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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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ER gesehen? Nach George Clooneys Abgang fand ich die Serie irgendwie öde.
    »Nein, hinter dir«, zischt sie theatralisch wie ein komisches altes Weib.
    »Was?«Verdattert runzele ich die Stirn und frage mich, was plötzlich in sie gefahren ist. Dann drehe ich mich vorsichtig um.
    Es ist nicht zu fassen.
    Da, gleich rechts neben mir an der Sushi-Bar, sitzt Nate. Er ist mit einem anderen Anzug-und-Krawatten-Mann da, und die beiden sind augenscheinlich eben hereingekommen, denn sie bestellen gerade erst die Getränke. Ungläubig starre ich ihn an.
    »Sag mal, verfolgst du mich etwa?«, frage ich anklagend, als ich die Sprache wiedergefunden habe, die vom Schreck in Geiselhaft gehalten wurde.
    Als er meine Stimme hört, dreht er sich um, und als er mich sieht, zieht eine dunkle Wolke über sein Gesicht. »Verfolgst du mich etwa?«
    Mir sträuben sich die Nackenhaare. »Ich war zuerst hier«, erkläre ich steif.
    »Tja, wir haben den Tisch schon letzte Woche reserviert«, entgegnet er, als wolle er sagen: Jetzt hab ich’s dir aber gegeben.
    Kate legt nach und ruft über meine Schulter: »Wir sogar noch eine Woche früher. Du kannst gerne meine Assistentin fragen, wenn du’s nicht glaubst.«
    »Hallo, Kate.« Er nickt ihr kurz zu.
    »Nathaniel.« Sie bedenkt ihn mit einem ihrer furchterregenden Blicke.
    Eine ganze Weile fixieren sie sich wie Gegner bei einem Duell, und ich sehe, wie Nates Geschäftsfreund verunsichert von ihm zu uns und wieder zurück guckt, wie jemand, der gerade ahnungslos mitten in die Schießerei am O. K. Corral geraten ist.
    »Tja, was für ein Zufall«, erklärt Nate und reklamiert damit den Sieg für sich.
    »Tja, so kann man es natürlich auch nennen«, stichelt Kate trocken zurück.
    »Komm, wir setzen uns woandershin«, sage ich zu Kate. »Bestimmt ist irgendwo noch ein Tisch frei.«Worauf ich mich
umschaue und zu meinem Missfallen feststellen muss, dass das Restaurant inzwischen bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Es hat sich sogar schon eine Schlange vor der Tür gebildet. »Verflixt. Vielleicht gehen wir lieber«, schlage ich vor.
    Kate guckt mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Ich gehe nirgendwohin. Ich habe gerade für siebzig Dollar Sushi bestellt.«
    »Das könnten wir uns ja auch einpacken lassen«,flüstere ich.
    Sie bedenkt mich mit einem vernichtenden Blick. »Es ist von äußerster Wichtigkeit, der Gegenpartei keinen Anlass zu der Vermutung zu geben, sie habe eine wie auch immer geartete Machtposition.«
    »Kate, wir reden hier nicht über irgendwelche juristischen Spitzfindigkeiten«, jaule ich verzweifelt. »Wir reden hier von meinem Exfreund.«
    Stirnrunzelnd knöpft sie sich die Edamame vor. »Wenn hier einer geht, dann er, nicht wir.«
    »Macht er aber nicht – dafür ist er viel zu stur«, entgegne ich flehentlich.
    Aber sie weicht keinen Zentimeter. »Tja, dann ignoriere ihn einfach.«
    Was ich dann auch versuche. Ich gebe mir wirklich größte Mühe. Ich rede über das Fitnessstudio, die Galerie, über alles, was mir einfällt, bloß um nicht an ihn zu denken, aber das ist verdammt schwer. Ich meine, schließlich sitzt er direkt neben mir . Während ich meine Miso-Suppe schlürfe, höre ich, wie er den Kellner bittet, ihm zunächst sämtliche Weine auf der Karte herunterzubeten, um anschließend jeden einzelnen davon in aller Ausführlichkeit zu verkosten. Was mich vor gar nicht allzu langer Zeit noch schwer beeindruckt hat. Heute allerdings finde ich es einfach bloß affig. Irgendwann bin ich so entnervt, dass ich mich am liebsten zu ihm umdrehen und ihn anbrüllen möchte: »Jetzt bestell schon den verfluchten
Wein«, aber zum Glück werden just in diesem Moment meine knusprigen Lachsröllchen serviert und lenken mich von meinem Vorhaben ab, weshalb ich mir sämtliche bissigen Kommentare verkneife.
    Ehrlich gesagt, es ist ziemlich seltsam, aber im Laufe des Essens muss ich feststellen, dass gerade die Dinge, die ich früher so süß und liebenswert fand, mich jetzt nur noch annerven. Zum Beispiel, dass er sich die Haare vorne zu einem kleinen Hörnchen hochgelt oder dass er beim Lachen so komisch durch die Schneidezähne zischt oder dass er seine Big Bucks -Quizshow in jedem zweiten Satz erwähnt.
    »Ich meine, hat er vorher auch schon so viel über Big Bucks geredet und es ist mir bloß nicht aufgefallen?«, frage ich Kate flüsternd.
    Sie schaut kurz von ihren Tunfisch-Sashimi auf und legt die Stirn in nachdenkliche Falten. »Ich dachte, du wolltest

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