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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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genommen …«
    Ehe ich den Satz beenden kann, ist er auch schon aus der Scheune marschiert. Schnell laufe ich ihm hinterher, ehe er mich einsperrt. Glauben Sie mir, das würde ich ihm durchaus zutrauen.
    »Also, noch irgendwelche letzten Fragen?« Er befestigt ein Vorhängeschloss an der Tür und dreht sich zu mir um. »Dann sollten Sie jetzt sprechen oder für immer schweigen.« Er wedelt
mit der Hand über dem Kopf herum und macht eine alberne, übertrieben förmliche kleine Verbeugung.
    Ich rühre keinen Muskel. Nichts, was Artsy noch tun oder sagen kann, könnte mich noch verwundern.
    Außer …
    »Warum eigentlich diese ganze Geheimniskrämerei?«, platze ich heraus.
    Schlagartig verfinstert sich seine Miene, und eine steile Falte erscheint zwischen seinen Augenbrauen und zieht sich hinter seiner Fliegerbrille nach unten.
    Ach du Schande, ich und meine große Klappe. Auf der Stelle bereue ich meine unüberlegte Frage schon wieder. Warum um alles auf der Welt musste ich das bloß rausposaunen? Dabei lief es doch so gut. Mit einem Anfall von Panik versuche ich, meinen Fehler wiedergutzumachen, und tue, was ich in einer solchen Situation immer tue: Ich rede einfach weiter. »Ich meine, man kennt ja nicht einmal Ihren richtigen Namen.«
    Obwohl ich eigentlich verdammt noch mal die Klappe halten sollte.
    »Fragt irgendjemand Sting nach seinem richtigen Namen?«, blafft er mich an. »Oder Madonna?«
    »Naja, Madonna ist ihr richtiger Name«, kann ich mir nicht verkneifen, ihn zu belehren.
    »Ach, echt?« Überrascht schaut er mich an, und dann bedenkt er mich mit seinem strahlenden Lächeln. »Tja, dann kann ich Ihnen wohl auch ein kleines Geheimnis verraten. Im Grunde genommen ist er mir ziemlich peinlich …« Und damit drückt er mir seinen buschigen Bart ans Gesicht und flüstert mir etwas ins Ohr.

Achtundzwanzigstes Kapitel
    »Er heißt Harold!«
    Eine Stunde später sitze ich in einem Café und telefoniere vollkommen aufgelöst mit Robyn.
    »Lucy?« Sie klingt irgendwie leicht durcheinander. »Alles in Ordnung?«
    »Hast du gehört, was ich gerade gesagt habe?« Kaum hatte Artsy mir seinen richtigen Namen verraten, habe ich auch schon versucht, Robyn telefonisch zu erreichen, aber der Empfang hier auf der Insel ist so schlecht, dass ich erst jetzt, wo ich wieder in Menemsha bin, ein brauchbares Signal bekomme.
    »Ähm, entschuldige … kannst du das noch mal wiederholen?«
    »Der Künstler, wegen dem ich auf Martha’s Vineyard bin«, rufe ich in den Hörer. »Du wirst mir das nicht glauben, aber er heißt tatsächlich Harold!«
    Robyn schnappt nach Luft. »Du hast jemanden kennengelernt, der Harold heißt?«, wispert sie.
    Okay, dann breche ich eben mein Schweigegelübde.
    »Aber es muss unter uns bleiben«, schicke ich rasch hinterher. Ich war noch nie gut darin, Geheimnisse für mich zu behalten. Es liegt einfach in der Natur der Sache, dass man sie, kaum hat man sie erfahren, auch schon weitererzählen will. Doch das hier ist mehr als bloß ein kleines Geheimnis, denke ich und versuche, mich damit vor mir selbst zu rechtfertigen. Das ist ihr Schicksal. Das ist Harold!
    Himmel, ich bin ja schon genauso schlimm wie sie.
    »Wie sieht er aus?«, fragt sie leise.
    »Groß, dunkelhaarig, attraktiv …« Ich breche ab. »Na ja, wäre er zumindest, wenn er sich den Rauschebart abrasieren und andere Klamotten anziehen würde, aber da lässt sich sicher was machen.«
    Stille am anderen Ende der Leitung.
    »Robyn? Bist du noch da?«
    »Ja, ich bin noch da.« Sie klingt absonderlich ruhig. Eigentlich hatte ich gedacht, sie würde begeistert in den Hörer johlen. Aber nein, stattdessen johle ich begeistert in den Hörer. Ich weiß, womöglich steht sie unter Schock, fällt es mir siedend heiß ein.
    »Hey, alles okay bei dir?« Das macht mir jetzt fast ein bisschen Sorgen. »Ist wohl ein richtiger Schock für dich, was?«
    »Nein, eigentlich nicht«, entgegnet sie ungerührt.
    »Nicht?« Also, das schockiert jetzt wiederum mich.
    »Natürlich nicht«, entgegnet sie und klingt dabei gänzlich unbeeindruckt. »Ich habe ja immer gewusst, dass er irgendwo da draußen ist und ich ihn früher oder später finden würde. Wie sollte es anders sein? Schließlich ist er mein Seelenverwandter«, erklärt sie mit absoluter Gewissheit. »Es war einfach bloß eine Frage der Zeit. Wie immer dreht sich alles bloß ums richtige Timing und …« Sie unterbricht sich. »Entschuldige, D, ich telefoniere gerade. Bin gleich wieder bei

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