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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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angeboten hat, kostenlos in ihrem Studio zu trainieren, hat mein Eifer sie dann wohl doch etwas überrascht. »Was? Du willst gleich heute Abend da hingehen?«, fragte sie mich ungläubig, worauf ich ihr in knappen Worten erklärte, dass ich dringend was für meine Figur tun müsste, und was du heute kannst besorgen …
    Unerwähnt ließ ich hingegen Nates Bemerkung hinsichtlich meiner Cellulite, die ein schwelendes Loch in mein Hirn gebrannt hatte wie eine brennende Zigarette. »Wie kann der nur behaupten, ich hätte Cellulite?«, hatte ich ungefähr alle zehn Minuten Robyn empört angeschnaubt, und als loyale Freundin hatte sie natürlich gleich zurückgeschnaubt: »Ja, wie kann er nur! An deinen Oberschenkeln ist nichts auszusetzen!« Schließlich bin ich eine echte Frau und keine fitnessgestählte Bohnenstange. Und außerdem hat jede Frau Cellulite. Sogar Kate Moss. Ich meine, ich bin mir sicher, ich habe mal auf einem Foto von ihr kleine Dellen am Po gesehen.
    Okay, könnte auch eine optische Täuschung gewesen sein oder an der ungünstigen Beleuchtung gelegen haben, aber ich bin mir sicher, da war was.
    Nach meiner Brandrede – Nieder mit Nate, hoch lebe die Orangenhaut! –, während der ich in meiner Unterhose durchs Wohnzimmer stolzierte und die Fernbedienung wie ein Banner schwenkte, war ich ins Badezimmer gegangen und hatte meine Kehrseite in der gleißend hellen Beleuchtung des
Standspiegels betrachtet, nur um eine grauenhafte, erschütternde Entdeckung zu machen.
    Jemand hat mein Hinterteil geklaut! Und nicht nur das, nein, stattdessen hat er mir einen Kartoffelsack voller Hafergrütze dagelassen! Ich weiß zwar nicht, wann das passiert ist oder wie, aber eins weiß ich ganz bestimmt: Ich will meinen Hintern wiederhaben!
    Weshalb ich jetzt bei Equilibrium bin, einem supertrendy Fitnessstudio mit roten Backsteinwänden und Plasmabildschirmen, und außerdem einem Herzinfarkt nahe. Und das nicht bloß vom Training. Ich komme mir vor, als sei ich unversehens in ein Paralleluniversum katapultiert worden. Ein Universum, dessen Bewohner allesamt Designerstretchklamotten tragen, fitnessgestählte Körper haben und Waschbrettbäuche, gegen die selbst Brad Pitt nicht anstinken könnte. Mit iPods auf den Ohren, ein Handtuch lässig um die Schultern geschlungen und mit wippenden Pferdeschwänzen stolzieren sie herum und strotzen nur so vor Gesundheit und Lebenskraft. Es kommt mir vor, als sei ich auf dem Planeten der Schönheitsköniginnen gelandet.
    Wohingegen ich in meinem alten Unterhemd und ausgeleierten Shorts schnaufe wie eine alte Dampflok, mit einem Gesicht wie eine riesige, knallrote Tomate.
    »Was?«, brüllt Robyn, so wie Leute immer brüllen, wenn sie Kopfhörer aufhaben und glauben, in ganz normaler Lautstärke zu reden, dabei klingen sie wie Besoffene, die samstagnachts aus einem Tanzclub schwärmen.
    »Ach, gar nichts. Ich habe bloß laut gedacht.«
    Sie verzieht das Gesicht vor Konzentration und zieht die Ohrstöpsel aus den Ohren. Robyn hat tatsächlich einen tragbaren CD-Spieler dabei. Ich glaube, so ein Ding habe ich seit Mitte der Neunziger nicht mehr gesehen. Und sie trägt Batikklamotten. Neben ihr komme ich mir richtig hip vor, und das will schon einiges heißen.
    »Entschuldige, ich war gerade meilenweit weg«, japst sie und zerrt ihren Pferdeschwanz wieder zurecht. Sie hat die Haare oben auf dem Kopf zusammengebunden, und ihre braunen Locken ergießen sich zu allen Seiten hin wie eins von diesen Glasfaser-Leuchtbündeln.
    »Was hörst du denn?«, keuche ich neugierig. Ich stehe auf einem Ding, das sich Crosstrainer schimpft und mit einem gigantischen Bedienfeld voller blinkender Lichter und Anzeigen und Knöpfe aufwartet. Ich komme mir fast vor wie in einem Flugzeugcockpit. Wobei ich natürlich noch nie in einem Cockpit gesessen habe, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es ungefähr so aussehen muss. Womöglich allerdings nicht ganz so kompliziert, überlege ich und beäuge das Bedienfeld etwas beklommen.
    Nach etlichen Fehlversuchen habe ich es geschafft, das Gerät auf eine Funktion namens »Intervall« einzustellen, weil mir das kleine Diagramm an der Seite so gefiel: kleine Gipfel mit jeder Menge flachen Tälern dazwischen. Die Täler hatten es mir angetan. Sah kinderleicht aus. Mal unter uns, ist »Intervall« nicht eigentlich ein Synonym für »Pause«?
    Ähm, nein, nicht ganz, Lucy, denke ich zehn Minuten später mit vor Anstrengung unschön verzogenem Gesicht. Es ist

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