Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)
seinen Sekt verschüttet und sich dann umdreht, als hätte man ihn bei etwas Verbotenem ertappt.
Was ja auch der Fall ist.
»Ähm, ja bitte?«, stammelt er mit einem Mund voller Hackbällchen.
»Verzeihen Sie, aber ich habe Sie noch gar nicht auf der Gästeliste abgehakt«, flöte ich höflich lächelnd.
»Gästeliste?«
»Ja, das ist heute Abend nur für geladene Gäste«, erkläre ich freundlich, aber bestimmt, und winke mit meinem Klemmbrett.
Worauf er gar nichts sagt. Er starrt mich bloß an, als denke er angestrengt nach.
Unbehaglich trete ich von einem Bein aufs andere. »Und Ihr Name ist …?«, souffliere ich.
»Hey, haben wir uns nicht schon mal irgendwo gesehen?« Er kneift die Augen zusammen und fuchtelt mit dem Zeigefinger vor meiner Nase herum.
Ich trete einen Schritt zurück und gucke ihn etwas schief von der Seite an. Irgendwie kommt er mir schon bekannt vor, aber trotzdem … »Ich glaube kaum«, wehre ich kopfschüttelnd ab.
Dann entsteht eine kurze Pause, und dann …
»Kleiner Mann!«, ruft er triumphierend und bespuckt mich mit Hackbällchenkrümeln.
Ich wische sie mir vom Kleid. »Wie bitte?«
»Sie sagten, ich soll nicht rübergehen, bis der kleine Mann gesagt hat, dass ich gehen darf.« Er grinst.
»Ich habe keinen Schimmer, wovon …« Betreten verstumme ich, als es mir wieder einfällt.
Ach du lieber Himmel, der ist das. Letzte Woche. Als ich mich so abgehetzt habe, weil ich zu spät dran war für meine Verabredung mit Kate und Robyn in dieser Bar. Der Typ an der Kreuzung, als ich gerade die Straße überqueren wollte. Der Typ mit dem plüschigen Mikrofon und der Kamera. Der Typ, vor dem ich meinen dämlichen Spruch »Nie ohne Seife …« aufgesagt habe. Okay, das reicht. Ich winde mich innerlich bei der Erinnerung daran.Wie uncool.
»Ach ja, ich erinnere mich«, sage ich, bemüht, ganz nonchalant zu klingen.
»Dachte ich mir doch, dass Sie das sind.« Jetzt grinst er übers ganze Gesicht, und seine Augen funkeln, und er bekommt drum herum kleine Lachfältchen. Mir fällt auf, dass er sehr blaue, strahlende Augen hat und die längsten Wimpern, die ich je gesehen habe.
Wie ein Mädchen, denke ich, ehe mir aufgeht, dass ich ihn gerade anstarre, und ich schnell weggucke.
»Hallo. Ich bin Adam.« Womit er mir die Hand hinstreckt.
Diese ignoriere ich geflissentlich und widme mich stattdessen meinem Klemmbrett. »Hier steht kein Adam auf der Liste.«
»Ich weiß. Ich bin bloß zufällig vorbeigekommen.« Entschuldigend zuckt er die Achseln.
»Tja, das ist aber eine private Vernissage. Nur für geladene Gäste.« Ich betone dieses Wort besonders, aber er lächelt bloß, als sei das Ganze ein großer Spaß.
»Setzen Sie mich jetzt vor die Tür?«
Ich gerate ins Stocken. Plötzlich komme ich mir vor wie ein Rausschmeißer. »Nun ja, wenn Sie es so sehen wollen.«
»Okay, okay, keine Sorge, ich bin schon weg.« Er stopft sich das letzte Hackbällchen in den Mund und trinkt sein Glas
aus. »Meine Empfehlung an den Koch. Tolle Hackfleischbällchen.« Dann tupft er sich den Mund mit der Serviette ab und stellt sein Glas weg. »Aber nur so nebenbei bemerkt, nächstes Mal sollten Sie lieber echten Champagner kaufen.«
Empört stiere ich ihn an. So eine Frechheit!
»Man sieht sich.«
»Glaube kaum«, murmele ich kaum hörbar und schaue zu, wie er sich umdreht und durch die Menge nach draußen schlendert.
»Wer war das denn?« Eine Stimme in meinem Ohr lässt mich vor Schreck zusammenzucken, und als ich mich umdrehe, steht Nate neben mir.
»Oh … ähm … niemand«, stottere ich unbeholfen. »Bloß irgend so ein Typ.« Schnell wechsele ich das Thema. »Wie geht’s dir? Ist alles in Ordnung?«
»Ein einziger Alptraum im Studio, aber jetzt ist alles geregelt.« Lächelnd legt er mir den Arm um die Taille. »Und bei dir?«
»Ach, alles okay«, nicke ich geistesabwesend. Ich bin ganz kribbelig. Wobei das wohl nicht weiter verwunderlich ist. Schließlich ist das nicht nur ein wichtiger Abend für die Galerie, sondern auch Nates und mein erster öffentlicher Auftritt als Paar.
»Bloß okay?«, fragt er stirnrunzelnd, und als ich ihm in die Augen schaue, muss ich daran denken, wie viele Jahre ich von ihm geträumt habe, dachte, ich hätte ihn für immer verloren, mich gefragt habe, was passieren würde, sollten wir uns je wiedersehen.
Und jetzt sind wir wieder zusammen, und er steht da und hält mich im Arm.
Und da sage ich, es ist alles okay. Bin ich denn völlig
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