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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Penthouse-Wohnung, und ich drehe mich zu Mikey um, der Stielaugen macht und sich haltsuchend an seinen Handwagen klammert. »Ich hab’s nicht so mit hohen Häusern. Mir wird da immer schwindelig«, brummt er kurz angebunden und verzieht das Gesicht, als sei ihm übel, während er auf die Skyline und die in den Himmel ragenden Wolkenkratzer hinausschaut, mit denen wir jetzt auf einer Höhe sind.
    »Ich würde vorschlagen, die Kisten im Korridor abzustellen«, meldet sich der Portier hinter uns zu Wort. »Damit der Durchgang nicht versperrt wird.«
    »Klar, gute Idee«, entgegnet Mikey nickend. Auf der Stelle macht er sich daran, die Kisten abzuladen. Er scheint es eilig zu haben, hier wieder rauszukommen.
    »Es ist sehr wichtig, dass der Durchgang frei bleibt«, fährt der Portier todernst fort. »Wegen der Brandschutzbestimmungen, Sie verstehen.«
    »Ähm, ja, verstehe.« Ich nicke etwas geistesabwesend, während mein Blick durch die Wohnung flitzt. Herrjemine, das Ding ist ja riesig.
    Wow. Im Kopf höre ich eine spöttische Stimme. Wer wohnt denn in so einem Kasten?
    »Brand?«, fragt Mikey beunruhigt. Seine Stimme klingt etwas erstickt. »Hat jemand gerade was von einem Brand gesagt?« Er legt noch mal einen Zahn zu beim Ausladen, und sein Bizeps pumpt wie ein Kolben.
    Und weiß. Alles ist weiß, fällt mir gerade auf, während mein Blick über die weißen Teppiche, die weißen Sofas und die weißen Wände schweift. Da werde ich schon allein vom Hinschauen ganz kribbelig. Als könnte mich unvermittelt der unwiderstehliche Drang überkommen, ein Glas Rotwein durch den Raum zu schleudern.
    Wobei ich natürlich normalerweise nicht rumlaufe und mit Rotweingläsern um mich werfe, aber manchmal verschütte ich schon mal was. Nicht dass ich ungeschickt wäre, ich bin bloß …
    Ach, wem will ich was vormachen? Würde ich hier wohnen, ich müsste Vanish -Aktienanteile kaufen.
    Aber darum brauche ich mir ja Gott sei Dank keine Sorgen zu machen, überlege ich und muss an meine vollgestopfte Schuhschachtel mit den sich heftig beißenden Farben und dem wild zusammengewürfelten Secondhand-Stilmix aus Ost und West denken. Wem’s gefällt.
    »Ich mag Kunst, wissen Sie.«
    Mühsam reiße ich den Blick los und gucke den Portier wieder an. »Ach, tatsächlich?« Ich nicke höflich.
    »Van Gogh ist mein Lieblingsmaler«, gesteht er mir. »Ist von dem was dabei?«, fragt er und weist mit dem Kinn auf die Kisten.
    »Ähm, leider nein.« Ich lächele ihn entschuldigend an.
    Enttäuscht zieht der Portier ein langes Gesicht.
    »Okay, also, ich wäre dann hier oben so weit fertig«, werden wir von Mikey unterbrochen, der sich aufrichtet und uns
anschaut. Dann zieht er eine Rechnung aus der Gesäßtasche seiner Jeans und hält sie mir zum Unterschreiben hin.
    »Prima. Danke.« Ich kritzele meine Unterschrift darunter und reiche sie zurück.
    »Also, dann bin ich mal weg.« Fluchtartig stürzt er in Richtung Aufzug, vor dessen verschlossenen Türen er dann mit dem Handwagen stehen bleibt und auf den Portier wartet. Ein bisschen erinnert er mich an den Hund meiner Eltern, wenn es Zeit war zum Gassigehen und er an der Tür saß und verzweifelt darauf wartete, endlich rausgelassen zu werden.
    »Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden, Miss …« Der Portier räuspert sich, rückt seine Schirmmütze zurecht und marschiert zum Fahrstuhl wie ein Pilot auf dem Weg ins Cockpit. »Falls es Probleme gibt, klingeln Sie einfach unten.« Womit er mit der weiß behandschuhten Hand energisch den Knopf drückt. »Ich bin sofort zur Stelle.« Und dann sind er und Mikey hinter den sich schließenden Türen verschwunden.
    Ich lausche auf das Summen des hinuntergleitenden Fahrstuhls, das leiser und immer leiser wird. Und dann irgendwann nicht mehr zu hören ist.

Siebtes Kapitel
    Okay, was nun?
    Unversehens allein im Penthouse, bleibe ich zunächst wie angewurzelt stehen und schaue mich um. Es könnte eine Ewigkeit dauern, bis der Eigentümer nach Hause kommt. Was soll ich bloß so lange machen?
    Aus heiterem Himmel habe ich das Bild vor Augen, wie ich à la Macaulay Culkin in Kevin allein zu Haus wie von der Tarantel gestochen durch sämtliche Zimmer rase, alle Schränke aufreiße und außer Rand und Band auf den Betten herumhopse.
    Was ich natürlich niemals tun würde. Ich bin schließlich eine hochprofessionelle Neunundzwanzigjährige und kein achtjähriges Kind.
    Wobei ich zugeben muss, dass ich liebend gerne ein bisschen rumschnüffeln würde …

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