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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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es ist deine Schuld, wenn du in dein Telefon laberst und mich über den Haufen rennst«, erwidere ich ungehalten.
    »Du hast mich über den Haufen gerannt«, gibt er aufgebracht zurück.
    So kommen wir offensichtlich nicht weiter. Also verstummen wir beide und stieren uns nur finster an. Ich kann es kaum glauben. Bis letzte Woche hatte ich ihn zehn Jahre lang
nicht gesehen. Und in diesen zehn Jahren habe ich ständig davon geträumt, dass wir uns irgendwo zufällig in die Arme laufen, aber es ist nicht passiert. Und nun stehen wir hier, weil wir uns zufällig in die Arme gelaufen sind.
    »Übrigens, du hast noch ein paar Sachen bei mir im Badezimmer stehen gelassen«, meint er etwas unbehaglich, schiebt die Hände in die Hosentaschen und klimpert mit dem Kleingeld rum. »Ich wollte sie an die Galerie schicken.«
    »Ach, nicht nötig.Wirf sie einfach weg«, entgegne ich wegwerfend.
    Himmel, so weit ist es schon gekommen. Erst reißen wir uns gegenseitig die Kleider vom Leib, und dann diskutieren wir über die Entsorgung meiner Zahnbürste.
    »Okay, na ja, das war’s dann wohl …«
    »Ja, sieht so aus.«
    Für einen Moment sagt keiner von uns einen Ton, und dann klingelt sein iPhone wie der letzte Gong bei einem Boxkampf. Ein passendes Ende.
    »Also,ich muss rangehen …«
    »Ja, klar«, sage ich und nicke. »Mach’s gut, Nate.«
    Und damit lasse ich ihn mitten auf der Straße stehen, drehe mich um und gehe.
    Nach all den Jahren habe ich ihn endlich hinter mir gelassen, und diesmal schaue ich bestimmt nicht zurück.

Siebzehntes Kapitel
    »Möchtest du Sake?«
    Am Abend desselben Tages mache ich mich nach der Arbeit schnell auf den Weg zu Wabi Sabi, einem winzigen japanischen Restaurant, das versteckt im Souterrain unter einem Antiquitätenladen in Chelsea liegt. Meine Schwester sitzt bereits an der Sushi-Bar und wartet auf mich.
    »Ähm … ja, gerne«, schnaufe ich etwas atemlos von meinem Sprint von der U-Bahn hierher. Eigentlich war ich wild entschlossen gewesen, als Erste da zu sein, und hatte ein bisschen früher Feierabend gemacht, aber all meinen Bemühungen zum Trotz ist sie mal wieder vor mir da.
    Jetzt weiß ich auch, wie britische Urlauber sich fühlen müssen, wenn sie im Morgengrauen aufstehen, um noch einen Liegestuhl zu ergattern, nur um enttäuscht festzustellen, dass die Deutschen ihnen wieder mal zuvorgekommen sind.
    »Gut. Ich habe nämlich schon welchen bestellt.« Sie nickt mir zu, als ich neben ihr auf einen freien Hocker hüpfe. »Ich wollte nicht warten. War ja klar, dass du zu spät kommst.«
    Das ist mal wieder typisch meine Schwester. Nimmt kein Blatt vor den Mund.
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen«, flöte ich lächelnd und umarme sie, obwohl sie Umarmungen eigentlich nicht ausstehen kann. Und Küsschen auch nicht. Oder irgendwelche anderen öffentlichen Zuneigungsbekundungen. In der Schule wurde sie von den Jungs immer »der Eisberg« genannt, was ich ziemlich gemein finde. Und eine himmelschreiende Fehleinschätzung.
    Eisberge schmelzen schließlich früher oder später.
    »Ach, ehe ich es vergesse, ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, nächste Woche mit mir ins Theater zu gehen. Robyn hat zwei Freikarten«, sage ich, breche meine Essstäbchen auseinander und stürze mich auf die kleine Schale Edamame . Ich habe einen Bärenhunger. Schließlich habe ich den ganzen Tag bloß Kaffee getrunken und einen Apfel zu mir genommen.
    »Geht leider nicht. Ich muss trainieren«, entgegnet sie kopfschüttelnd.
    »Jeden Abend?«
    »Na ja, der Marathon ist schon in knapp zwei Monaten.«
    Das ist auch so eine Sache. Neben ihren Vierzehn-Stunden-Arbeitstagen im Büro trainiert sie momentan in ihrer kargen Freizeit für den New York Marathon.
    Ich weiß. Schon beim Gedanken daran kollabiere ich beinahe.
    »Ich habe Gutscheine für mein Fitnessstudio. Komm doch mal mit«, schlägt sie vor und zieht die Sojabohnen mit den Zähnen aus der Hülle. »Jetzt, wo du kein Yoga mehr machst«, meint sie mit einem spöttischen Grinsen, worauf ich ihr eins mit meinen Essstäbchen verpasse.
    Ich habe Kate schon erzählt, dass ich mich von Nate getrennt habe. Gestern Abend habe ich sie angerufen und ihr alles en détail erzählt, und als ich fertig war, habe ich tief durchgeatmet und auf ihre Reaktion gewartet. Die kam in Form eines einzigen Wortes – »Gut« –, und dann brachte sie das Gespräch ohne weitere Umschweife auf ihre neuen Badezimmerfliesen.
    »Überschwänglich« ist nicht unbedingt das

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