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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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uniformierte Pförtner herausgeeilt kommt, um uns in Empfang zu nehmen.
    Wow. Da kommt man sich ja vor, als würde man im Savoy einchecken.
    »Sind Sie sicher, dass das hier kein Hotel ist?«, frage ich Mikey, der längst aus dem Truck gesprungen ist und mit lautem Rumpeln die hinteren Türen aufreißt.
    Über meine Reaktion muss er lachen. »Ja, manche Leute leben so, Lady.«
    Mir flattern plötzlich die Nerven. Himmel, das ist ja wirklich oberpiekfein. Nervös steige ich aus dem Transporter, ziehe hektisch meinen Rock gerade und fahre mir schnell noch durch die Haare, die mir von der Hitze wirr vom Kopf abstehen. Noch so ein Unterschied zwischen meiner Schwester Kate und mir. Sie hat dickes blondes Haar, meine Haare sind fein und braun.
    Ehrlich, ich habe die langweiligste Haarfarbe der Welt. Nie werde ich vergessen, als ich mir zum ersten Mal die Haare gefärbt habe. Ich habe sie mit den Farbskalen in der Drogerie verglichen, und nun raten Sie mal! Meine Haare sind nicht kastanienbraun oder dunkelbraun; sie sind »mittelbraun«. Gibt es eine ernüchterndere Bezeichnung?
    Weshalb ich mir fortan kontinuierlich die Haare färbte. Ich war schon »Karamell«, »Zimt«, »Tiefschwarz« und so ziemlich alles dazwischen, einschließlich einer eher seltsamen Phase Mitte zwanzig, als ich mal was anderes ausprobieren wollte
und mir die Haare mit »Bubblegum Pink« gefärbt habe. Derzeit trage ich ein sehr gediegenes, gesetztes »Kastanienbraun«.
    »Guten Tag. Sie kommen von der Galerie?«
    Ich drehe mich um, und vor mir steht der Portier. In seiner dunkelgrünen Uniform mit der Schirmmütze und den weißen Handschuhen nickt er mir kurz zu.
    »Hallo, ja, genau«, sage ich und lächele ihn an, um meine Nervosität zu überspielen, ehe ich merke, dass er mein Lächeln nicht erwidert und ich ihn angrinse wie eine Bekloppte. Schnell mache ich ein ähnlich förmliches Gesicht wie er. »Lucy Hemmingway … ähm … Chefkoordinatorin.«
    Okay, das habe ich mir gerade ausgedacht. Eigentlich habe ich überhaupt keinen Titel.
    »Ich bin zuständig für die Lieferung und Installation der Sammlung.«
    Ich bemühe mich, hyperprofessionell zu klingen. Als wäre ich vollkommen Herrin der Lage, ganz gleich, was auch passiert. Geschäftstüchtig, durchorganisiert und, na ja, im Grunde genommen genau wie meine Schwester.
    Auf keinen Fall – ich wiederhole – auf gar keinen Fall will ich wirken, als würde ich Probleme normalerweise ignorieren, in der Hoffnung, dass sie dann irgendwann von selbst verschwinden; als würde ich Listen schreiben, nur um sie postwendend zu verlegen, und als hätte ich versehentlich mal bei einer E-Mail-Geburtstagseinladung einer Freundin auf »Allen antworten« gedrückt und sie gefragt, ob sie immer noch mit ihrem Exfreund ins Bett geht.
    »Ah ja.« Der Portier nickt ernst. »Ich bin angewiesen worden, Sie zu erwarten.« Und damit rückt er sich die halbmondförmige Brille auf der Nase zurecht, während seine Augen zu den Gemälden huschen, die Mikey gerade aus dem Laster auf einen Transportwagen lädt. »Ich habe Anweisung, Sie ins Penthouse zu begleiten.«
    Mein Magen schlägt einen kleinen Purzelbaum. Muss an dieser Penthouse-Geschichte liegen. Man kann vielleicht das kleine Mädchen aus der schäbigen Miniwohnung im Earls Court holen, aber man bringt die schäbige Miniwohnung nicht mehr aus dem kleinen Mädchen heraus.
    »Wenn Sie mir bitte folgen möchten.«
    Mit Mikey im Schlepptau, der den Handwagen schiebt, folge ich dem Portier folgsam durch die Tür nach drinnen und betrete ein weitläufiges Marmorfoyer mit allen Schikanen, einschließlich eines plätschernden Wasserspiels, gesteppter Ledersofas und überdimensionalerVasen, aus denen üppige exotische Blumenarrangements quellen, die genauso teuer sind, wie sie aussehen.
    »Der Fahrstuhl ist gleich geradeaus.«
    Ich versuche mich ganz nonchalant und unbeeindruckt zu geben, aber ich verrenke mir fast den Hals, weil ich nach links und rechts gucke und den Kopf verdrehe wie eine verwunderte Eule. Diese Halle ist Welten entfernt vom Eingangsbereich unseres Hauses, der mit den vielen wahllos abgestellten Fahrrädern und Kinderwagen und den gigantischen Poststapeln der reinste Hindernisparcours ist. Und dann muss man noch die drei Stockwerke zu Robyns und meiner Wohnung hochklettern. Über eine Treppe, die nebenbei bemerkt so steil ist, dass der Aufstieg zu den Maya-Pyramiden von Chichén Itzá in Mexiko dagegen wie ein kleiner Sonntagsspaziergang

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