Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)
und schaut auf. »Sieh mal, du und Nate, ihr habt euch das gemeinsam eingebrockt, also müsst ihr die Suppe nun auch gemeinsam auslöffeln.« Sie zuckt leicht mit den Schultern. »Ist doch logisch.«
»In deiner Welt vielleicht«, gebe ich zurück, wickele mir den Bademantel um die Knie und schlinge dann die Arme darum. »In meiner Welt gibt es keine Magie und Zaubersprüche und uralte Legenden.«
»Ach nein?« Robyn zieht kritisch die Augenbrauen hoch und schaut mich mit skeptischem Blick durchdringend an. »Das sah aber vor Kurzem noch ganz anders aus.«
Empört mache ich den Mund auf, um zu widersprechen, doch dann seufze ich nur, lasse meinen Toast fallen und vergrabe das Gesicht zwischen den Knien. »Oh Gott, das ist hoffnungslos«, stöhne ich mit dumpfer Stimme in die Falten meines Bademantels. »Ich habe alles ausprobiert, und alles ist in
die Hose gegangen. Wir machen uns immer noch gegenseitig das Leben zur Hölle. Adam redet nie wieder mit mir, und Beth redet vermutlich nie wieder mit Nate. Nach Venedig zu fliegen wird auch nicht funktionieren. Das ist eine völlig absurde Idee.«
»Hör zu, Lucy«, meint Robyn plötzlich mit knallhartem Unterton. »Tu das, was du für unmöglich hältst. Fall auf die Nase. Versuch es noch mal. Beim zweiten Mal klappt es schon besser. Die einzigen Leute, die nie auf die Nase fallen, sind die, die nie aufs Hochseil steigen. Das ist dein Moment. Surf die Welle.«
»Hä?« Verdutzt gucke ich Robyn an, die mich mit hochrotem Gesicht wild entschlossen anschaut.
»Oprah«, ergänzt sie zur Erklärung.
»Aber wie soll ich denn bitte die Welle surfen? Nate fliegt nie im Leben mit mir nach Venedig. Das kann ich vergessen!« Im Hintergrund höre ich einen Song aus dem Radio dudeln: Neil Sedaka trällert fröhlich »Breaking Up Is Hard to Do!« in den Äther. Wie wahr. Schlussmachen ist wirklich nicht so einfach. Ich beuge mich rüber und schalte das Radio aus.
»Woher willst du das wissen?«
Mir schießen einige unzusammenhängende Bilder durch den Kopf: wie wir uns auf Martha’s Vineyard ein Bett geteilt haben, wir beide beim Karaoke-Singen, wie wir uns in der Küche angeschrien haben, weil er mir vorgeworfen hat, seine Beziehung mit Beth sabotiert zu haben. »Glaub mir, das Letzte, was der will, ist, mit mir einen Ausflug nach Italien zu machen. Lieber würde er sich mit einem spitzen Pflock die Augen ausstechen lassen.«
»Tja, dann musst du ihn überreden«, meint Robyn unverblümt.
Ich schaue sie fragend an. »Und wie?«
»Keine Ahnung.« Nachdenklich legt sie den Kopf schief
und kaut gedankenversunken. »Du musst dir eben was einfallen lassen.«
»Und wenn nicht?«, frage ich bange und schaue sie Böses ahnend an.
»Dann bleibt ihr für immer zusammen«, erklärt sie ungerührt, futtert ihren Toast auf und greift nach der nächsten Scheibe.
Mit Robyns mahnenden Worten, die mir noch in den Ohren klingen, schaffe ich es, all meinen Mut zusammenzunehmen und Nate in der Arbeit anzurufen. Wie erwartet reagiert er nicht gerade begeistert. Im Klartext heißt das: Er legt etliche Male einfach auf, beschimpft mich als etwas, das ich hier nicht wiederholen möchte, und lässt sich schließlich breitschlagen, mir »dreißig Sekunden zuzuhören«. Aber schon nach etwa zehn Sekunden fällt er mir ins Wort. Nein, er fliegt nicht mit mir nach Venedig. Ja, ich muss wirklich vollkommen verrückt sein, und ob ich denn nicht weiß, dass gerade das Filmfestival in Venedig stattfindet und dass ich niemals eine Unterkunft finden werde, weil alles total ausgebucht ist, also viel Glück damit.
Dann legt er auf.
»Kurz gesagt, ich bin angeschmiert.«
Es ist Mittagszeit, und ich stehe mit Robyn bei Katz’s in der Schlange an und warte darauf, meine Bestellung aufzugeben.
»Bist du sicher, dass er die Wahrheit sagt? Vielleicht ist das bloß ein Trick, um dich davon abzuhalten hinzufahren?«, meint sie optimistisch. Dann zieht sie einen Brownie aus der Tasche, wickelt ihn aus und beißt herzhaft hinein.
»Nein, er hat recht – ich habe es gegoogelt«, meine ich seufzend. »Das Festival findet tatsächlich gerade statt, weshalb die Flugtickets ein kleines Vermögen kosten. Das kann ich mir nie im Leben leisten.«
»Das ist doch kein Problem – du kannst meine Bonusmeilen benutzen. Davon habe ich noch tausende von meinen ganzen Reisen.«
»Mensch, Robyn, das ist echt lieb von dir.« In dankbarem Staunen schaue ich sie an, dann muss ich die Stirn runzeln. »Aber selbst
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