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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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verschwunden. Wo ist er bloß hin?
    Und dann sehe ich ihn. Er steht drüben am Eingang der Galerie. Raucht eine selbstgedrehte Zigarette und unterhält sich mit einem Mädchen . Mit einer sehr hübschen Brünetten! Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Die beiden haben die Köpfe zusammengesteckt und sind in ein angeregtes Gespräch vertieft, und dann sehe ich, wie sie ganz leicht seinen Arm berührt. Mir dreht sich der Magen um. Wer ist das? Es versetzt mir einen Stich, ihn so mit dieser Frau dastehen zu sehen, und dann falle ich in ein bodenloses Loch, bin maßlos enttäuscht, als ich mitbekomme, wie die beiden in schallendes Gelächter ausbrechen. Sie sehen sehr vertraut aus, entspannt, als gehörten sie zusammen.
    »Tut mir leid, würden Sie mich bitte entschuldigen?« Abrupt unterbreche ich Brad mitten im Satz.
    »Oh … ja, klar.« Er nickt und scheint etwas verdattert.
    Schnell drehe ich mich um, ehe Adam merkt, dass ich zu ihm rüberstarre, und verschwinde dann rasch durch die Menschenmenge hinaus in die Nacht.
     
    »Du bist aber früh zu Hause.«
    Als ich in unserer Wohnung ankomme, sitzt Robyn von Zeitschriftenstapeln umgeben im Schneidersitz mitten im Wohnzimmer auf dem Boden.
    »Ja.« Ich nicke niedergeschlagen und lasse mich auf das Sofa fallen.
    »Und dein Knöchel?«
    »Tut immer noch weh.« Mit schmerzverzerrtem Gesicht schlüpfe ich aus meiner Sandalette und reibe mir den Knöchel. Der ist ganz dick geschwollen, und langsam bildet sich ein großer lilablauer Fleck.
    »Am besten tust du gleich was von dem Arnika-Gel drauf.« Sie wühlt auf dem Couchtisch herum, der ebenfalls mit Zeitschriften übersät ist, bis sie eine Tube gefunden hat. »Damit reibst du dir dreimal täglich den Knöchel ein, und im Handumdrehen ist alles wieder gut«, erklärt sie und reicht mir die Tube.
    »Danke.« Dankbar lächele ich sie an und schaue dann zu, wie sie zur Schere greift und eine Zeitschrift in Angriff nimmt. »Was machst du denn da?«, frage ich neugierig.
    »Ich mache eine Traumtafel.« Und damit hält sie ein großes Stück Leichtschaumplatte in die Luft, auf das sie bereits etliche Zeitschriftenausschnitte geklebt hat. Ich sehe ein kleines Country-Cottage wie aus dem Bilderbuch mit Kletterrosen um die Tür, diverse Kinder mit rosigen Wangen und zwei ehemalige Tierheimhunde, Simon und Jenny nicht unähnlich. Ganz oben bilden ausgeschnittene Buchstaben die Worte »Harold« und »Seelenverwandter«.
    »Ich dachte, so eine hättest du schon gemacht.«
    »Die hat nicht funktioniert, also mache ich jetzt eine neue«, erklärt sie sachlich.
    Ich stutze. Sicher verbirgt sich dahinter irgendeine Logik.
    »Das ist das Haus, in dem ich leben möchte. Und das sind die Kinder, die ich eines Tages haben will.« Sie zeigt auf die einzelnen Bilder. »Und das sind meine Hunde.«
    »Und wo ist Harold?«, frage ich und mache spaßeshalber bei diesem seltsamen Spiel mit.
    »Na ja, das ist es ja – ich kann mich einfach nicht entscheiden. Was hältst du von dem hier?« Sie hält eine Zeitschrift hoch, die auf einer Seite mit einer Aftershave-Werbung aufgeschlagen
ist, auf der ein großer, dunkelhaariger Mann im Anzug zu sehen ist.
    »Ähm, ja, nicht schlecht.« Ich nicke, bemüht, nicht darüber nachzudenken, worüber wir hier eigentlich diskutieren.
    »Oh, gut. Finde ich auch.« Entschlossen nimmt sie die Schere und schneidet ihn aus. Dann greift sie nach ihrem Klebestift und pappt den Kerl mitten auf die Tafel.
    »Du hast sein Gesicht ja weggeschnitten«, merke ich vorsichtig an und betrachte den Fremden, der nun ein leeres Stück Styropor an der Stelle hat, wo eigentlich sein Gesicht sein sollte.
    »Ja, sicher.« Sie nickt, als sei das vollkommen normal und nicht serienkillergrenzwertiges Verhalten. »Wir wissen schließlich noch nicht, wie Harold aussieht, oder?« Mit gezückter Schere blättert sie weiter in den Zeitschriften. »Also lasse ich sein Gesicht leer, bis ich es weiß.« Sie guckt mich an, kleine Papierfetzen in den Haaren, wodurch sie fast ein bisschen irre aussieht. »Ist doch vollkommen logisch.«
    »Ja, genau, vollkommen logisch«, stimme ich ihr zu, wenn auch etwas zweifelnd.
    »Ach, übrigens, gerade fällt mir wieder ein, ich habe ja noch was für dich.« Womit sie in den Zeitschriften herumwühlt und schließlich einen Briefumschlag hervorholt. »Die Theaterkarten.«
    »Wow,toll, danke sehr.« Lächelnd nehme ich den Umschlag entgegen.
    »Wen nimmst du denn mit?«, fragt sie und tut ganz beiläufig.
    Ich

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