aus Sicherheitsgründen entscheide ich mich für die »Licht aus«-Option.
    »Hat einfach nicht gepasst«, entgegne ich achselzuckend.
    Na ja, ich werde ihm doch ganz sicher nicht die Wahrheit auf die Nase binden, oder? Dass ich Nate für meinen Seelenverwandten gehalten habe. Dass ich dachte, wir könnten nicht ohne einander sein, nur um dann einsehen zu müssen, dass wir nicht miteinander auskommen können. Und dass wir schließlich einen Riesenkrach hatten, bei dem er unaussprechliche Dinge über meine Oberschenkel gesagt hat und ich eine gemeine Bemerkung über sein lichter werdendes Haupthaar von mir gegeben habe.
    Genau.
    Ich glaube, ich bleibe der Einfachheit halber bei: »Es hat nicht gepasst.«
    »Oh, das tut mir aber leid«, murmelt Adam leise.
    »Danke.« Ich lächele ihn ein wenig wehmütig an, aber irgendwie will ich auch nicht, dass es ihm leidtut. Er soll sich lieber freuen, dass ich wieder Single bin.
    Moment mal, was habe ich da gerade gedacht?
    Als mir dämmert, was da in meinem Hirn gerade vor sich geht, kommen mir zwei weitere Gedanken: 1) Wenn ich ein
Taxi wäre, dann wäre meine Leuchte gerade angegangen; und 2) Was ist das bloß für ein schrecklicher Krach?
    Unsanft werde ich von dem Lärm, der aus einem der Läden auf der anderen Straßenseite zu uns herübertönt, aus meinen Überlegungen gerissen. Der Laden ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Es ist so ein Elektronikgeschäft, in dessen Auslage sich Toaster, Wasserkocher, Hi-Fi-Anlagen und Fernseher stapeln, und auf allen Fernsehern läuft derselbe Sender. Ich gucke etwas genauer hin, und auf sämtlichen Bildschirmen prangt in schreienden Farben und gigantischen Lettern genau derselbe Schriftzug, und dann ertönt ein ohrenbetäubender Jingle mit der Titelmusik. Sogar hier auf der anderen Straßenseite kann ich die süßliche Ansagerstimme deutlich hören, die dröhnend verkündet: »Big Bucks heißt großes Geld!«
    Big Bucks? Augenblick mal, so heißt doch Nates Quizshow, mit der er, wie passend, richtig großes Geld verdient. Er hat mir einmal abends, als wir im Bett lagen, davon erzählt, dass diese Show die lukrativste und erfolgreichste seiner Fernsehproduktionen sei.

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