Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)
Damals hatte ich gar nicht richtig zugehört – ich muss gestehen, mich interessierte das, was da unter den Laken war, wesentlich mehr als irgendwelche Geldpreise –, aber jetzt …
Nun starre ich wie hypnotisiert auf die Bildschirme, über die nun in dutzendfacher Ausführung ein schmieriger Moderator mit strahlend weißen Zähnen springt, und augenblicklich fange ich an, mich akut fremdzuschämen.
»Lucy?«
Unvermittelt lande ich wieder im Hier und Jetzt. »Oh, entschuldige, ich war kurz abgelenkt«, stammele ich und drehe mich schnell wieder zu Adam um.
»Alles okay?«, fragt er und schaut mich etwas skeptisch an.
»Entschuldige … ja, alles okay.« Ich lächele und tue diesen komischen Zufall mit einem Schulterzucken ab.
Blöder Nate, der ist aber auch wirklich überall. Wenn ich ihm nicht gerade auf der Straße begegne, erinnert mich irgendwas an ihn. Es ist fast, als gäbe es kein Entkommen.
»Oh, gut, ich wollte dich nämlich gerade fragen … ähm … ob du vielleicht gerne …« Verlegen scharrt er mit den Füßen.
Plötzlich kribbelt mein ganzer Körper. Oh Gott, ich glaube, er will sich mit mir verabreden.
»Hey, Lucy, nicht wahr?«
Unvermittelt werden wir von einer lauten Stimme unterbrochen, und mir rutscht das Herz beinahe in die Kniekehlen. Oh nein, hau bloß ab. Geh weg, egal, wer du bist!
»Ja, das sind Sie doch!«
Ich tue, als hätte ich nichts gehört. »Was wolltest du gerade sagen …«, versuche ich Adam zu soufflieren und schaue ihn erwartungsvoll an, aber es nützt alles nichts. Die Stimmung ist dahin.
»Ich glaube, der meint dich«, sagt er und deutet über meine Schulter nach hinten.
Eisern versuche ich, mir nicht anmerken zu lassen, wie schrecklich enttäuscht ich bin, und drehe mich um und stehe unversehens vor einem kleinen Mann im glänzenden Anzug, der mich von einem Ohr zum anderen angrinst. Irgendwie kommt er mir bekannt vor, ich weiß nur nicht recht, woher …
»Die Fernsehparty, neulich Abend. Ich habe Ihnen ein Kompliment über Ihr süßes Kleidchen gemacht …«, hilft er meinem Gedächtnis auf die Sprünge.
»Oh, hallo … Brad?«
Klar doch, das war der schleimige Kerl, der mich ständig betatscht hat und einen schlechten Witz nach dem anderen gerissen hat.
»Brad heißt er, bad ist er.« Geiernd zündet er sich eine Zigarette an.
Mir bleibt die Spucke weg. Normalerweise ist ein Gespräch
ja so was wie ein Pingpongspiel, aber was soll man darauf erwidern? Verzweifelt zupfe ich an Adams Ärmel und ziehe ihn zu uns rüber. »Ich weiß nicht, ob ihr euch schon kennt? Das ist ein Freund von mir,Adam. Adam, das ist Brad.«
Meine Hoffnung, die Situation zu retten, indem ich die beiden miteinander bekannt mache, verraucht auf der Stelle. Brad brummt nur unfreundlich und gibt Adam widerstrebend die Hand, um sich gleich darauf wieder an mich zu wenden. »Und, wie geht es Nathaniel so?«
Ich glaube das einfach nicht .
»Oh … ähm, ganz gut, soweit ich weiß.«
»Ein toller Kerl. Ihr beide seid wirklich ein schönes Paar.«
Das ist alles nur ein böser Traum. Bestimmt wache ich gleich auf.
»Na ja, ehrlich gesagt …« Aber er lässt mich gar nicht zu Wort kommen und wendet sich stattdessen an Adam.
»Ehrlich, die beiden sind so was von süß zusammen.«
Oh Gott. Mach, dass es aufhört. Bitte. Um Gottes willen. Bitte, mach, dass es aufhört.
»Ich hole mir mal was zu trinken«, sagt Adam und verlässt fluchtartig die Szene, ehe ich noch etwas sagen kann, um ihn aufzuhalten.
Mist.
Kurz überlege ich, meinen Champagner hinunterzustürzen und rasch hinter ihm herzulaufen, aber ich bin nicht schnell genug, wie ich geknickt einsehen muss. Widerstrebend drehe ich mich wieder zu Brad um, der jetzt endlos über sich selbst schwadroniert. Ich bemühe mich, halbwegs interessiert zu gucken – »Mhm … wirklich? … Mhm …« –, aber zehn Minuten später stecke ich immer noch in den Klauen dieser einseitigen Unterhaltung. Tapfer nicke und lächele ich immer weiter, dabei möchte ich mich am liebsten heulend vor Enttäuschung in eine Ecke setzen. Das ist alles allein Nates Schuld. Der Kerl sabotiert mich. Gerade denke ich noch, Adam will sich mit
mir verabreden, und im nächsten Moment steht Brad auf der Matte und vermasselt alles.
Und wo wir gerade bei schlechtem Timing sind.Wo steckt eigentlich Adam die ganze Zeit? Unauffällig versuche ich, über Brads Schulter zu spähen und ihn ausfindig zu machen. Der ist schon seit Ewigkeiten
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