Trainer unter Verdacht
es war zu spät. Die
Tür der Kabine wurde aufgestoßen und der Bodyguard erschien. Er stürzte sich
auf die beiden und packte sie, noch bevor sie ins Wasser springen konnten.
Tim duckte sich in seinem
Versteck, damit er nicht auch entdeckt wurde. Die Jungs versuchten, sich noch
zu wehren, doch der Gorilla zerrte sie ins Innere der Kabine. Tim huschte zum
Schiffsfenster, um zu beobachten, was sich drinnen abspielte. Er konnte ein
eindrucksvolles Labor sehen, in dem sich diverse Apparaturen befanden, die er
teilweise aus dem Chemieunterricht kannte. Neben dem grobschlächtigen Bodyguard
stand ein spindeldürrer Mann, der einen weißen Kittel trug. Sein aschfahles,
eingefallenes Gesicht sah aus wie das einer Leiche.
Ein lebender Toter! Ein
Zombie!, dachte Tim. Kalt lief es ihm den Rücken hinunter. Der Leibwächter
hatte die beiden »Kicker Champs« in die Zange genommen. Zeck lehnte an einem
Tisch, auf dem diverse Flüssigkeiten in Reagenzgläsern blubberten. Er stand wie
unter Schock und starrte fassungslos vor sich hin.
»Na, das ist ja mal eine
Überraschung. Die Probanden höchstpersönlich!«, heuchelte Dr. Kaut. Er setzte
sein zuckersüßestes Lächeln auf. Seine Zähne sahen übertrieben weiß aus. »Lass
sie los, Gregor!«, befahl er seinem Leibwächter. Dieser lockerte den Griff.
Die »Kicker Champs« machten
sich los und atmeten erleichtert auf.
»Was fällt euch ein, mein
Schiff illegal zu betreten?« Seine Mundwinkel zogen sich nach unten und sein
Lächeln gefror. Dr. Kaut trat näher an die beiden heran. Es sah so aus, als ob
er sich seine Beute genauer anschauen wollte. Wie ein Habicht lauerte er,
bereit, sich gleich auf sie zu stürzen.
Andreas und Martin wichen
ängstlich einen Schritt zurück. Allen Mut zusammennehmend, stammelte Andreas:
»Wir... wir wollten wissen, woher... woher Herr Zeck diese unglaublichen Pillen
hat. Und weil wir sie weiternehmen wollen und er das nicht mehr will, da haben
wir gedacht...«
Kaut sah sie mit abgrundtief
bösem Blick an, der sie bis ins Mark erzittern ließ. Doch plötzlich entspannten
sich seine Gesichtszüge und er legte väterlich seinen Arm um sie. »Ihr seid
zwei ganz schlaue Jungs. Mit Tatendrang. Das gefällt mir. Ich habe mich heute
mit eurem Trainer darauf geeinigt, dass die Experimente weitergehen.« Er
schaute zu Zeck, der zögerlich nickte. Andreas versuchte zu lächeln, obwohl ihm
immer noch die Beine schlotterten.
»Dann kriegen wir weiter die
Pillen, Doktor?«, stotterte er.
»Aber natürlich«, lächelte Kaut
übertrieben und klopfte Andreas wohlwollend auf die Schulter. »Ich habe die
Rezeptur sogar noch verbessert. Das, was ihr bisher bekommen habt, hat den
Motor sozusagen nur angeworfen. Jetzt kriegt ihr den Turbolader.«
Er fischte aus einer Schublade
ein Pillenröhrchen.
»Von jetzt ab werde ich mich
persönlich um euch kümmern.« Er tätschelte Martin den Kopf. »Ihr seid die
Sportler der Zukunft«, sagte er mit falscher Wärme in der Stimme. »Von Ihnen,
Zeck, erwarte ich Report in den nächsten zwei Tagen.... Gregor, bring sie
zurück an Land.«
Der Gorilla geleitete die drei
nach draußen und schipperte sie hinüber zur Insel. Tim blieb unentdeckt. Er
wartete noch einen Moment, bis die Luft rein war, und sprang dann mit einem
Kopfsprung vom Schiff ins Wasser. Gaby war heilfroh, als er wieder bei ihnen
auftauchte. Sie umarmte ihn überglücklich. Tim blickte ernst.
»Die Sache wird brenzlig,
Leute.«
14. Ein
Goldschatz?
Außer TKKG waren im
»Piratennest« nur noch wenige Gäste. Es war schon spät. Der Wirt hatte sie auf
seine schräge Art und Weise gefragt, ob sie eine Meute finsterer
Gespensterpiraten seien, die durch einen Fluch dazu verdammt waren, ruhelos
umherzuirren. Klößchen hatte darauf geantwortet, dass ihn eher der Hunger
hierhergetrieben hätte. Er beklagte sich jetzt nicht mehr über ihren
nächtlichen Einsatz draußen und mampfte zufrieden ein riesengroßes Piratenschnitzel,
in dem ein Totenkopf-Fähnchen steckte.
»Das müssen Dopingpillen sein!«
»Doping? Was ist das?«, fragte
Klößchen und kaute auf einem Stück Fleisch.
»Die athletischen Anforderungen
in allen Sportarten steigen ständig und rasant«, fing Karl an zu erklären.
»Damit die Puste nicht ausgeht und die Beine nicht schlappmachen, greifen
manche zu illegalen chemischen Substanzen, die die Ausdauerleistung steigern
sollen.«
»Aber das hat doch sicher
irgendwelche furchtbaren Nebenwirkungen?«, fragte Gaby.
»Ganz genau.
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